Stand: 23.05.2023 20:18 Uhr
Nach über 100 Jahren ist endlich geklärt, wo sich das versunkene Rungholt geografisch befindet: Forschende, unter anderem von der Uni Kiel, konnten in einem Gemeinschaftsprojekt den Standort der Rungholter Kirche im nordfriesischen Wattenmeer lokalisieren. Das teilte das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein mit.
Der 1362 in einer Sturmflut untergegangene Handelsplatz Rungholt im nordfriesischen Wattenmeer ist seit Jahrhunderten Inhalt einiger Mythen und Sagen und beflügelt die Fantasie der Menschen. Nun hat ein Forscherteam bei der Hallig Südfall (Kreis Nordfriesland) eine bislang unbekannte, zwei Kilometer lange Kette mit Siedlungshügeln entdeckt. Einer dieser Hügel zeige Strukturen, die zweifelsfrei als Fundamente einer Kirche zu deuten seien, so das Forschungsteam.
Besonderheit des Fundes liegt in Bedeutung der Kirche
Etwa 600 Quadratmeter groß soll die alte Kirche nach Angaben der Forschenden sein. Durch geophysikalische Arbeiten entdeckte das Team die mittelalterlichen Warften, so werden die Siedlungshügel genannt. Sie liegen im heutigen UNESCO Welterbe Wattenmeer. 54 solcher Warften haben sie bereits gefunden - doch die Kirche ist speziell. "Die Besonderheit des Fundes liegt in der Bedeutung der Kirche als Mittelpunkt eines Siedlungsgefüges", sagt Ruth Blankenfeldt vom Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA).
Die Forschenden fanden außerdem systematische Entwässerungssysteme, einen Seedeich mit Sielhafen und zwei kleinere Kirchen oder Kapellen. Damit muss das gefundene Siedlungsgebiet nach ihren Angaben als einer der überlieferten Hauptorte des mittelalterlichen Verwaltungsbezirkes "Edomsharde" angesehen werden.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit führte zum Erfolg
Seit einigen Jahren wird Rungholt im Rahmen zweier von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderter interdisziplinärer Vorhaben erforscht: das RUNGHOLT-Projekt und das Wattenmeerprojekt im sogenannten Exzellenzcluster ROOTS. Verschiedene Fachdisziplinen arbeiten dabei zusammen. Das zahlt sich aus: Eine gemeinsame Analyse von Sedimentbohrkernen ermöglicht "nicht nur Aussagen über räumliche und zeitliche Zusammenhänge der Siedlungsstrukturen, sondern auch zur Landschaftsentwicklung", erklärt Dr. Hanna Hadler vom Geographischen Institut der Universität Mainz.
Neben dem Archäologischen Landesamt sind auch das ZBSA sowie die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz an den Forschungen beteiligt.
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