Doch nicht nur Scholz, auch US-Präsident Joe Biden wird von der Kampfpanzer-Frage verfolgt werden. Denn die USA liefern bisher ihre Abrams-Panzer ebenfalls nicht und auch keine Langstreckenraketen-Systeme. Scholz und Biden, das sind inzwischen so etwas wie Waffenbrüder. Schritt für Schritt, engstens abgestimmt, zusammen für die Ukraine und gegen Wladimir Putin. So zumindest sehen sie das gerne in Berlin. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die USA inzwischen mehr erwarten vom kleinen Bruder. Mehr Führung.
Ein Argument nach dem anderen bricht weg
Denn die Zeit drängt. Die kommenden Wochen vor dem Wintereinbruch gelten im Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland als entscheidend. Der Druck auf die USA, aber besonders auf Deutschland, ist in den vergangenen Wochen immer größer geworden. Im Osten Europas ist die Wut ohnehin schon länger riesig. "Berlins Zögern, die Untätigkeit, stellt den Wert des Bündnisses mit Deutschland ernsthaft infrage", sagte Polens Premier Mateusz Morawiecki dem "Spiegel".
Als wäre das nicht schon unangenehm genug, kam Berlin zuletzt ein Argument nach dem anderen abhanden, mit dem man bisher die Debatte zu bremsen versuchte. Zunächst kassierte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg das Berliner Argument, die Bundeswehr müsse weiterhin ihren Bündnisverpflichtungen nachkommen und könne nicht so viel abgeben. Mehr Waffen für die Ukraine, sagte Stoltenberg, seien ihm derzeit wichtiger als volle Depots der Nato-Staaten.
Dann machte die neue US-Botschafterin, Amy Gutmann, auch noch Druck auf Deutschland. Sie erwarte, dass die Bundesrepublik eine noch stärkere Führungsrolle übernehme, sagte sie im ZDF. So sehr sie die deutschen Bestrebungen begrüße und bewundere, "meine Erwartungen sind noch höher". Anschließend schrieb die US-Botschaft auf Twitter: "Die Entscheidung über die Art der Hilfen liegt letztlich bei jedem Land selbst."
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Dass die US-Botschaft glaubt, es extra unterstreichen zu müssen, zeigt, wie genervt die US-Seite offenbar ist. Bloß keine Alleingänge, wie Scholz ständig betont? Das sehen sie in Washington offensichtlich anders. Das Kanzleramt solle den eigenen Unwillen nicht verstecken hinter einer angeblich ausstehenden Erlaubnis aus dem Weißen Haus, heißt es.
Die US-Regierung erwartet also deutsche Führung, offenbar auch kommunikativ. Niemand, auch nicht Joe Biden, hindert Olaf Scholz daran, sich für die gemeinsame Lieferung von Kampfpanzern einzusetzen.
"Nie gesagt, dass wir niemals Kampfpanzer liefern"
Im Kanzleramt gibt man sich dieser Tage trotzdem betont einig mit Waffenbruder Joe. Es gebe "weder Aufforderungen, noch Druck, noch Bitten aus dem Weißen Haus", Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern, verlautbarte es vergangene Woche. Stattdessen gebe es Lob für die deutsche Unterstützung der Ukraine und die Hoffnung, dass es so weitergehe mit den Lieferungen. Und darauf könne man sich verlassen.
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