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Homosexualität und Arbeitsrecht: Synodaler Weg beschließt weitere Texte - katholisch.de

20:30 Uhr: Synodaler Weg für Änderungen im kirchlichen Arbeitsrecht

Der Synodale Weg fordert eine Liberalisierung des kirchlichen Arbeitsrechts. Am Freitagabend verabschiedete die Vollversammlung in Frankfurt mit großer Mehrheit ein Papier, dass sich gegen Sanktionen von wiederverheirateten Geschiedenen oder schwulen und lesbischen Paaren ausspricht. "Der persönliche Familienstand darf keine Relevanz für die Anstellung oder die Weiterbeschäftigung im kirchlichen Dienst haben", heißt es wörtlich.

Die Stoßrichtung deckt sich mit den bereits seit Längerem laufenden Reformbestrebungen der katholischen Bischöfe. Im Entwurf der Bischofskonferenz für eine neue "Grundordnung des kirchlichen Dienstes" heißt es unter anderem, die private Lebensgestaltung, "insbesondere Beziehungsleben und Intimsphäre" der Beschäftigten, solle keinen Anlass mehr für Kündigungen bieten, falls diese nicht im Einklang mit der kirchlichen Lehre stehe.

Die Kirchen in der Bundesrepublik haben ein eigenes Arbeitsrecht. Dieses Selbstbestimmungsrecht ist im Grundgesetz verankert. In der katholischen Kirche gehören dazu auch Anforderungen an die private Lebensführung der 790.000 Mitarbeiter von Caritas und Kirche. Außerdem gilt ein eigener Weg der Tariffindung: Löhne werden in eigenen Gremien ohne Gewerkschaften ausgehandelt; es gibt keine Aussperrungen und Streiks. Zuletzt geriet das kirchliche Arbeitsrecht durch europäische Rechtsprechung stark unter Druck. (KNA)

20:20 Uhr: Bischöfe und Laien: Homosexualität in Kirche neu bewerten

Die katholischen Bischöfe und die beim Synodalen Weg vertretenen Laien fordern eine Neubewertung von Homosexualität in der katholischen Kirche. Die Kirche müsse bekennen, dass sie homosexuellen Menschen durch ihre Lehre und in der Praxis Leid zugefügt habe. Außerdem dürfe keiner Person mehr die Übernahme kirchlicher Ämter oder der Empfang der Priesterweihe wegen ihrer Homosexualität verwehrt werden. Weiter heißt es in dem Papier: "Homosexualität ist keine Krankheit."

Am Freitagabend beschloss die Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt in Zweiter Lesung das Dokument mit großer Mehrheit. 92 Prozent aller Delegierten und 83 Prozent der Bischöfe votierten dafür. Im Anschluss an eine kontroverse Debatte hatte sich die Bischöfe vor der Abstimmung zu einer internen Beratung zurückgezogen. Die derzeit gültige kirchliche Lehre, wonach praktizierte Homosexualität sündhaft ist, kann verbindlich nur vom Papst oder von einem Konzil geändert werden. (KNA)

17:15 Uhr: Bischof Wilmer enttäuscht über Abstimmung bei Synodalem Weg

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer ist enttäuscht über das Abstimmungsergebnis des Synodalen Weges zu einer veränderten katholischen Sexuallehre. Dies sei klar ein Rückschlag für kirchliche Reformvorhaben, so Wilmer in einer vom Bistum Hildesheim verbreiteten Erklärung. "Ich habe für das Grundsatzpapier zur Reform der katholischen Sexuallehre gestimmt und hadere sehr damit, dass die Zweidrittel-Mehrheit der Bischöfe nicht erreicht worden ist", so der Bischof.

Er verstehe und teile die Enttäuschung vieler Katholikinnen und Katholiken über das Scheitern des Textes in der Abstimmung am Donnerstagabend, so Wilmer. Die Reform der kirchlichen Sexuallehre sei und bleibe ein wesentliches Thema. "Daran ändert die Ablehnung des Grundsatzpapiers durch eine Minderheit der Bischöfe nichts", so Wilmer weiter. Den Gläubigen im Bistum Hildesheim versichere er, sich weiterhin für eine Erneuerung der katholischen Sexualmoral einzusetzen.

Zum Auftakt der vorletzten Vollversammlung des Synodalen Wegs war am Donnerstag das erste Grundsatzpapier zur Liberalisierung der katholischen Sexualmoral an der Sperrminorität der Bischöfe gescheitert. Nach einer sehr emotionalen Aussprache hatten die anwesenden Bischöfe und übrigen Delegierten daraufhin in getrennten Krisensitzungen bis in die Nacht hinein über das weitere Vorgehen beraten. Am Freitag setzten die Delegierten ihre Debatte fort. (KNA)

13 Uhr: Synodalversammlung feiert gemeinsam Eucharistie

Die rund 200 Teilnehmer der Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt haben am Freitagmittag gemeinsam Eucharistie gefeiert. Den Gottesdienst in den Frankfurter Messehallen leitete der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. In einem Gebet bat er darum, dass "nichts uns voneinander und von Jesus trennen" möge. Eine Predigt hielt er nicht.

Am Vormittag hatten in einer streckenweise emotionalen Aussprache einige Synodale gefordert, die gemeinsame Eucharistiefeier aus dem Programm der Versammlung zu nehmen. Zur Begründung verwiesen sie auf den Eklat vom Vorabend, der eingetreten war, als eine Sperrminorität von Bischöfen einen grundlegenden Text für eine liberalere und tolerantere kirchliche Sexualmoral zu Fall gebracht hatte. Andere Synodale kritisierten jene Bischöfe, die bereits am Freitagmorgen in einer kleinen Gruppe einen separaten Gottesdienst gefeiert hatten.

Die Benediktinernonne Philippa Rath sprach in diesem Kontext von einer "Selbst-Exkommunikation" dieser Gruppe. Diese Wortwahl wurde vom Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, der an der morgendlichen Messfeier teilgenommen hatte, ebenso wie von Bischof Bätzing entschieden zurückgewiesen.

Die gemeinsame Feier der Eucharistie ist in der katholischen Kirche Mitte und Höhepunkt des kirchlichen Lebens. Der Bruch der Eucharistiegemeinschaft ist in der Theologie gleichbedeutend mit dem Ende der kirchlichen Gemeinschaft. (KNA)

12 Uhr: Missbrauchsbetroffene danken Bischof Ackermann und üben Kritik

Der Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz hat dem scheidenden Missbrauchsbeauftragten Bischof Stephan Ackermann für seine Arbeit gedankt. Zugleich übte Sprecher Johannes Norpoth am Freitag bei der Synodalversammlung Kritik an der von den Bischöfen in diesem Zusammenhang angekündigten Neustrukturierung. Dazu habe es im Juli erst ein Gespräch mit dem Betroffenenbeirat gegeben – obwohl die Bischöfe ihre Grundsatzentscheidung bereits im vergangenen Herbst getroffen hätten. "Sieht so das Zeit-Management der Deutschen Bischofskonferenz aus angesichts einer Aufgabe, die im Sinne der Betroffenen niemals Aufschub duldet, immer lebenswichtig im wahrsten Sinne des Wortes ist?", fragte Norpoth. Ackermann wird sein Amt nach zwölf Jahren Ende September abgeben.

Norpoth sprach sich dafür aus, das Thema Missbrauch zwingend aus dem Sekretariat der Bischofskonferenz auszugliedern und in eine unabhängige Struktur zu überführen, zum Beispiel im Wege eines Stiftungsmodells. Der Betroffenenarbeit benötige eine angemessen Ausstattung mit Geld und Personal, die eine unabhängige Begleitung und Unterstützung der Betroffenen möglich mache "und nicht ko-klerikal gesteuert wird". Norpoth weiter: "Wir sind gespannt: Gespannt auf die Umsetzung dieser Neuordnung und auch letztlich auf die Benennung eines oder mehrerer neuer Missbrauchsbeauftragten für die Deutsche Bischofskonferenz."

Gleichzeitig machte Norpoth klar, dass mit weiteren zivilrechtlichen Klagen von Missbrauchsopfern gegen deutsche Bistümer zu rechnen sei. Er bezog sich dabei auf eine Schmerzensgeldklage eines Missbrauchsbetroffenen gegen das Erzbistum Köln. Der Kläger wirft dem Erzbistum Amtspflichtverletzung durch Unterlassen vor und verlangt 725.000 Euro. Es sei "nicht absehbar, wie viele Klagen folgen werden", so Norpoth.

Die Klage sei auch Ausdruck einer "massiven Unzufriedenheit" mit der Haltung der Bischöfe in der Anerkennung des Leids der Betroffenen, sagte Norpoth weiter. Rund 65 Prozent der Entschädigungssummen lägen in Werten gleich oder weniger als 20.000 Euro, in großen Teilen unter 10.000 Euro, mitunter gar unter 5.000 Euro. Damit werde vieles deutlich, "aber sicher keine wertschätzende Haltung den Opfern von sexuellem Missbrauch gegenüber". Die Entscheidung, wie viel Geld Missbrauchsopfer in der katholischen Kirche in Anerkennung des ihnen zugefügten Leids erhalten, liegt seit 1. Januar 2021 bei der in Bonn ansässigen Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA). (rom/KNA)

11:45 Uhr: Bischöfe Timmerevers und Jung bedauern Abstimmungsergebnis

Nach der gescheiterten Verabschiedung des Grundtextes zu einer erneuerten Sexualmoral am Donnerstag bei der Synodalversammlung in Frankfurt, haben sich zwei Bischöfe zu Wort gemeldet und das Ergebnis bedauert. Heinrich Timmerevers, Bischof des Bistums Dresden-Meißen, zeigte sich "sehr enttäuscht und traurig" über das Ergebnis der Abstimmung, teilte die Diözese am Donnerstagabend mit. "Das habe ich in dieser Weise nicht erwartet", sagte Timmerevers mit Blick auf die zur Verabschiedung benötigte, aber nicht erreichte Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe. "Ich sehe in dem Text, an dem ich mitgearbeitet habe und dem ich meine volle Zustimmung gebe, nach wie vor eine zentrale Leitlinie für die zukünftige Auffassung der Kirche zur Sexualität." Für sein bischöfliches Handeln würden die Inhalte des Papiers zu einer erneuerten Sexualmoral handlungsweisend bleiben.

Auch der Würzburger Bischof Franz Jung zeigte sich erschüttert über das Abstimmungsverhalten der Bischöfe. "Ich habe damit nicht gerechnet und es ist natürlich eine Enttäuschung", sagte Jung in einem Video-Statement seiner Diözese vom Freitag. Er selbst habe für die Annahme des Grundtextes gestimmt. Ihn habe nach der Initiative "#OutInChurch" und der Veröffentlichung des Entwurfs für eine neue Grundordnung des kirchlichen Dienstes überrascht, dass mehrere Bischöfe dem Inhalt des Papiers nicht zustimmen konnten. Allerdings habe man auch keine Probe-Abstimmung innerhalb der Bischofskonferenz vorgenommen. "Das war vielleicht ein Fehler", so Jung. (rom)

11:15 Uhr: Missbrauchsbetroffene sehen Zeichen von "Clankriminalität" in Kirche

Der Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz sieht Anzeichen von "Clankriminalität" in der katholischen Kirche. Sprecher Johannes Norpoth verwies am Freitag in Frankfurt auf eine unlängst veröffentlichte Untersuchung der Bischofskonferenz und von Adveniat. Diese belegt, dass der frühere Bischof Emil Stehle (1926-2017) in Lateinamerika Priester vor Strafverfolgung geschützt hat, die in Deutschland wegen sexualisierter Gewalt strafrechtlich verfolgt wurden. Weiter listet der Bericht gegen Stehle selbst 16 Meldungen und Hinweise zu übergriffigem Verhalten und sexuellem Missbrauch Minderjähriger auf.

Bischöfe und Personalverantwortliche hätte "die Täterorganisation Kirche zusätzlich zu einem Ort organisierter Kriminalität gemacht", sagte Norpoth. Man könne in diesem Zusammenhang auch von "Clankriminalität" sprechen. Norpoth äußerte sich vor der Vollversammlung des Synodalen Wegs. Dem kirchlichen Reformprojekt sei es immer noch nicht gelungen, Betroffene angemessen und mit Stimmrecht zu beteiligen, beklagte Norpoth. Das zeige schon ein Blick auf die bereits mehrfach geänderte Zusammensetzung der Synodalversammlung. "Es kommt kein Verantwortlicher auch nur auf die Idee, wenigstens im Nachrückverfahren diesem strukturellen Webfehler mangelhafter Betroffenenbeteiligung entgegen zu wirken."

Mit Stand Ende August habe die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) über insgesamt 1.524 Anträge entschieden, sagte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, in seinem Bericht vor der Synodalversammlung. Insgesamt gingen demnach bislang 1.974 Anträge bei der UKA ein.

Die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen nahm am 1. Januar 2021 in Bonn ihre Tätigkeit auf. Sie hat die Aufgabe, darüber zu entscheiden, wie viel Geld Missbrauchsopfer in der katholischen Kirche in Anerkennung des ihnen zugefügten Leids erhalten. Dazu nimmt sie Anträge der Betroffenen über die jeweiligen Ansprechpersonen der Bistümer oder Ordensgemeinschaften entgegen, legt eine Leistungshöhe fest und weist die Auszahlung an Betroffene an. (rom/KNA)

10:45 Uhr: Synodalversammlung setzt Beratungen trotz Eklat fort

Nach dem Sitzungsabbruch am Donnerstag haben Bischöfe und Laien am Freitagmorgen ihre Beratungen über Reformvorhaben für die Kirche fortgesetzt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sprach von einer "nachhaltigen Krise" des Reformdialogs Synodaler Weg. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, betonte, man sei bereit, die Beratungen fortzuführen, werde aber auch Grenzen setzen. Bätzing und Stetter-Karp sitzen dem Präsidium des Synodalen Wegs vor.

Am Donnerstagabend hatten die Bischöfe ein Reformpapier gekippt, das sich mit Änderungen der katholischen Sexualmoral befasst. Das hatte zur Aussetzung der Tagesordnung geführt. Stetter-Karp und Bätzing sind Präsidenten des Synodalen Wegs, den ZdK und Bischofskonferenz 2019 verabredet hatten, um Wege aus der Missbrauchskrise zu finden.

Der Limburger Bischof Bätzing sprach von einer dreifachen Verantwortung der Bischöfe: Zum einen für das Gelingen des Prozesses, zum zweiten für die erarbeiteten Texte und für die gläubigen Menschen, die in der Synodalversammlung repräsentiert seien. Bätzing kündigte an, den gescheiterten Text über eine Neuorientierung der katholischen Sexualmoral bei der geplanten Weltsynode in Rom im kommenden Jahr dennoch einzubringen. Er sagte zudem, dass er den Text auch seinen synodalen Gremien in seinem Limburger Bistum vorlegen werde, um ihn dort "Wirklichkeit werden zu lassen".

Bätzing dankte den Delegierten, die am Donnerstagabend den Raum verlassen hatten aus Enttäuschung über das Abstimmungsergebnis. Eine Mehrheit der Delegierten des Synodalen Wegs hatte sich für das Papier ausgesprochen, darunter auch eine Mehrheit der Bischöfe. Jedoch stimmten nur 33 Bischöfe und damit lediglich 61 Prozent dafür. Für die Beschlussfassung in zweiter Lesung ist eine doppelte Zwei-Drittel-Mehrheit nötig, nicht nur die Delegierten müssen mit zwei Dritteln zustimmen, sondern auch die Bischöfe.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte dem "Neuen Ruhrwort", dass er sich und seine Amtskollegen nach der gescheiterten Verabscheidung des Grundtextes in der Pflicht sehe: "Wir müssen zumindest mit Blick auf uns, die Deutsche Bischofskonferenz zeigen, dass uns die Themen weiterhin wichtig sind." Erkennbar niedergeschlagen sagte er: "Ich hatte damit gerechnet, dass es schwierig würde und gehofft, dass es besser ging."

Bis Samstag wollten Laien und Geistliche auf der vierten Synodalversammlung des Synodalen Wegs über Kirchenreformen beraten. Reformvorschläge gibt es auch für mehr Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche und mehr Beteiligung von Frauen in kirchlichen Leitungsämtern. (rom/epd/KNA)

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