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Streit um Heizungsgesetz: Branche beklagt unwiderruflichen Schaden - „Der Markt ist tot“ - fr.de

Am Freitag soll das Gebäudeenergiegesetz beschlossen werden. Für die Heizungsbranche war der politische Streit eine Katastrophe, der den Markt abgewürgt hat.

Berlin – Für die Heizungsbranche waren es schwere Monate. Nachdem der Ukraine-Krieg und die darauffolgende Energiekrise der gesamten Branche einen regelrechten Boom beschert hat, ist davon in diesen Tagen recht wenig noch zu spüren. Der politische Streit um das Gebäudeenergiegesetz (GEG), hat großen Schaden angerichtet. Die Verunsicherung von Hausbesitzern führte zu Absatzeinbrüchen, die Menschen warten lieber ab, anstatt zu modernisieren.

Doch am Freitag soll der politische Streit zumindest in Teilen beendet werden. Das Heizungsgesetz wird dann aller Voraussicht nach beschlossen. Doch anstatt erleichtert zu sein, sind Unternehmen in der Wärmebranche weiter verärgert. Sie erwarten für kommendes Jahr eine Verschlechterung ihrer Situation.

Zahlen belegen Einbrüche bei neuen Bestellungen

Grund für den Pessimismus in der Heizungsbranche sind zum einen die nüchternen Zahlen. Die zeigen zwei Seiten einer Medaille: Die Unternehmen haben im ersten Halbjahr nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) zwar rekordverdächtige 667.500 Heizungen verkauft. Doch davon waren 385.000, also über die Hälfte, jedoch Gasheizungen. Lediglich 196.500 Geräte waren Wärmepumpen, die meisten davon waren ein Überhang aus dem vergangenen Jahr, als noch nicht vom GEG die Rede war. Die Bundesregierung hat aber das Ziel herausgegeben, jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen in deutschen Haushalten zu installieren.

Vor allem die Wärmepumpen-Branche sollte also vom GEG profitieren. Doch das Gegenteil ist passiert, die Zahl der Förderanträge für Wärmepumpen ist 2023 regelrecht eingebrochen. Laut BDH erwarten die Unternehmen mit dem Beschluss des Gesetzes auch keine Besserung: „85 Prozent der befragten Mitgliedsunternehmen rechnen für das erste Quartal 2024 mit einer schlechten oder sogar sehr schlechten Marktentwicklung“, so der Verband. Das liegt an zwei Bausteinen im GEG: die noch immer unklare Fördersituation, sowie die Verzahnung mit der kommunalen Wärmeplanung.

So steht noch immer kein festes Konzept zu den Förderungen, die Hausbesitzende für die Modernisierung ihrer Heizung erhalten könnten. Es gibt ein Eckpunktepapier, in dem von bis zu 70 Prozent Förderung für Geringverdiener die Rede ist, 30 Prozent Förderung sollen so gut wie alle erhalten können. Die maximale Fördersumme beläuft sich aber auf 30.000 Euro und damit weit weniger als bisher. Aus diesem Grund könnte die Förderung in einigen Fällen ab kommendem Jahr schlechter ausfallen, als die bisherige. Aktuell werden Kosten bis zu 60.000 Euro gefördert, bei einer Wärmepumpe gibt es maximal 40 Prozent.

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Unklarheit zu Förderungen: Keine rechtssichere Beratung möglich

Diese Unklarheit über die Fördermilliarden ärgert die Branche. Man könne noch immer keine rechtssichere Beratung anbieten, so die Kritik, die seit Monaten verlautet. Je länger bei diesem Thema Unsicherheit herrsche, desto länger werden die Menschen auch zögern, ihre Heizung auszutauschen. BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt sagt daher: „Unsere Branche hat die Zusagen, die sie gegenüber der Bundesregierung gemacht hat, gehalten und investiert massiv in die Ausweitung der Produktionskapazitäten für Wärmepumpen. Jetzt muss auch die Politik liefern.“

Dem stimmt auch Martin Bentele, Vorsitzender des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands (DEPV) zu. „Der Markt ist tot“, sagt er IPPEN.MEDIA. Aus seiner Sicht ist es fast schon zu spät, bis zum 1. Januar 2024 ein gutes Förderprogramm erarbeitet zu haben. Es werde erfahrungsgemäß mindestens ein Jahr dauern, bis die Informationen dazu in der breiten Massen angekommen sind – und damit die Aufträge wieder steigen. Und in seiner Branche speziell sind die Zahlen verheerend: im ersten Halbjahr 2023 wurden gerade mal 38.000 Holz- oder Pelletheizungen gekauft, ein Rückgang um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Dieses Minus wird sich noch deutlich erhöhen“, kann er jetzt schon berichten.

Etwas optimistischer äußert sich Richard Lucht, Vice President Communications & Brand beim Heizungsinstallateur Thermondo: „Die Kunden haben mit dem GEG jetzt Sicherheit, und wissen, welche Heizoption für sie die wahrscheinlichste ist“. Es gelte dann als gesamte Heizungsbranche, an einem Strang zu ziehen und klar kommunizieren, damit die Wärmewende endlich vorankomme.

„Der Flurschaden ist nicht ok“

Das zweite Problem, dass die Branche befürchtet: Durch die kommunale Wärmeplanung, dem im GEG eine größere Gewichtung eingeräumt wurde, könnten viele Hausbesitzer jetzt erst recht entscheiden, abzuwarten. Bis 2026 müssen große Kommunen die Wärmeplanung abschließen, kleinere Gemeinden haben bis 2028 Zeit. „Das darf aber nicht dazu führen, dass die Menschen nun abwarten, was ihre Kommune in jahrelangen Prozessen plant und sich die Modernisierungsdynamik im Heizungskeller jetzt dadurch abschwächt“, betont Markus Staudt.

Bentele und Lucht sehen das beide nicht ganz so wie der BDH, schließlich gibt es schon recht viele Kommunen, die ihre Wärmepläne schon fertig haben. In Baden-Württemberg beispielsweise müssen gibt es ein Wärmeplanungsgesetz schon länger, sodass bis Ende 2023 alle größeren Gemeinden damit fertig sein müssen. Das schafft Sicherheit, zumindest in Teilen der Bundesrepublik.

Was die gesamte Heizungsbranche aber nachhaltig betrübt, ist der Schaden, der angerichtet wurde – und nicht mehr zurückzunehmen ist. Der Streit, die Falschinformationen, die kursierten, die ständigen Diskussionen haben in der Branche eine Vollbremsung ausgelöst. „Wir haben in Deutschland ein Jahr verloren“, sagt Richard Lucht von Thermondo. Und Martin Bentele fasst es wie folgt zusammen: „Das GEG ist jetzt vielleicht ganz ok geworden. Aber der Flurschaden, der ist wirklich nicht ok.“ Bis vergangenen August 2022 hatte das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) noch 250.000 Förderanträge für neue Heizungen erhalten. Im gleichen Zeitraum dieses Jahres waren es knapp 56.000 Anträge. „Das ist extrem tragisch“, so sein Fazit.

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