Papst Franziskus hat Erzbischof Georg Gänswein als Präfekt des Päpstlichen Hauses entlassen. Der Papst hat den langjährigen Privatsekretär Benedikts XVI. laut einer Mitteilung des vatikanischen Presseamtes vom Donnerstag angewiesen, bis zum 1. Juli vorläufig in sein Heimatbistum Freiburg zurückkehren ohne ihm eine neue Aufgabe zu übertragen. Sein Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses, das er offiziell seit Dezember 2012 innehatte, habe Gänswein am 28. Februar dieses Jahres beendet, teilte der Vatikan weiter mit.
Gänswein war von 2005 bis zu dessen Tod am 31. Dezember 2022 Privatsekretär Benedikts XVI. Seit 2013 diente er gleichzeitig Papst Franziskus als Präfekt des Päpstlichen Hauses, zu dem er von Benedikt XVI. noch kurz vor seinem Rücktritt im Dezember 2012 ernannt worden war. In dieser Eigenschaft war Gänswein für die offiziellen Termine des Papstes zuständig. 2020 beurlaubte Franziskus ihn von diesem Amt, nach Darstellung des Papstes und Gänsweins, damit der deutsche Geistliche sich ganz dem emeritierten Kirchenoberhaupt widmen könne. Er habe Gänswein nicht bestrafen, sondern nur aus der Schusslinie nehmen wollen, so der Papst.
Nach anderer Lesart soll Franziskus verärgert gewesen sein, weil Gänswein nicht verhindert habe, dass Benedikt XVI. einen Aufsatz für ein Franziskus-kritisches-Buch beigesteuert hat, das kurz zuvor erschienen war. In seinem Beitrag sprach sich der emeritierte Papst - ohne aktuellen Bezug - für eine Beibehaltung des Zölibats aus. Das Buch erschien jedoch 2020, als eine Entscheidung von Franziskus über regionale Ausnahmen vom Zölibat bevorstand. Benedikt XVI. wurde anfangs als Mitherausgeber auf dem Buchdeckel angegeben. Gänswein wies die Vorwürfe zurück.
Zuletzt hatte Gänswein mit seinen Memoiren für Irritationen gesorgt, in denen er kurz nach dem Tod Benedikts XVI. auch über Differenzen zwischen Benedikt XVI und Franziskus berichtete. Er vermied darin zwar offene Kritik an Franziskus, zwischen den Zeilen enthält das Buch jedoch etliche Spitzen gegen den Nachfolger Benedikts XVI.
Franziskus und Gänswein hatten sich offenbar nicht über die weitere Verwendung des 66 Jahre alten deutschen Geistlichen verständigen können. Mitte Mai hatte Gänswein von einer „Phase des Überlegens" gesprochen, in der sowohl er als auch der Papst Vorschläge machten. In den vergangenen Monaten gab es Spekulationen, Gänswein könnte auf einen der drei derzeit vakanten Bischofsstühle in Deutschland berufen werden. Durch seine beständige Kritik an der katholische Kirche in Deutschland und sein selbstbewusstes Auftreten hat sich Gänswein jedoch hierzulande in der Kirche viele Feinde gemacht.
Unklar, ob Gänswein eine Aufgabe im Erzbistum übernimmt
Der Papst hätte nur im Fall des Erzbistums Bamberg freie Hand bei der Kandidatenauswahl. Im Erzbistum Paderborn und im Bistum Osnabrück wählt das Domkapitel den Bischof aus einer vatikanischen Liste mit drei Namen. Der frühere Privatsekretär Johannes Pauls II., Stanisław Dziwisz, wurde nach dem Tod dieses Papstes Erzbischof von Krakau und Kardinal. Die Privatsekretäre früherer Päpste bekamen anschließend zwar weniger prominente Posten. Dass der engste Mitarbeiter eines Papstes ein halbes Jahr nach dessen Tod vom neuen Papst keine neue Aufgabe zugewiesen bekommt, ist ungewöhnlich.
Gänswein, der aus Riedern im Schwarzwald stammt, ist Priester der Erzdiözese Freiburg. Deshalb bleibt das Erzbistum nach seiner Rückkehr für seine Versorgung zuständig. Ob Gänswein eine Aufgabe im Erzbistum Freiburg übernimmt, ist bislang noch unklar. Nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur sind darüber Gespräche mit dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger im Gange.
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