München – Die für Mord und Beihilfe zum Mord verurteilte Beate Zschäpe (48) spricht zum ersten Mal über ihre Schuld an den Morden.
Von 2000 bis 2007 ermordete das Trio Uwe Mundlos († 38), Uwe Böhnhardt († 33) und Zschäpe zehn Menschen, darunter acht mit türkischer Herkunft, einen Griechen und eine deutsche Polizistin. Tatwaffe war immer eine Pistole der tschechischen Marke Ceska.
Am Montag wurde sie von Landtagsabgeordneten aus Bayern vernommen. Diese behandeln seit einem Jahr in einem Untersuchungsausschuss die Hintergründe der Attentate. Untersuchungsabsicht ist vor allem, herauszufinden, ob die Polizei einen rechtsextremistischen Hintergrund der Taten bei ihren Ermittlungen missachtete.
Zschäpe sprach acht Stunden mit ihnen. Ausschuss-Vorsitzender Toni Schuberl (40, Grüne): „Das hatten wir nicht erwartet. Die meisten außerhalb des Ausschusses meinten, dass sie überhaupt nicht mit uns sprechen würde.“
Zschäpe räumte ihre Schuld ein. Sie sagte zu den Abgeordneten: „Ich bin so schuldig, als ob ich selber abgedrückt hätte. Ich habe das Leben der beiden Uwes über das der Opfer gestellt. Ich hätte weitere Morde verhindern können, wenn ich mich gestellt hätte.“
Kritisch merkte Ausschuss-Mitglied Wolfgang Hauber (Freie Wähler) allerdings an: „Ich kann nicht beurteilen, ob diese Worte einstudiert waren oder ehrlich gemeint.“
Zschäpe gab gegenüber den Landtagsabgeordneten aus Bayern auch Erklärungen über die Art, wie die Terrorgruppe ihre Opfer fand. Mundlos und Böhnhardt hätten sich in den jeweiligen Städten umgesehen und ihre Opfer ausgewählt. Dabei kamen sie in München auf einen griechischen Schlüsselmacher, der erschossen wurde. Zschäpe meinte: „Sie haben ihn wohl für einen Türken gehalten.“
Verbindungen nach Bayern habe sie selber nicht gehabt, erklärte Zschäpe. Uwe Mundlos habe die Kontakte nach außen gepflegt.
Wie glaubhaft diese Zschäpe-Aussagen sind, sorgt unter den Abgeordneten für Uneinigkeit. Arif Tasdelen (SPD) sagte: „Sie ist nicht sehr glaubhaft.“ Er kommt selber aus Nürnberg, wo der erste Mord verübt wurde. „Man kommt nicht als Außenstehender an diese Orte heran. Das hat auch der frühere Innenminister Günther Beckstein im Ausschuss erklärt.“ Auch Beckstein sei von Mittätern überzeugt.
Holger Dremel (CSU) sieht dagegen „die Ermittlungen des Generalbundesanwalts bestätigt“. Vorsitzender Schuberl wies darauf hin, dass Zschäpe nur gesagt hätte, sie selber habe keine Kontakte nach Bayern.
Für die Mordserie habe sich das Trio mit Absicht Orte ausgesucht, die weit weg von ihrem Aufenthaltsort lagen. Tasdelen berichtete, Zschäpe habe erklärt, dass es die Angst gab, dass drei untergetauchte Rechtsextremisten schnell unter Verdacht geraten konnten.
Über das Leben im Untergrund und die Ermittlungen der Polizei berichtete Zschäpe, dass Uwe Mundlos sich über die Fehler der Polizei amüsiert hätte. Böhnhardt habe sich dagegen gewünscht, dass der rechtsextremistische Hintergrund bekannt werden sollte.
Die Aussagen von Zschäpe hat der Ausschuss in einem Wortprotokoll festgehalten. Es soll jetzt in München druckfertig erstellt werden und dann der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Beate Zschäpe wurde am 11. Juli 2018 für Mittäterschaft an den elf Morden des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) zu lebenslanger Haft verurteilt. Am 4. Februar 2019 wurde sie in das Gefängnis in Chemnitz verlegt.
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