Zuvor hatten bereits die Betreiber der beiden anderen verbliebenen AKW, Emsland und Isar 2, die Abschaltung der Meiler bestätigt. Mit der offiziellen Mitteilung von EnBW, dass auch Neckarwestheim 2 vom Netz ist, ist der Atomausstieg in Deutschland vollzogen.
Über 45 Jahre lang lieferte das Gemeinschaftskernkraftwerk (GKN) Neckarwestheim Strom, am Samstag endete die Geschichte des letzten Atomkraftwerks in Baden-Württemberg endgültig mit dem Herunterfahren. Der Ausstieg aus der Atomkraft war wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine und der Energiekrise noch einmal bis in den April hinausgezögert worden. Nun endete auch der Streckbetrieb und damit gibt es kein Zurück mehr.
Kritik am Atomausstieg, Kernkraftgegner feiern
Dennoch mehrten sich gerade in der zurückliegenden Woche wieder Stimmen, die den Atomausstieg kritisieren - allen voran Politikerinnen und Politiker und Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter. Sie warnen größtenteils vor einer Kostenbelastung durch zu hohe Energiepreise und befürchten Folgen für die Versorgungssicherheit.
Atomkraftgegnerinnen und -gegner hingegen feierten am Samstagnachmittag ein großes Fest rund um das Atomkraftwerk. Dort waren sie bereits in der Vergangenheit häufiger bei Protesten gegen die Kernenergie unterwegs. Rund 500 Menschen waren laut "Bündnis endlich-abschalten Neckarwestheim" zur Abschaltparty gekommen. Die Polizei bestätigte die Teilnehmerzahl.
Umweltministerin begrüßt Aus für Atomkraft
Die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) begrüßte das Ende für die Atomkraft. Der Ausstieg sei richtig, da die Stromproduktion aus Atomkraft sehr teuer und eine risikoreiche Technologie sei, sagte die Ministerin dem SWR. Zudem gebe es mit den erneuerbaren Energien eine sichere und auch viel kostengünstigere Alternative.
Neckarwestheimer über die Abschaltung
In der Gemeinde selbst sind die Meinungen geteilt: Bei einigen Bürgerinnen und Bürgern kam so etwas wie Wehmut auf, fast ein halbes Jahrhundert gehörte das AKW hier schließlich zum Alltag. Viele hier vor Ort sind mit dem Kraftwerk aufgewachsen. Anderen ist die Abschaltung egal, manch einer oder eine findet das Ende der Atomkraft in Zeiten der Energiekrise falsch, so der Tenor bei einer nicht-repräsentativen Umfrage am Samstagmittag in Neckarwestheim. Und durch wegfallende Gewerbesteuern könne es für die Stadt Einbußen bedeuten, so ein Anwohner. Und auch die Sorge, was mit dem radioaktiven Abfall passiert, ist in den Köpfen der Menschen vor Ort. Momentan ist Neckarwestheim noch Zwischenlager.
In der Neckarwestheim weckt der Ausstieg aus der Atomenergie gemischte Gefühle. Mehr als 50 Jahre lang brachte der Meiler der Gemeinde einen regelrechten Geldsegen. Und nun? Von B…
Rückbau beginnt noch dieses Jahr
Mit dem Abschalten ist auch für die Betreiberin Energie Baden-Württemberg (EnBW) nach einem halben Jahrhundert Schluss mit der Atomkraft. Noch dieses Jahr beginnt der Rückbau, die Genehmigung ist bereits erteilt. Schon kurz nach dem Abfahren der Anlage wird der Reaktor geöffnet, die Reaktorgrube geflutet und die Brennelemente des Reaktorkerns im Abklingbecken gelagert. Dort werden die Brennelemente noch Jahre abkühlen müssen, bevor sie dann in Castorenbehältern verschlossen werden.
Für Jörg Michels, Geschäftsführer der EnBW Kernkraft GmbH, war es ein besonderer Tag, wie er dem SWR sagte. Zum letzten Mal wurde das Kernkraftwerk heruntergefahren. Für den Rückbau gebe es einen "Masterplan". "Wir haben auch für GKN 2 die Genehmigung für den kompletten Rückbau bereits erhalten. Damit sind wir der einzige Betreiber bundesweit, der für alle seine Anlagen einen Rückbau von Anfang bis Ende komplett genehmigt hat", so Michels. Den Rückbau werde die EnBW nach der Abschaltung auch "konsequent vollziehen".
Am Samstag wurden in Deutschland die letzten Atomkraftwerke vom Netz genommen. Im Kampf gegen die Klimakrise muss jetzt gehandelt werden, meint SWR-Umweltexperte Werner Eckert.
Neckarwestheim vorerst noch Zwischenlager
Am Zwischenlager Neckarwestheim bleiben die Brennelemente dann, bis ein sicheres Endlager in Deutschland gefunden wird. Eine Genehmigung als Zwischenlager liegt bis 2046 vor, so Neckarwestheims Bürgermeister Jochen Winkler (parteilos). Die EnBW rechnet damit, dass der Rückbau des Atommeilers Neckarwestheim 2 bis zu 15 Jahre dauern wird.
Das SWR Studio Heilbronn hat die Geschichte der Atomkraftgegner, die Auswirkungen der Abschaltung auf die Gemeinde Neckarwestheim und die Auswirkungen auf die Stromversorgung zusammengefasst:
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