Analyse
Stand: 19.03.2021 21:58 Uhr
Das Ziel ist klar: Impfen, impfen, impfen. So präsentierte die Kanzlerin den Bund-Länder-Beschluss, die Hausärzte in die Kampagne bald einzubeziehen. Klar scheint auch Merkels Mission - Vertrauen zurückgewinnen.
Von Kristin Schwietzer, ARD-Hauptstadtstudio
Die Ergebnisse des Impfgipfels verkündet die Kanzlerin allein - kein Ministerpräsident, kein Gesundheitsminister steht ihr zur Seite. Nur Merkel selbst und eine Handvoll Journalisten. Was ein bisschen verloren wirkt, hinterlässt einen Eindruck, vielleicht eine Botschaft. Sie will das noch regeln. Merkel verspricht mehr Tempo, mehr Flexibilität. Die bewährte deutsche Gründlichkeit werde nun um mehr Flexibilität ergänzt.
Die Hausärzte sollen künftig in die Impfstrategie mit einbezogen werden. Und selbst die Wünsche einiger Ministerpräsidenten aus dem Osten wurden erhört, doch endlich auch den russischen Impfstoff Sputnik V zuzulassen. Notfalls auch im Alleingang, wie es der Bundesgesundheitsminister angedeutet hat. Merkel unterstützt das, auch den Alleingang, wenn es sein müsste. Davon geht sie aber nicht aus. Vielmehr glaube sie an eine europäische Zulassung. "Die Devise lautet: Impfen, impfen, impfen."
Merkel hält an Spahn fest
Das Credo der Kanzlerin hallt durchs Kanzleramt: Ab Ostern werde es besser. Bis zum Spätsommer soll jeder Bürger ein Impfangebot bekommen. An diesem Versprechen will Merkel trotz der Verzögerungen mit AstraZeneca festhalten. Sie würde sich damit sogar selbst impfen lassen, um Vertrauen zu schaffen, das viele schon verloren hatten - nicht nur in AstraZeneca, sondern in die Handlungsfähigkeit der Regierung. Aller Kritik, auch vom Koalitionspartner, Gesundheitsminister Jens Spahn zu entlassen, erteilt Merkel allerdings eine Absage. Ihr Kabinett will sie auf den letzten Metern ihrer Kanzlerschaft wohl nicht mehr umbilden. Die Antwort ist ein schlichtes, aber entschiedenes Nein.
Kritik kommt heute nur verhalten, aus Bremen etwa. Hier hätte man sich gewünscht, dass die Impfdosen für die Impfzentren nicht bei wöchentlich 2,25 Mio Dosen gedeckelt werden. Was bleibt ist die Frage, wie es am Montag weitergeht. Dann berät sich die Kanzlerin wieder mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten. Dann geht es wieder los, das Gezerre um Lockerungen.
Einstimmen auf die "Notbremse"
Merkel dämpft die Erwartungshaltung, sie will die vereinbarte Notbremse ziehen. "Wir werden leider auch von dieser Notbremse Gebrauch machen müssen." Das heißt: keine weiteren Öffnungen ab einem Inzidenzwert von 100. Hamburg hat da schon reagiert und die Notbremse gezogen. Geschäfte, Museen und Galerien werden wieder geschlossen.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach will zurück in den Lockdown und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann stimmt die Bürger schon einmal darauf ein, dass man möglicherweise Öffnungen zurücknehmen müsse. Damit haben Merkel und die Ministerpräsidenten angedeutet, mit welch bitterer Wahrheit die Bürger ab Montag rechnen müssen.
Lockerungen erstmal wieder adé? Osterurlaub kurz angedacht und gleich wieder gestrichen? Brandenburgs Ministerpräsident will erst einmal keine Lockerungen zurücknehmen. Und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident denkt sogar darüber nach, Osterurlaub im eigenen Land zu ermöglichen. Ob sie der strikten Linie der Kanzlerin folgen werden? Merkel zumindest wirkte heute ganz so, als sei sie fest entschlossen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.
https://ift.tt/2OIg4dn
Deutschland
Bagikan Berita Ini
0 Response to "Bund-Länder-Gipfel: "Impfen, impfen, impfen" - tagesschau.de"
Post a Comment