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Frachter-Kollision vor Helgoland: Was passiert mit dem Wrack? - NDR.de

Stand: 26.10.2023 22:19 Uhr

Nach dem Zusammenstoß zweier Frachter in der Nordsee suchen Ermittler nach der Ursache des folgenschweren Unfalls. Außerdem stellt sich die Frage: Was passiert mit dem Wrack der gesunkenen "Verity"?

Am Donnerstagmittag hat das Mehrzweckschiff "Mellum" über der "Verity" eine gelbe Wracktonne ausgebracht. Die Tonne weist auf das Schifffahrtshindernis in 30 Metern Tiefe hin. Zusätzlich sollen Taucher den Vormast der "Verity" kürzen, um die Wassertiefe über dem Wrack zu erhöhen und so die Schiffe auf einer der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten der Welt zu schützen, wie am Donnerstag eine Sprecherin der Generaldirektion der Wasser- und Schiffahrtsstraßenverwaltung des Bundes NDR Niedersachsen bestätigte. Derzeit werde beraten, wie das praktisch umgesetzt werden könnte. Ob das Wrack geborgen werden müsse, sei noch unklar, hieß es. An einer sogenannten Bergungsverfügung werde gearbeitet. Dazu sei das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee im Gespräch mit der Reederei der "Verity", der britisch-niederländischen Faversham Ships.

Briten leiten die Beweisaufnahme

Nach dem tödlichen Zusammenstoß der beiden Frachter "Verity" und "Polesie" am Dienstag in der Deutschen Bucht ist die Unfallursache weiter unklar. Sowohl die deutsche Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) in Hamburg als auch die Staatsanwaltschaft Hamburg ermitteln. Für die Ursachenforschung befragte ein Team von deutschen und britischen Ermittlern am Donnerstag die Brückenbesatzung des Frachters "Polesie" in Cuxhaven, sagte BSU-Direktor Ulf Kaspera. Die Untersuchung wird zusammen mit den beiden Flaggenstaaten der Frachter, Bahamas und Großbritannien, geführt. Die Maritime Accident Investigation Branch (MAIB) als zuständige britische Behörde hat bereits erste Experten nach Cuxhaven entsandt, um mit der Beweisaufnahme zu beginnen. Die MAIB leitet nun auch die Untersuchungen, da das gesunkene Schiff "Verity" unter der Flagge Großbritanniens fuhr.

Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt

Kaspera bestätigte gegenüber NDR Niedersachsen, dass es Radarbilder der Unglücksnacht gebe, die bei der Seeamtsverhandlung eine wichtige Rolle spielen dürften. Sie wollen nun etwa Verkehrs- und Kommunikationsdaten sichern und auswerten. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittele wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Schiffsverkehrs, sagte eine Behördensprecherin.

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Containerschiffe in der Deutschen Bucht. © dpa picture alliance Foto: Hinrich Bäsemann

Pro Jahr fahren etwa 120.000 Schiffe durch das Gebiet in der Nordsee. Es ist eine der meistbefahrenen Meeresregionen weltweit. mehr

Ausgetretener Dieseltreibstoff treibt an Wasseroberfläche

Das gesunkene Küstenmotorschiff "Verity" liegt in 30 Metern Tiefe rund 22 Kilometer südwestlich der Hochseeinsel Helgoland. Sonaraufnahmen zeigten nach BSU-Angaben, dass das Schiff im Ganzen und aufrecht auf dem Meeresgrund liegt. Das Havariekommando bestätigte am Mittwoch, dass sich im Tank des Wracks 127 Kubikmeter Marinediesel befinden. Rund 90 Liter seien bis dato ausgetreten, trieben aber bisher weder in Richtung Helgoland noch in Richtung Küste.

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Michael Ippich (l) von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, Robby Renner (r), Leiter des Havariekommandos, bei einer Pressekonferenz © dpa-Bildfunk Foto: Sina Schuldt

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Bei der Pressekonferenz zur Schiffshavarie spricht Robby Renner über die Treibstoffe in dem gesunkenen Schiff. 1 Min

Tot geborgener Seemann soll obduziert werden

Die Staatsanwaltschaft Hamburg kündigte unterdessen an, dass der Leichnam des Seemanns, der kurz nach dem Zusammenstoß tot aus der Nordsee geborgen wurde, zeitnah obduziert werden soll. Angaben zu seiner Identität gab es bislang nicht. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch hatte Robby Renner, Leiter des Havariekommandos, mitgeteilt, dass es für die vier vermissten Besatzungsmitglieder der "Verity" keine Hoffnung mehr gebe. Taucher sowie auch ein ferngesteuerten Tauchroboter hatten am Wrack keine Lebenszeichen entdecken können. Zwei Crewmitglieder konnten lebend aus der Nordsee gerettet werden. Den 22 Besatzungsmitgliedern des zweiten an der Kollision beteiligten Schiffes, der "Polesie", gehe es "physisch gut", so Renner. Das Schiff hatte aus eigener Kraft Cuxhaven erreicht.

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Das Frachtschiff "Polesie" wird in der Nacht von zwei Schleppern an den Kai der Seebäderbrücke in Cuxhaven gezogen. © NEWS5

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Die Besatzung wird nach dem Schiffsunglück in der Nordsee psychologisch betreut. Die "Verity" war nach dem Unfall gesunken. (25.10.2023) 1 Min

Viel befahrene Route - und normalerweise sicher

Das kleinere Küstenmotorschiff "Verity" war am frühen Dienstagmorgen beladen mit Stahlblechen auf dem Weg von Bremen nach Immingham in Großbritannien. Das mit 190 Metern Länge größere Massengutschiff "Polesie" fuhr von Hamburg nach La Coruña in Spanien. Der Zusammenstoß der beiden Frachter ereignete sich in einem der meistbefahrenen Seegebiete weltweit - denn in der Deutschen Bucht verlaufen zwei international eingerichtete Schifffahrtsstraßen in Ost-West-Richtung, wie eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sagte. Laut der Generaldirektion verkehren in der Deutschen Bucht mehr als 60.000 Schiffe pro Jahr. Gleichzeitig sei es auch eines der sichersten Reviere, hieß es. Die Unfallzahlen seien "ausgesprochen niedrig".

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Das Archivfoto zeigt das Frachtschiff "Verity" vor Kiel. © Dietmar Hasenpusch/Dietmar Hasenpusch Photo-Productions/dpa Foto: Dietmar Hasenpusch

Zwischen Langeoog und Helgoland sind zwei Frachter zusammengestoßen, einer ist gesunken. Die Suche nach Überlebenden läuft. (24.10.2023) mehr

Ein Suchscheinwerfer leuchtet auf die dunkle Nordsee. © Screenshot/twitter.com/ianhardy61

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Der Frachter "Verity" ist nach einem Zusammenstoß gesunken. Ein Crewmitglied ist tot, vier Personen werden noch vermisst. 5 Min

Michael Ippich, DGzRS, Robby Renner, Leiter des Havariekommandos und Benedikt Spanghardt, Pressesprecher des Havariekommandos bei der Pressekonferenz anlässlich eines Schiffunglücks in der Nordsee. © Havariekommando

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Am Dienstagmorgen ist ein Schiff nach einer Kollision in der Nordsee gesunken. Die Pressekonferenz in voller Länge. 16 Min

Ein havarierter Container wird an Land gezogen. © Screenshot

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Welche Folgen haben Schiffsunglücke im Norden? 1998 havarierte die "Pallas", 2019 die "MSC Zoe" und 2023 brannte die "Freemantle Highway". 1 Min

Der havarierte Frachter "Pallas" liegt vor Amrum auf Grund. © picture-alliance / dpa Foto: Rolf Rick

Am 25. Oktober 1998 ereignete sich an der Westküste vor Amrum die bis dahin größte Schiffskatastrophe, die es in Deutschland je gegeben hat. (23.10.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 26.10.2023 | 15:00 Uhr

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