In der festgefahrenen Tarifrunde im Einzelhandel sowie Groß- und Außenhandel ruft die Gewerkschaft ver.di erneut zu bundesweiten Streiks auf. Zehntausende Beschäftigte sollen ihre Arbeit niederlegen.
Verbraucher dürften in den Supermarktregalen in diesen Tagen wieder einige Produkte vermissen oder länger an den Kassen warten. Die Gewerkschaft ver.di hat für diesen Freitag erneut Zehntausende Beschäftigte zu bundesweiten Warnstreiks im Groß- und Einzelhandel aufgerufen.
Die Gewerkschaft teilte mit, nach mehr als einem halben Jahr Tarifverhandlungen in 13 Tarifgebieten gebe es weder einen Tarifabschluss noch ein verbessertes Angebot der Arbeitgeber. "Daran haben auch die Verhandlungen in der letzten Woche in mehreren Bundesländern nichts geändert", hieß es von ver.di. Folge des Streiks könnten ausgedünnte Regale und lange Wartezeiten in Supermärkten sein.
Verhandlungen laufen seit Monaten
Seit Monaten ringen ver.di und die Arbeitgeber in den 16 Bundesländern um höhere Löhne und Gehälter für Millionen Beschäftigte. Die Tarifverhandlungen werden für den Einzel- und für den Großhandel separat geführt. Im Einzelhandel fordert ver.di unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von zwölf Monaten. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu.
Im Großhandel will die Gewerkschaft um 13 Prozent höhere Entgelte beziehungsweise 425 Euro mehr - je nach Tarifgebiet. Die Arbeitgeber auf der anderen Seite verweisen auf die weiterhin angespannte Lage für den Handel. Für 2023 bieten sie laut ver.di nach drei Nullmonaten eine tabellenwirksame Erhöhung von durchschnittlich 5,3 Prozent im Einzelhandel und nach vier Nullmonaten von 5,1 Prozent im Groß- und Außenhandel an. Das Angebot für 2024 falle niedriger aus.
HDE-Initiative für ver.di nicht weitreichend genug
Angesichts des festgefahrenen Konflikts hatte der Handelsverband Deutschland (HDE) sich vor einigen Wochen eingeschaltet und den Unternehmen empfohlen, die Entgelte schon vor einem offiziellen Tarifabschluss zu erhöhen. Nach einem Beschluss des tarifpolitischen HDE-Ausschusses besteht für tarifgebundene Unternehmen seit dem 1. Oktober die Möglichkeit, "freiwillige anrechenbare Vorweganhebungen in Höhe von 5,3 Prozent auszuzahlen", hieß es. Unter anderem die Rewe-Gruppe und einige andere Handelsunternehmen folgten dieser Empfehlung.
Ver.di hatte die vom HDE vorgeschlagene Entgelterhöhung als zu niedrig zurückgewiesen. Gewerkschaftschef Frank Werneke sagte dazu Mitte September: "Das sind für eine Verkäuferin 92 Cent die Stunde, und das bedeutet Reallohnverlust. Die Beschäftigten beziehen ohnehin schon sehr niedrige Löhne, und die Inflation der letzten Monate frisst die Löhne zusätzlich auf."
So erhalte eine Verkäuferin mit 130 Stunden im Monat rund 2.260 Euro brutto, ein Kommissionierer im Großhandel in Sachsen 2358 Euro. "Diese beiden Beispiele machen deutlich, dass Handelsbeschäftigte aktuell schon nicht wissen, wovon sie die gestiegenen Preise für Lebensmittel, Miete, Strom und Benzin bezahlen sollen", erklärte Vorstandsmitglied Silke Zimmer. Sie hätten oft auch keine Rücklagen. Die nächsten Verhandlungsrunden finden im Groß- und Außenhandel am 30. Oktober 2023 in Hessen und für den Einzelhandel am 1. November 2023 in Mecklenburg-Vorpommern statt.
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