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Gewalt in Berlins Freibädern: Jetzt kommen Ausweiskontrolle und Videoüberwachung - Berliner Zeitung

Kai Wegner und Iris Spranger vor dem Prinzenbad in Kreuzberg

Kai Wegner und Iris Spranger vor dem Prinzenbad in KreuzbergEmmanuele Contini

Wer in Berlin in ein Freibad möchte, der darf in Zukunft seinen Ausweis nicht vergessen. Denn reinkommen soll nur noch, wer sich ausweisen kann und mit seinem Namen registrieren lässt. Das erklärten der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und die Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Donnerstagnachmittag vor dem Prinzenbad in Berlin.

Die beiden hatten eine Stunde lang das Bad besucht, sich mit Gästen und Mitarbeitern unterhalten, danach hielten sie im Schatten vor dem Eingang eine Pressekonferenz ab. Der Andrang war riesig, allein sieben Kamerateams von Fernsehsendern waren da, Dutzende Journalisten, unter die sich Badegäste mischten.

Eine Mutter, die mit ihrem Kind auf dem Weg zum Eingang des Bades war, unterbrach Kai Wegner schnell: „Wird denn das Hausverbot umgesetzt?“, rief sie ihm zu. Das erkläre er gleich, rief Wegner zurück. Und kam auf die Ausweise zu sprechen. Anonym baden gehen, damit soll es bald in Berlins Freibädern vorbei sein.

Wer online ein Ticket bucht, soll dabei schon seine Daten angeben und dann am Einlass den Ausweis vorzeigen. Wer spontan eine Karte kauft, muss sich an der Kasse registrieren lassen. Kinder dürfen einen Schülerausweis vorzeigen. Die Maßnahme soll helfen, den Wunsch der Mutter vor dem Bad zu erfüllen: Wer Hausverbot hat, soll nicht mehr durch die Ausweiskontrolle kommen.

Höhere Zäune, Videokameras rund um die Bäder

„Wir wollen keine rechtsfreien Räume“, sagte Wegner, der sein Jackett abgelegt und die Hemdsärmel aufgekrempelt hatte. Er beschrieb seinen Besuch im Prinzenbad, in dem er zum ersten Mal gewesen sei. Man habe nach Beratungen am Dienstag schnell entschieden, herzukommen. Die Atmosphäre sei entspannt und friedlich gewesen, „aber weil wir wissen, dass das nicht immer so ist, werden wir jetzt Maßnahmen einleiten“. Er sei von vielen Kindern angesprochen worden, die ihm gesagt haben, wie gern sie ins Bad gehen. Und von einer älteren Dame, die ihm erzählte, dass sie sich nur noch bis zum frühen Nachmittag ins Prinzenbad traut. Das dürfe natürlich nicht sein.

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Seit es heiß ist in Berlin, wird aus den Bädern wieder über Schlägereien und eine angespannte, aggressive Stimmung berichtet. Vor allem junge Männer aus den Innenstadtbezirken pöbeln, randalieren, greifen Bademeister an. Das Columbiabad in Neukölln ist derzeit geschlossen, weil sich dort zu viele Mitarbeiter krank gemeldet haben, nachdem sie sich massiven Angriffen ausgesetzt sahen.

Wegner und Spranger stellten vor dem Prinzenbad noch weitere Maßnahmen vor. Die Eingänge der Freibäder sollen mit Video überwacht werden, auch Zäune, über die Jugendliche klettern, die vielleicht schon Hausverbot haben, sollen videoüberwacht werden. Überhaupt, die Zäune. „Wir hatten eine Zaunsituation, wo man leicht rüberkommt“, sagte Wegner, der offenbar das gesamte Prinzenbad inspiziert hatte. In jedem Bad sollen nun die Zäune überprüft und, wenn nötig, erhöht werden.

Wenn es zu voll wird, kommt niemand mehr rein

In den Bädern soll es mehr Sicherheitspersonal geben, „das Geld ist da“, sagte Spranger. Vor dem Prinzenbad und vor dem Columbiabad, die als Berlins Problembäder gelten, sollen mobile Polizeiwachen die Lage überblicken, Stress schon im Eingangsbereich abfangen, für Ruhe sorgen, wenn ein Bad geschlossen werden muss und niemand mehr reinkommt. Das könnte künftig häufiger passieren, denn gemeinsam mit der Polizei soll analysiert werden, wie viele Gäste in jedes Bad passen, ohne dass es übervoll wird. Bei dieser Besucherzahl soll künftig der Einlass geschlossen werden – aber auch, wenn im Bad die Stimmung zu kippen droht. 

Die Mitarbeiter der Freibäder sollen in Kursen, „gemeinsam mit der Polizei“, lernen, wie man schwierige Situationen schnell erkennt, sagte Spranger. Sie habe auch im vergangenen Jahr den Bäder-Betrieben schon gesagt, dass sie das Personal aufstocken könnten, sagte die Innensenatorin weiter. Was sie sonst im vergangenen Jahr unternommen hat, in dem die Nachrichten aus den Freibädern schon genauso bedrohlich klangen wie in diesem, sagte Spranger nicht. Anders als Kai Wegner war sie auch damals schon in ihrem Amt.

Wegner klingt an diesem Donnerstag, als habe er die Freibadsicherheit in der Stadt zur Chefsache gemacht. Er spricht über Kinder, die den ganzen Sommer in Berlin verbringen werden, weil sich ihre Familien keinen Urlaub leisten können, „sie sollen Spaß haben, toben können“, sagt er. Und sich dabei sicher fühlen. Er dankt „unseren Bademeistern und Bademeisterinnen“. Er sagt, „ich werde dafür sorgen, gemeinsam mit der Innensenatorin“, dass dieser Sommer ein besserer Freibadsommer wird.

Vor dem Eingang zum Bad steht inzwischen eine Schlange, vor allem Jugendliche wollen ins Wasser, Security-Männer schauen in jede Tasche. Viel mehr können sie bisher nicht tun. Es ist der erste Ferientag in Berlin. Es ist heiß und soll noch heißer werden.

Wie schnell sollen die vielen neuen Maßnahmen umgesetzt werden?, lautet die letzte Frage an Wegner und Spranger. Die Zäune, die Videos, die neuen, personalisierten Tickets? „Selbstverständlich so schnell wie möglich“, sagt Spranger. „Lieber Tage als Wochen“, präzisiert Wegner. Daran werden sie sich in diesem Sommer messen lassen müssen.

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