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US-Medienberichte: Hat Kiew die Nord-Stream-Pipelines gesprengt? - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Es ist fast ein Dreivierteljahr her, dass mehrere Explosionen Lecks in die Nord-Stream-Gaspipelines 1 und 2 am Boden der Ostsee rissen. Schnell klar war, dass es sich dabei um eine vorsätzliche Tat handelte, Washington und die NATO sprachen von einem „Sabotageakt“. Wer dahinter steckt, ist bislang aber noch nicht offiziell geklärt. In Deutschland, Schweden und Dänemark laufen jeweils eigene Ermittlungen, die jüngsten Hinweise aus den Vereinigten Staaten führen jedoch in die Ukraine. Wie das „Wall Street Journal“ und ein Recherchezusammenschluss von ARD, SWR und der „Zeit“ in dieser Woche unter Berufung auf anonyme Quellen berichteten, warnte die CIA die ukrainische Regierung im vergangenen Juni explizit davor, die Nord-Stream-Gaspipeline anzugreifen.

Zuvor soll der amerikanische Auslandsgeheimdienst laut der Zeitung vom niederländischen Militärgeheimdienst detaillierte Informationen über den ukrainischen Plan erhalten haben, eine wichtige Verbindung für die Energieversorgung von Russland nach Europa zu zerstören. Sieben Wochen nach der Warnung dann, im August 2022, soll die CIA mehreren NATO-Verbündeten mitgeteilt haben, die Wahrscheinlichkeit für einen Sabotageakt sei gesunken – am 26. September kam es dann jedoch zu den Explosionen. Nun geht man laut dem „Wall Street Journal“ innerhalb der CIA davon aus, dass die Ukraine den ursprünglichen Plan nur angepasst hat: Es sei ein neuer Ausgangspunkt gewählt und ein anderer Militärangehöriger mit der Ausführung des Angriffs beauftragt worden. Ursprünglich sollte die Attacke demnach nach einer NATO-Übung in der Nähe der Pipelines stattfinden, die am 17. Juni endete.

Selenskyj fordert Beweise

Anfang Juni hatte die „Washington Post“ schon berichtet, dass die Biden-Regierung durch einen Verbündeten von Angriffsplänen des ukrainischen Militärs auf Nord Stream gehört habe. Der europäische Geheimdienstbericht – damals noch nicht näher benannt – gehörte dabei offenbar zu den Dokumenten, die ein 21 Jahre alter Nationalgardist im amerikanischen Geheimdienstskandal im Internet hochgeladen hatte. Die Zeitung erhielt eine Kopie des Papiers von einem Onlinefreund des jungen Mannes. Darin war von einem kleinen Team von Tauchern die Rede, das dem Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, unterstellt sein sollte.

Die Ukraine bestreitet weiterhin, mit dem Angriff zu tun gehabt zu haben. In einem Interview mit der „Bild“-Zeitung äußerte Präsident Wolodymyr Selenskyj in der vergangenen Woche, er glaube nicht, dass „unser Militär und unser Geheimdienst“ das getan hätten. Wenn jemand das Gegenteil behaupte, dann verlange er, „dass er uns die Beweise zeigt“. Ein Mitarbeiter der russischen Botschaft in Washington forderte am Mittwoch eine „transparente und objektive“ internationale Untersuchung. Es müsse dabei auch die Rolle Amerikas in der Sache „geklärt“ werden. Einige europäische Länder, darunter Polen, hatten Russland des Angriffs auf die Pipelines verdächtigt. Dabei ist unklar, warum der Kreml ein Interesse an einer Zerstörung der Pipelines haben könnte – die Gasversorgung diente im Ukrainekrieg als Druckmittel gegen Deutschland und Europa. Moskau machte dagegen Großbritannien für die Explosionen verantwortlich.

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