Stand: 10.03.2023 16:33 Uhr
Eine der Hauptforderungen des Reformprozesses Synodaler Weg in der katholischen Kirche war es, dass gleichgeschlechtliche Paare gesegnet werden können. In drei Jahren sollen die Segensfeiern nun offiziell in deutschen Kirchen möglich sein.
Ab März 2026 soll es in der katholischen Kirche in Deutschland auch offiziell Segensfeiern für homosexuelle Paare geben. Das hat die Synodalversammlung zur Reform der katholischen Kirche in Frankfurt/Main beschlossen. Die drei Jahre bis zum Start sollen genutzt werden, um Formulare und die liturgische Form der Zeremonie unter Beteiligung der Bischöfe zu erstellen.
Von den 202 Versammlungsmitgliedern stimmten 176 für die Segensfeiern, 14 dagegen. Zwölf Mitglieder enthielten sich. Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe kam ebenso zustande. Es wurde allerdings über eine abgeschwächte Form des Antrags abgestimmt. Ursprünglich enthielt er die direkte Forderung, Segensfeiern einzuführen - nun stand im Text nur die Empfehlung dafür.
Prüfstein für die Veränderungsfähigkeit
In vielen Gemeinden werden die Segensfeiern heute schon praktiziert, allerdings finden sie in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Es sei an der Zeit, Segensfeiern aus Wohnzimmern und heimlichen Treffen in einer Kirche herauszuholen, forderten die Synodalen. Priester, die ihren Segen spenden, sollen künftig keine Sanktionen mehr befürchten müssen. Auch wiederverheiratete Geschiedene sollen gesegnet werden können.
Dass Segensfeiern auch für gleichgeschlechtliche Paare möglich sind, war eine Hauptforderung des Reformprozess Synodaler Weg, der seit 2019 in der katholischen Kirche läuft. Die Forderung galt als Prüfstein dafür, wie veränderungsfähig die katholische Kirche in Deutschland ist.
Die Ordensschwester Katharina Ganz betonte, der Beschluss sei "ein wichtiges Signal in die Weltkirche". Allerdings hatte der Vatikan 2021 klargestellt, es sei "nicht erlaubt", homosexuelle Partnerschaften zu segnen. Auch in Afrika seien die Katholiken strikt dagegen, argumentierte der Delegierte Emeka Ani gegen den Antrag. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke warnte vor einer innerkirchlichen Zerrissenheit.
Es werde eine Herausforderung für manche Teile der Weltkirche sein, sagt auch die Theologin Martina Kreidler-Kos: "Das darf es aber auch."
In Belgien bereits eingeführt
Die mit einer Frau verheiratete Theologin Mirjam Gräve betonte dagegen in der Debatte: "Segen schenken ist die ureigene Mission von Kirche." Auch die Theologieprofessorin Julia Knop unterstrich: "Wenn Liturgie genutzt wird, um Menschen durch Verweigerung von Segen zu demütigen, widerspricht das dem Willen Gottes."
In der Synodalversammlung berichtete der Antwerpener Bischof Johan Bonny darüber, wie die Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare in Belgien eingeführt wurden. Das sei relativ geräuschlos verlaufen, man habe sich informell mit dem Vatikan und Papst Franziskus abgestimmt. Der Papst habe nur gesagt: "Das ist Ihre Entscheidung."
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