
Prälat Karl Jüsten, (r.), Leiter des Katholischen Büros in Berlin, und Martin Dutzmann, damaliger Bevollmächtiger der KD, Mitte Februar bei einem Gottesdienst vor der Bundespräsidentenwahl in Berlin. Bild: Jens Schlueter / Stadt Leipzig
Wenn Glaubensleute früher zu Politikern gingen, standen ihnen alle Türen offen. Das hat sich geändert. Die Bedeutung der Kirchen schwindet rapide.
Wenn Prälat Karl Jüsten früher zum jährlichen Michaelsempfang der Katholischen Kirche nach Berlin lud, dann war das für die Hauptstadtpolitik ein Pflichttermin. Kanzler machten den Bischöfen ihre Aufwartung, Bundesminister, mitunter sogar Bundespräsidenten. Doch das ist vorbei. Beim Empfang 2021 besuchten noch Kanzlerin Angela Merkel und der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble die Bischöfe. In diesem Oktober kamen weder Olaf Scholz noch ein einziges Kabinettsmitglied, und auch nicht der Bundestagspräsident. Stattdessen nahmen Unionsfraktionschef Friedrich Merz und die stellvertretende Bundestagspräsidentin Petra Pau von der Linken teil. Immerhin, könnte man sagen.
Man könnte das für eine belanglose Randnotiz halten oder auf die Corona-Pandemie schieben, dabei ist es ein Symptom: Nicht nur in der Gesellschaft, auch in der Politik schwindet die Bedeutung der Kirchen rapide. Durch den Wechsel zur Ampelkoalition ist dieser Trend endgültig auch in der Hauptstadt angekommen. Im Kabinett sind nur noch wenige in den Kirchen engagiert oder überhaupt Mitglied. Auch verzichteten Scholz und viele aus seinem Kabinett bei ihrer Vereidigung auf die Gottesformel. Beim Treffen der G-7-Außenminister im November in Münster ließ Annalena Baerbock im Sitzungssaal gar das Kreuz abhängen, aus Rücksicht auf Teilnehmer anderer Religionen. Das Verhältnis von Politik und Kirche ist unter der Ampel unterkühlter als unter der Vorgängerkoalition, in der die Union mitregierte.
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