Stand: 20.11.2022 12:46 Uhr
Nach dem Zugunfall bei Leiferde (Landkreis Gifhorn) sind die Aufräumarbeiten wegen erhöhter Explosionsgefahr unterbrochen worden. Dazu kommen weitere Schwierigkeiten. Ist der Zeitplan noch zu halten?
Das geplante Abpumpen des ausströmenden Propangases musste am Samstagabend gestoppt werden. Die Einsatzkräfte hatten eine erhöhte Gas-Konzentration gemessen. Grund für die höhere Konzentration ist den Angaben zufolge Windstille. Das aus mindestens einem der umgekippten Kesselwagen ausströmende Gas verflüchtige sich daher nicht so gut wie in den Vortagen, so der Sprecher. Dies könne ein explosives, gefährliches Luft-Gas-Gemisch ergeben, sagte ein Feuerwehrsprecher. Der Sicherheitsradius um die Unfallstelle wurde in der Folge auf 400 Meter erhöht. Beide beschädigte Kesselwagen haben laut Bundespolizei jeweils 50 Tonnen Gas geladen.
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Lüfter sollen Gas-Konzentration reduzieren
Am Nachmittag soll das Abpumpen dennoch fortgesetzt werden. Die Einsatzkräfte haben dafür vier Lüfter aufgestellt. Sie sollen im Fall von Windstille die Gas-Konzentration an der Unfallstelle reduzieren. Zudem trage jeder an der Einsatzstelle ein Gas-Messgerät, hieß es. Drei kleine Wasserwerfer stehen laut Feuerwehr für Notfälle bereit. Außerdem wurde die Flughafen-Feuerwehr aus Hannover angefordert. Sie verfügt über ein spezielles Kissen, mit dem die Waggons angehoben werden können.
Abpumpen klappt nicht vollständig - Verzögerung um mehrere Tage
Für den Zeitplan der Aufräumarbeiten bedeutet die Unterbrechung wegen Explosionsgefahr der nächste Rückschlag. Erst am Sonnabend musste die Feuerwehr den Plan aufgeben, dass ausströmende Gas komplett abzupumpen. Grund ist die Lage der umgekippten Waggons auf der Seite, wodurch nötige Anschlüsse zum Abpumpen nicht erreichbar sind. "Aus den umgekippten Waggons bekommt man wohl etwa die Hälfte heraus", hieß es. Der Rest soll im Anschluss "vorsichtig und kontrolliert" verbrannt werden. Allein dies könne nun "mehrere Tage" dauern, so der Feuerwehrsprecher. Für das komplette Abpumpen eines Waggons hatten die Einsatzkräfte noch eine Maximaldauer von 20 Stunden veranschlagt. Die Verzögerung wirkt sich auch auf die weiteren Arbeiten aus. Bis alles wieder frei sei, könnten laut Sprecher bis zu zwei Wochen vergehen - und damit deutlich länger als bislang noch von der Bahn angekündigt.
Bergung per Kran wird "einige Tage" dauern
Abpumpen und kontrolliertes Abbrennen des Gases ist aber nur ein Teil der noch ausstehenden Aufräumarbeiten: Vier mit Propangas gefüllte Kesselwagen blockieren weiterhin das Gleisbett. Zwei davon liegen auf der Seite. Außerdem müssen ein leerer Waggon und eine Lok heraus gehievt werden. Bis diese per Kran vom Gleis befördert werden, könnten es "einige Tage" dauern, sagte ein Feuerwehrsprecher am Sonnabend. Damit die entsprechenden Fahrzeuge überhaupt an den Unfallort gebracht werden können, wurden die verschlammten Feldwege entlang der Gleise befestigt. Die Deutsche Bahn hatte dafür mit mehreren Lkw insgesamt 500 Tonnen Schotter anliefern lassen. Die intakt gebliebenen Waggons des ersten Zuges wurden bereits am Freitag aus der Gefahrenzone gezogen.
Massive Schäden an Oberleitung und Gleisbett
Bis auf der Bahnstrecke wieder Züge fahren können, müssen zudem noch die unmittelbaren Folgen des Unglücks beseitigt werden. Die Bahn geht von großen Schäden an Oberleitung, Leit- und Sicherungstechnik sowie am Gleisbett aus. Mit den Reparaturen könne erst begonnen werden, wenn die Unfallstelle geräumt ist, so eine Bahnsprecherin am Freitag. Die wichtige Bahnstrecke Berlin-Hannover bleibt daher noch bis mindestens Ende November gesperrt - weswegen Bahnreisende entsprechend lange mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen müssen.
Bundespolizei ermittelt zur Unglücksursache
Das Unglück hatte sich am frühen Donnerstagmorgen ereignet. Ein Güterzug hatte zwischen Leiferde und Dalldorf an einem Signal gehalten, ein folgender Güterzug mit 25 mit Propangas gefüllten Kesselwagen war auf den Zug aufgefahren. Der 45 Jahre alte Lokführer des auffahrenden Zuges kam mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus. Der Lokführer des zweiten Zuges blieb den Angaben zufolge abgesehen von einem leichten Schock unverletzt. Was den Zusammenstoß der Güterzüge ausgelöst hatte, steht nach Angaben der Bundespolizei noch nicht abschließend fest. Die Ermittlungen liefen in alle Richtungen, sagte ein Sprecher am Freitag auf Nachfrage. Man wolle keine Vermutungen kommentieren.
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