Stand: 16.05.2021 17:22 Uhr
In Frankfurt ist der 3. Ökumenische Kirchentag zu Ende gegangen. Demnächst treffen sich Katholiken und Protestanten jeweils wieder allein. Dennoch gab es zum Abschluss noch ein deutliches Signal für eine starke Ökumene.
Mit einem deutlichen ökumenischen Impuls ist der dritte Ökumenische Kirchentag (ÖKT) zu Ende gegangen. Bei einem Gottesdienst am Samstagabend empfing die evangelische ÖKT-Präsidentin Bettina Limperg im Frankfurter Dom die katholische Eucharistie, während der katholische ÖKT-Präsident Thomas Sternberg in einem anderen Gottesdienst in der evangelischen Gemeinde Frankfurt-Riedberg das Abendmahl empfing - entgegen der katholischen Lehre: Der Vatikan hatte gegenseitige Einladungen im Vorfeld abgelehnt.
Der erzkonservative katholische Kardinal Gerhard Müller kritisierte das Vorgehen scharf. Dass evangelische Christen die katholische Eucharistie empfangen, wird in vielen katholischen Gemeinden de facto praktiziert, Priester kontrollieren nicht vor der Eucharistie die Konfession von Gottesdienstteilnehmern. Auf Ebene der Kirchenleitungen ist dies aber ein Politikum.
Kardinal Müller: Widerspruch zur katholischen Lehre
Kardinal Müller, der von 2012 bis 2017 Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan war und damit oberster katholischer Glaubenshüter, sprach den Verantwortlichen indirekt ihre Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ab. Die katholische Würzburger "Tagespost" zitierte eine Erklärung Müllers, in der er zum ÖKT schrieb: "Wer sich im Widerspruch zur katholischen Lehre und ihrer verbindlichen Auslegung durch das römische Lehramt (der Papst direkt oder mittelbar die Glaubenskongregation) verhält, ist nicht mehr katholisch."
Niemand könne eigenmächtig und nach eigenem Gusto die Gegensätze zwischen evangelisch-protestantischem und katholischen Glaubensbekenntnis für nebensächlich erklären oder ignorieren, schrieb der Kardinal.
Mehr als 100 digitale Veranstaltungen
Zuvor hatten sich katholische und evangelische Christen beim gemeinsamen Kirchentag drängenden Themen in der Gesellschaft und in den Kirchen gestellt - und das weitgehend im digitalen Raum: Nur bei wenigen der rund 100 Veranstaltungen binnen vier Tagen waren Besucher vor Ort in Frankfurt zugelassen.
An den teils vorab aufgezeichneten Gesprächen und Podien beteiligten sich zahlreiche Spitzenpolitiker, unter ihnen Bundeskanzlerin Angela Merkel, NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der Kanzlerkandidat der Union, Armin Laschet von der CDU, die Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock und ihr Kontrahent von der SPD, Bundesfinanzminister Olaf Scholz.
Steinmeier: Hass gemeinsam entgegentreten
Vor dem Abschlussgottesdienst am Mainufer ging Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Grußwort auf die jüngsten Vorfälle bei pro-palästinensischen Demonstrationen in Deutschland ein: "Nichts rechtfertigt die Bedrohung von Juden in Deutschland oder Angriffe auf Synagogen in unseren Städten. Lasst uns diesem Hass gemeinsam entgegentreten.“
Aus Sicht des Bundespräsidenten müssen nach Ende der Corona-Pandemie Wunden geheilt werden. "Der Prozess der gesellschaftlichen Versöhnung wird länger dauern als die 15 Monate, die hinter uns liegen", sagte er. Freundschaften seien zerbrochen, Familien entzweit, "tiefe Risse gehen durch unsere Gesellschaft".
Keine Pläne für weiteren gemeinsamen Kirchentag
Zum Abschluss äußerten sich die Organisatoren zufrieden mit der Resonanz. Es seien 165.000 Zugriffe auf Livestreams und 155.000 Zugriffe auf Downloads gezählt worden. Gekostet hat das Laienfest, das sich vor allem durch staatliche und kirchliche Zuwendungen sowie Sponsorengelder finanziert, etwa 18 Millionen Euro, wie Finanzvorstand Stephan Menzel mitteilte.
Für das nächste Jahr ist ein Katholikentag in Stuttgart geplant, für 2023 ein evangelischer Kirchentag in Nürnberg. Konkrete Pläne für einen weiteren Ökumenischen Kirchentag gibt es bislang nicht.
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