Hubert Zaremba, Tourismus-Referent des Landkreises Amberg-Sulzbach, gesteht, dass das Coronavirus zunächst für eine komische Situation gesorgt habe. Ein Schock sei gewesen, als Hotels und Freizeiteinrichtungen sowie die Gastronomie schließen mussten. Klar sei, dass die Einnahmen, die während des Lockdowns fehlten, nicht mehr aufgeholt werden können. "Auch jetzt nicht mehr", fügt Zaremba noch an. Soweit Regina Wolfohr weiß, hat wegen Corona keiner der Gastronomen das Handtuch geworfen. Allerdings: Einige Vermieter von Ferienwohnungen hätten diese aufgegeben. "Das sind aber solche, die nicht davon leben", weiß sie. Gerade Ferienwohnungen seien es aber, die momentan einen Boom verzeichnen. Die Vorteile in der Pandemie lägen für viele Urlauber auf der Hand: Man habe die Räume für sich alleine, könne sich zurückziehen, habe keinen Kontakt zu anderen Gästen. Das sei in der momentanen Situation ein Vorteil gegenüber den Hotels, so die Tourismus-Experten. Vermieter von Ferienwohnungen berichten durchaus von einer höheren Auslastung. Corona hat auch einen digitalen Umbruch ausgelöst: Das Internet ist nach Worten von Regina Wolfohr essentiell geworden.
Lockdown genutzt
Die Zeit des Lockdowns hätten sowohl Hoteliers und Privatvermieter sowie Gastronomen dennoch genutzt: Zum Beispiel, um Renovierungsarbeiten anzugehen. Oder die Homepage auf Vordermann zu bringen, neue Fotos für den Internetauftritt zu machen. "In dieser Zeit sind viele wirklich sehr kreativ geworden", lobt die Touristikerin. Angesichts der Coronakrise sind viel mehr Familien als sonst in die Region gekommen. Und natürlich zahlreiche Wanderer oder Radfahrer. "Die Vils war voller Kanuten", so Zaremba. Erhöht hat sich außerdem die Aufenthaltsdauer. Waren es vor Corona oftmals nur ein bis zwei Übernachtungen, so entschieden sich jetzt viele, länger zu bleiben – mitunter bis zu zwei Wochen.
Die Landkreis-Touristiker schalteten auch in einer Zeitungsbeilage in München Inserate. Mit Erfolg: Viele aus der Landeshauptstadt oder deren Umland entschieden sich für die Oberpfalz. Und seien ganz begeistert gewesen, erzählen Wolfohr und Zaremba. "Viele haben es gar nicht glauben können, wie günstig es bei uns ist", berichtet Regina Wolfohr. Auch in Stuttgart warben die Landkreis-Touristiker für das Amberg-Sulzbacher Land. Auch danach seien Hunderte von Anfragen aus dem Schwäbischen gekommen. Eine Plakataktion in Frankfurt am Main sollte Großstädtern Appetit auf die Oberpfalz machen.
Groß war auch die Nachfrage nach Prospekten sowie Rad- und Wanderkarten. Für Letztere interessierten sich heuer auch vermehrt die Einheimischen. "Da merkt man schon, dass das nicht nur die üblichen Feierabendrunden waren", sagt Zaremba, der generell bilanziert, dass sich der Trend zum Heimaturlaub vor Corona schon abgezeichnet hat. Die Pandemie habe ihn aber verstärkt. Enorm gestiegen ist auch das Interesse in den sozialen Medien. Bei Facebook stieg die Zahl der Follower von 10.000 auf fast 13.000. Und die Homepage des Amberg-Sulzbacher Lands verzeichnete von Mai bis August 6500 Zugriffe mehr als 2919. Zaremba hofft, dass der Trend zum Heimaturlaub anhalten wird. Angesichts vieler abgesagter Touristik-Messen und solchen, bei denen fraglich ist, ob sie stattfinden werden, müsse man die Werbung auf die Social-Media-Kanäle ausrichten. Ob im Herbst noch viele Touristen kommen werden, hängt laut Zaremba vom Wetter ab. "Wird es schön, werden Leute sicherlich spontan buchen." Zaremba ist sich sicher, dass der Fünf-Flüsse-Radweg nach wie vor ziehen wird. Oder Wandertouren, die auch in der kälteren Jahreszeit noch reizvoll sind. "Oder Wellness", sagt Zaremba.
Mehr Leute, mehr Feedback
Generell habe sich vieles wegen Corona ins Digitale verlagert: Hotelreservierungen oder Ticketbestellungen beispielsweise für Stadtführungen in Amberg. Hubert Zaremba sieht aber auch, dass es vielfach noch einiges zu tun gibt. "Es gibt immer noch Wirtshäuser bei uns, in denen eine Kartenzahlung nicht möglich ist", bedauert er. Und: Je mehr Leute in der Region waren, desto mehr Rückmeldungen bekamen die jeweiligen Touristiker, weil beispielsweise auf einer Wanderroute das eine oder andere Schild fehlte. "Vorher haben wir das gar nicht so mitbekommen." Für diese Hinweise sei man sehr dankbar, ergänzt Wolfohr. Denn nur so könne man Abhilfe schaffen: Indem man die zuständigen Wandervereine bittet, die Beschilderung zu ergänzen. Zaremba betont aber auch, dass die Kommunen gefordert seien: "Dass sie auch mal mähen, damit man auf den Wanderwegen nicht durch hüfthohe Brennnesseln muss." Hubert Zaremba unterstreicht die generelle Bedeutung des Tourismus' im Freistaat: "Da hängen mehr Arbeitsplätze dran als in der Automobilindustrie." Jedoch: Huste die Automobilbranche, würden Milliarden Euro reingepumpt. "Die hat eine Riesen-Lobby." Deshalb seine Forderung: "Der Tourismus braucht Wertschätzung, er ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor."
Info:
Social-Media-Kurse
Um die Touristiker in den Kommunen, aber auch die Gastronomie und die Hotellerie medial fit zu machen, bot die Tourismus-Abteilung am Landratsamt kostenlose Social-Media-Kurse an. "Das waren 15 Schulungen vor Ort", bilanziert Tourismus-Fachwirtin Regina Wolfohr. Die Resonanz sei positiv ausgefallen. "Viele haben es ihre Social-Media-Kanäle gleich in Angriff genommen."
September 09, 2020 at 03:43PM
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Tourismus-Bilanz eines Corona-Sommers: Vils voll mit Kanuten - Onetz.de
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