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Der Zugspitze droht der Tourismus-Kollaps - F.A.Z. - Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Hochbetrieb auf Deutschlands höchstem Berg. Am markanten goldenen Gipfelkreuz auf dem 2962 Meter hohen Ostgipfel der Zugspitze herrscht ein Kommen und Gehen. Die einen wollen über den steilen Grat hinauf, die anderen hinunter. Links und rechts fallen Felswände mehrere hundert Meter ab. Doch erst mal heißt es Schlange stehen. Die Bilder erinnern an Aufnahmen vom Südgrat des Mount Everest. Sind es am höchsten Berg der Welt aber pro Jahr nur rund 700 Bergsteiger, die dort hinauf wollen, sind es an der Zugspitze locker an einem Tag so viele.

200 Jahre ist es her, dass die Zugspitze zum ersten Mal erstiegen wurde. Lange nahmen die Einheimischen an, dass es keinen gangbaren Weg dort hinauf gäbe. „Da kimmt ma ned nauf“, sollen sie noch im 19. Jahrhundert behauptet haben. Bis schließlich am 27. August 1820 Leutnant Joseph Nauß und zwei Begleiter im Zuge von Vermessungsarbeiten den Gipfel erreichten. Ob nicht vorher auch schon ein Hirte oder Jäger oben gestanden haben könnte? Nicht einmal Sepp Kümmerle weiß es, der Leiter des Museums Werdenfels in Partenkirchen, das eine umfangreiche Zugspitz-Abteilung beherbergt. Doch einiges spreche dafür. In einer Augenscheinkarte aus dem Jahr 1730, deren Original im Alpinen Museum in München aufbewahrt wird und von der es eine Reprografie im Museum Werdenfels gibt, seien zumindest Steige und Hirtenhütten bis nahe an den Gipfel eingezeichnet.

Als Nauß und seine Begleiter auf dem Gipfel ankamen, war der Alpinismus schon voll im Gange. Der Mont Blanc, der höchste Berg der Alpen, war 1786 erstbestiegen worden, der Großglockner, der höchste Berg Österreichs, im Jahr 1800, und der Ortler, der höchste Berg Südtirols, 1804. Bald folgten auch an der Zugspitze dem Erstbesteiger etliche Nachahmer. Bis 1873 sollen immerhin 65 Menschen den Weg auf den Gipfel gefunden haben. Schon diese – aus heutiger Perspektive geringe – Zahl erregte den Unmut der Zeitgenossen. „Habt nur immer genug an der Zugspitze, ihr Berghelden von nahe und fern! Ich habe genug an Euch“, kritisierte Hermann von Barth, einer der Erschließer der Bergwelt um die Zugspitze in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Dabei war das alles nur ein Vorgeschmack dessen, was folgen würde: Zum hundertjährigen Jubiläum sollen schon weit mehr als 25.000 Menschen auf der Zugspitze gewesen sein. Und heute sind es pro Jahr mehr als 600.000 Personen, die sich von Bahnen hinauf und wieder hinunter bringen lassen.

Mehr als 600.000 Menschen im Jahr lassen sich von denen Bahnen hinauf und hinunter bringen.

Mehr als 600.000 Menschen im Jahr lassen sich von denen Bahnen hinauf und hinunter bringen. : Bild: AFP

Am höchsten Berg Deutschlands wurde die Erschließung der Alpen auf die Spitze getrieben. Seit dem Jahr 1930 gibt es eine Zahnradbahn. Sie führt bis zur Karsthochfläche unterhalb des Gipfels, auf das Zugspitzplatt, wo auf 2600 Metern über dem Meeresspiegel jeden Sommer auf den letzten Resten des abschmelzenden Schneeferners eine Rodelbahn eingerichtet wird und im Winter Skibetrieb herrscht. Von dort geht es mit einer Seilbahn weiter zum Westgipfel. Daneben führen, weil Deutschlands höchster ein Grenzberg ist (die Staatsgrenze verläuft etwas mehr als 100 Meter westlich des Gipfelkreuzes), von österreichischer und von deutscher Seite zwei weitere Seilbahnen zum Gipfel. Die zahlreichen Bauwerke – Seilbahnstationen, Wetterwarte, Funkübertragungsstelle und die ehemalige Höhenstrahlungsmessstation zur Erforschung der kosmischen Strahlung – führen dazu, dass die Zugspitze nach Ansicht vieler den hässlichsten Gipfel der Welt hat.




August 26, 2020 at 04:11PM
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