Angermünde (MOZ) Überfüllte Badeseen, zugeparkte Dorfstraßen, wilde Camper, zertrampelte Getreidefelder, Müll im Wald als Hinterlassenschaften von Touristen, so erleben viele Einheimische zunehmend genervt den Corona-Sommer, der der Uckermark einen Besucherboom beschert, weil viele Menschen in diesem Jahr Deutschlandurlaub bevorzugen. Und die Uckermark hat Urlaubspotenzial.
Das freut die Touristikanbieter. Viele wünschen sich sogar noch mehr Gäste. Andererseits sind gerade in und um Angermünde sämtliche Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen ausgebucht. Uckermark-Tourismus am Limit?
Mit den verschiedenen Facetten und unterschiedlichen Wahrnehmungen beschäftigen sich derzeit Akteure der Tourismusbranche. Die Tourismus Marketing Uckermark GmbH (tmu) hat gemeinsam mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde einen Online-Workshop zum Thema Tourismusakzeptanz durchgeführt. Anliegen ist es, Spannungsfelder auszumachen und Schritte zu erarbeiten, wie Tourismus mit und für die Uckermark noch besser gelingen kann. Um ein Stimmungsbild einzufangen, wurde im Vorfeld eine Befragung touristischer Dienstleister durchgeführt. Dabei zeigten sich von Region zu Region große Unterschiede. "In Templin und Lychen ist Tourismus traditionell verwurzelt und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Viele Menschen profitieren direkt davon. Im Großraum Angermünde, einschließlich unteres Odertal und Gerswalde, ist das ganz anders. Hier hat gerade durch Corona der enorme Gästezulauf in vielen Orten zu gefühlten aber auch realen Belastungen und damit auch zu immer weniger Akzeptanz geführt", berichtet Johanna Henschel, Geschäftsführerin des Angermünder Tourismusvereins. Auch Einheimische reagieren unterschiedlich. Da gibt es die Alteingesessenen, die Zugezogenen und die Wochenend-Uckermärker, die hier Ferienhäuser haben und Ruhe suchen. Alle hätten verschiedene Ansprüche und Erwartungen in Sachen Tourismus.
In Angermünde fehlen schon seit Jahren in der Saison Übernachtungskapazitäten, sagt Johanna Henschel. Auch der Tagestourismus habe stark zugenommen. "Dieses Thema muss stärker in der Stadtplanung berücksichtigt werden, wie man Investoren anlockt und Einheimische motiviert, mehr touristische Angebote zu schaffen und welche Unterstützung und Fördermöglichkeiten es gibt", sagt die Angermünder Tourismuschefin.
Ursprünglichkeit bewahren
Von "Overtourism", also überquellendem Massentourismus wie in anderen Regionen Deutschlands, könne man in der Uckermark trotz vieler Probleme nicht sprechen. Doch es gehe um Vorsorge, erklärt auch Anet Hoppe von der tmu. Wenn die Ursprünglichkeit der Uckermark verloren geht und die Stimmung zwischen Touristen und Bevölkerung dauerhaft angespannt ist, ist es zu spät."
Es gehe um die richtige Balance. "Tourismus soll Wohlstand und Wertschöpfung für die Uckermärker schaffen. Gleichzeitig soll die Region ihre Authentizität und Ursprünglichkeit bewahren. Dazu bedarf es einer stärkeren Besucherlenkung und Kommunikation gegenüber den Gästen. Aber es braucht auch eine mutige Investitionspolitik. In Zukunft wird es daher mehr um Management statt Marketing gehen, so Anet Hoppe. "Nachhaltiger Tourismus schafft nicht nur Jobs, sondern auch Lebensqualität."
August 29, 2020 at 09:00AM
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Reisen: Corona-Sommer bringt Tourismus ans Limit - Märkische Onlinezeitung
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