Das Kompetenzzentrum Tourismus der Bundesregierung hält eine weitgehende Normalisierung des Inlandstourismus bereits im kommenden Jahr für wahrscheinlich. Die internationale Reisetätigkeit jedoch dürfte noch deutlich länger für ihre Erholung brauchen: Hier erwarten die Experten, dass das Buchungsvolumen des Vor-Coronajahres 2019 erst im März 2023 wieder erreicht wird.
Die „Recovery Check“ genannte Prognose des Kompetenzzentrums basiert auf jüngsten Befragungen von rund 200 Marktteilnehmern und Experten. Demnach werde der Inlandstourismus im Gesamtjahr 2020 Jahr nach Abschluss der harten Lockdown-Phase nur 58 Prozent des Basisjahres 2019 erreichen. Der internationale Tourismus sowohl mit ausreisenden Deutschen (Outgoing) als auch einreisenden Ausländern (Incoming) werde nur 43 Prozent des letztmaligen Umsatzvolumens erreichen.
Bundesregierung sieht Legitimation für Lockerungen
Auch im kommenden Jahr werde das internationale Tourismusgeschäft wegen des weltweit anhaltenden Infektionsrisikos um mehr als 50 Prozent unter den Umsätzen des Vor-Coronajahres 2019 bleiben. Der Inlandstourismus dürfte dann aber bereits wieder bei 86 Prozent liegen, erwarten die Experten. Heinz-Dieter Quack, Leiter des Kompetenzzentrums, betonte, dass es sich bei dem Ausgangsjahr 2019 um ein Rekordjahr für die deutsche Tourismuswirtschaft gehandelt habe: „Wir kommen also bereits von einem sehr hohen Niveau.“
Weil im übernächsten Jahr 2022 ein Impfstoff gegen Covid-19 vorhanden sein sollte, rechnen die Experten damit, dass der Inlandstourismus wieder 100 Prozent des Niveaus von 2019 erreicht. Das Auslandsgeschäft werde aber auch 2022 realistischerweise erst bei 70 Prozent früherer Umsätze liegen. In einem pessimistischen Szenario werden dann sogar nur 60 Prozent erreicht.
Nach Einschätzung des Tourismusbeauftragten der Bundesregierung, Thomas Bareiß, werden die Hygiene- und Abstandsregeln in der Reisebranche bislang weitgehend beachtet. „Die Lockerungen sind gerechtfertigt“, sagte der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium: „Die Menschen haben gelernt, mit der Pandemie umzugehen.“
Mit Blick auf die aktuellen Zustände auf der „Ballermann“ genannten Partymeile auf Mallorca mahnte Bareiß allerdings mehr Disziplin an. „Ich sehe, dass die Öffnungen in der Breite sehr gut funktionieren. Es ist ärgerlich, dass wenige Ausnahmen wie am Ballermann das Gesamtbild der Branche beeinträchtigen“, sagte der Tourismus-Beauftragte des Bundes: „Ich finde, dass man auf exzessive Partys auch mal verzichten kann, damit Reisen für viele, viele Menschen wieder möglich wird.“
Aktueller Corona-Stand auf einen Blick
Für die deutschen Ferienziele könnte aus den Erfahrungen mit der Pandemie auch eine neue Chance erwachsen. „Künftig werden die Leute mehr Wert auf sicheres Reisen legen“, glaubt Bareiß: „Die hohen Qualitätsstandards in Deutschland erzeugen diese Sicherheit.“ Die Bundesregierung wolle deshalb in der europäischen Außenwerbung Deutschland künftig als Standort für besonders sicheres Reisen platzieren.
Dazu soll auch ein neues Internet-Portal des Tourismus-Kompetenzzentrums beitragen. Unter der Webadresse www.tourismus-wegweiser.de können Reisende künftig alle Lockdown-Bestimmungen der einzelnen Bundesländer abrufen. Über Info-Graphiken können die Urlauber die Informationen auf ihre eigenen Präferenzen zuschneiden. Die Datenbank wird täglich aktualisiert.
„Mit dem Tourismus-Wegweiser bieten wir Urlaubern eine sehr gute Orientierungshilfe bei der Reiseplanung“, warb Bareiß für das Angebot: „Reisende erhalten auf einen Blick den aktuellen Stand der Corona-Regelungen in allen Bundesländern.“ Der Tourismus-Wegweiser leiste somit „einen wichtigen Beitrag für mehr Sicherheit und Transparenz und macht Reisen innerhalb Deutschlands noch attraktiver.“
Über sogenannte Widgets können die Lockdown-Informationen auch leicht auf andere Webseiten exportiert werden. Reise-Unternehmen oder Urlaubsorte könnten ihre Zielgruppen damit individuell ansprechen, sagte Heinz-Dieter Quack, Chef des Kompetenzzentrums. „Unser Informationsangebot ist offen gestaltet und kann von Unternehmen und Destinationen beliebig ergänzt werden.“
July 18, 2020 at 01:48AM
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