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Tourismus in der Krise: Die Leere im Paradies - tagesschau.de

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Südostasien ist in anderen Jahren ein beliebtes Reiseziel. Nun herrscht Leere, wo sich sonst Millionen von Touristen tummeln. Vielen Einheimischen fehlt dadurch die Existenzgrundlage.

Von Lena Bodewein, ARD-Studio Singapur

Die Strände von Bali sind leer, die beeindruckende Tempelanlage Angkor Wat, das Wahrzeichen Kambodschas, ist verwaist - und die Bewohner Südostasiens leiden: Wo Touristen sonst den Lebensunterhalt sicherten, halten sich die Menschen als Kleinbauern, Hilfsarbeiter oder durch Spenden über Wasser.

Bali, die Insel der Götter - indonesisches Traumziel von Millionen von Urlaubern pro Jahr. "Bali hat sich verändert. Kein Verkehr, keine Touristen, weniger Menschen, weniger Verschmutzung, weniger los und die Wirtschaft ist am Boden", sagt Kadek Adita Pramayana. Er ist Tourguide in Sidemen.

Üblicherweise führt er Wanderungen durch die Reisfelder, auf die lokalen Märkte, zu den Tempeln, fährt Touren über die Insel. Jetzt aber trage er Lasten auf dem Bau, als Helfer: "Ich habe all mein Einkommen verloren", sagt er. Wenn es so weitergehe, müsse er sein Auto verkaufen, weil er sich die Raten nicht mehr leisten könne.

Viele Einwohner Balis leben vom Tourismus

Aber ohne Auto kann er auch keine Touren anbieten. Seine Zukunft steht in den Sternen. Trotzdem bleibt der junge Familienvater ruhig: "Die Regierung hat angekündigt, dass sie die Insel öffnet." Ab dem 11. September sollen Häfen und Flughäfen wieder offen sein. Das werde die Situation verbessern, hofft er.

Der Tourguide berichtet von vielen Freunden und Bekannten, die ihre Jobs verloren haben, in Hotels, Shops und Restaurants. Manche verkaufen stattdessen an kleinen Essensständen Spieße und gegrillten Fisch an die Dorfbewohner. Auch einigen seiner Freunde und denen seines Bruders erging es so. Sie sind ebenfalls Touristenführer.

Ihm fällt derzeit die Decke auf den Kopf: "Wir durften nicht raus, konnten unsere Freunde nicht treffen", erzählt er. Also seien sie zu Hause geblieben und hätten die Nachrichten über Corona gelesen: "Die Stimmung ist schlecht. Ich habe Alpträume."

16 Millionen Besucher jedes Jahr

Auf Bali leben 4,4 Millionen Menschen. Mehr als die Hälfte von ihnen arbeitete im Tourismus. Im vergangenen Jahr kamen 16 Millionen Besucher aus dem In- und Ausland. Wenn die plötzlich wegbleiben, herrscht große Leere. So schlimm war es weder nach den islamistischen Terroranschlägen von 2002, bei denen mehr als zweihundert Menschen starben, noch nach dem Ausbruch des Vulkans Agung.

Viele Stimmen fordern, dass Bali sich unabhängiger vom Tourismus machen und stattdessen wieder mehr auf Landwirtschaft und Fischfang setzen soll. Viele ältere Balinesen freuen sich, dass ihre Kinder ihnen jetzt wieder unter die Arme greifen, sagt Pramayana. "So viele, die im Tourismus gearbeitet haben, kehren in ihre Dörfer zurück." Weil sie ihre Jobs verloren hätten, arbeiteten sie jetzt wieder als Bauern.

Auch Kambodscha leidet unter Touristenmangel

Auch andere bei Touristen beliebte Orte Südostasiens stehen vor ähnlichen Problemen. Die Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha ist derzeit ebenfalls verwaist. "Seit das Virus nach Kambodscha gekommen ist, ist alles schrecklich. Es gibt keine Touristen, es ist ganz ruhig", erzählt Kakada Mol. Er fährt sonst mit seinem Tuk Tuk - einer Motor-Rikscha - Besucher zu den Tempelanlagen. Aber wo keine Touristen sind, ist auch kein Einkommen.

Kambodscha ist vom Virus selbst wenig betroffen - aber von den Auswirkungen. Die Regierung will von Touristen 3000 Dollar Gebühr bei der Einreise - für eventuelle Krankenhaus- und Begräbniskosten. Das schreckt die wenigen potentiellen Reisenden ab.

Ein Drittel der Kambodschaner ist abhängig vom Tourismus. Hunderttausende Menschen haben ihre Arbeit verloren. Gerade in Siem Reap, dem Touristenzentrum in der Nähe der Tempelanlagen, ist die Situation heikel. Die Regierung hat Tourismusunternehmen und der Luftfahrt zwar Steuererleichterung gewährt, aber viel helfe das nicht, erzählt Mol. "Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder und meine alte Mutter - wir haben versucht, ein kleines Geschäft aufzumachen, aber es gibt kaum Kunden. Alles ist ganz anders."

Bis sich der Tourismus wieder erholt hat, können sich viele Kambodschaner nur mit Spenden über Wasser halten - und die jahrhundertealten Sandsteinkuppeln von Angkor Wat erheben sich über der Stille.




August 04, 2020 at 03:37PM
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