Am letzten Sonntag im März beginnt die Sommerzeit, am letzten Sonntag im Oktober die Winterzeit. Eine Stunde hin oder her, aber wie herum diesmal? In der Nacht von Samstag auf Sonntag - am 29. Oktober - werden in Deutschland die Uhren auf Winterzeit umgestellt. Dazu wird der Zeiger um 3.00 Uhr auf 2.00 Uhr zurückgestellt. Uns wird damit eine Stunde Schlaf geschenkt.
Die Zeitumstellung hat viele Gegner
Der Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit ruft schon seit Langem Gegner auf den Plan. Viele Menschen haben von dem Hin und Her genug. Deshalb startete die EU-Kommission 2018 eine EU-weite Online-Befragung zur Zeitumstellung. Die Resonanz war riesig. 4,6 Millionen Menschen nahmen teil, davon allein rund 3 Millionen aus Deutschland. Das Ergebnis: 84 Prozent der Teilnehmer forderten die Abschaffung der Zeitumstellung.
Österreich, das zum Zeitpunkt der Entscheidung den rotierenden Vorsitz im Rat der Mitgliedstaaten innehatte, setzte das Thema auf seine Prioritätenliste, erreichte aber keine Einigung. Auch die nachfolgenden Ratspräsidentschaften kamen zu keiner Lösung. Ursprünglich geplant war eine Abschaffung der Zeitumstellung für Ende 2021.
Was ist das Problem bei der Abschaffung der Zeitumstellung?
Die Mitgliedsstaaten der EU sind sich nicht einig. Soll dauerhaft Sommerzeit oder Normalzeit gelten - oder alles so bleiben, wie es ist? Bisher konnte man sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Fehlende Absprachen aber könnten einen Flickenteppich verschiedener Zeitzonen innerhalb der EU ergeben oder das ganze Vorhaben noch zum Scheitern bringen. Seit 2002 ist die Umstellung EU-weit einheitlich geregelt, um Probleme durch unterschiedliche Uhrzeiten im Gütertransport oder bei Flug- oder Bahnverbindungen zu vermeiden.
Was ist besser: Sommerzeit oder Winterzeit?
Auch in Deutschland ist die Frage, ob man sich für eine dauerhafte Winter- oder für die Sommerzeit entscheidet. Die Winterzeit ist die in Deutschland geltende normale Mitteleuropäische Zeit (MEZ). Mehr als die Hälfte, die an der Online-Petition teilgenommen hatten, votierten für eine dauerhafte Sommerzeit - und folglich dagegen, die Winterzeit beizubehalten.
Winterzeit ist die normale Mitteleuropäische Zeit
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin spricht sich aber für eine Beibehaltung der Normalzeit aus. Das Tageslicht und insbesondere der Blauanteil des Sonnenlichts sei der "Hauptzeitgeber" für die innere Uhr des Menschen und maßgeblich für den Wach-Schlaf-Rhythmus. All dies wird den Experten zufolge am besten durch die Winterzeit gewährleistet. Durch Umstellung auf Sommerzeit drohe hingegen ein Schlafmangel, der zu Konzentrations- und Leistungseinbußen sowie mehr Unfällen führe.
Auch der Deutsche Lehrerverband fürchtet für den Fall einer dauerhaften Umstellung auf Sommerzeit gesundheitliche Gefahren für Schüler. Nach einer permanenten Umstellung auf die Sommerzeit wird es im Winter morgens eine Stunde später hell. Die Folge: Unser Körper wird morgens nicht durch das blaue Licht der Sonnenstrahlung dazu angeregt, Serotonin auszuschütten, was uns wach und munter macht. Darunter leiden besonders Teenager, die - bedingt durch die Pubertät - einen verschobenen Biorhythmus haben und Langschläfer sind, so der Münchner Chronobiologe Till Roenneberg.
Schon der Schulstart um 08.00 Uhr morgens sei für sie vergleichbar mit einem Arbeitsbeginn um 04.00 Uhr bei Erwachsenen. Darunter leiden die Aufmerksamkeit und das Lernen. Die Zeitumstellung verschärfe dieses Problem noch. Die Folgen wären Schlafmangel, Stress und nicht zuletzt gesundheitliche Beschwerden.
Welche Folgen hat die Zeitumstellung für Menschen?
Empfindliche Menschen leiden eine ganze Weile unter einer Zeitumstellung, denn sie kann den Organismus belasten und zu Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit führen. Die Folgen können Müdigkeit, Bluthochdruck, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche sein.
Es kann einige Tage sogar bis Wochen dauern, bis sich der Körper an den neuen Rhythmus gewöhnt hat. Die Umstellung im Frühjahr fällt vielen Menschen schwerer als der Wechsel im Herbst.
"Bei dem Wechsel auf Sommerzeit 'verlieren' wir eine Stunde. Dies bringt unsere biologischen Rhythmen aus dem Takt, und da wir abends anfangs zur alten Zeit erst schlafen (können), aber plötzlich eine ganze Stunde früher aufstehen müssen, sind die meisten Menschen nach der Umstellung unausgeschlafen bis sich der Körper zumindest teilweise an die neue Uhrzeit angepasst hat. Beim Wechsel auf die Winterzeit 'gewinnen' wir die eine Stunde zurück und dürfen eine Stunde später aufstehen und zur Arbeit/Schule gehen. Daher ist für uns als schlafdeprivierte Gesellschaft klar: Die Umstellung auf Sommerzeit ist die schwerere, die auf Winterzeit die leichtere." Eva Winnebeck, Schlafforscherin, Technische Universität München und Helmholtz Zentrum München, im Interview mit ardalpha.de im März 2022Artikel von & Weiterlesen ( Uhren werden umgestellt: Die Winterzeit beginnt | BR24 - BR24 )
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