Ein Brand auf einem Frachtschiff vor der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland hat einen Menschen das Leben gekostet. Bei dem Opfer handele es sich um ein Besatzungsmitglied der „Fremantle Highway“, teilte die niederländische Küstenwache am Mittwoch mit. Es gebe Verletzte, 23 Besatzungsmitglieder wurden mit Hubschraubern und Schiffen in Sicherheit gebracht. Einige von ihnen seien zuvor von Bord gesprungen, wie es weiter hieß.
Ursache für das Feuer sei vermutlich, dass ein E-Auto in Brand geraten sei. Der Frachter, der unter der Flagge von Panama fährt, war den Angaben zufolge auf dem Weg von Bremerhaven nach Ägypten und hatte 2857 Autos an Bord, 25 davon waren Elektroautos.
Der Frachter könne möglicherweise noch tagelang brennen. Das Feuer könne nicht gelöscht werden, solange die „Fremantle Highway“ nicht stabilisiert sei, sagte eine Sprecherin der niederländischen Küstenwache am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Die Lage sei jedoch stabil. Die Behörden wollen alles tun, um ein Sinken des Schiffes zu verhindern. Bei einem Austreten von Öl und dem Verlust der Ladung werden große Umweltschäden befürchtet.
Inzwischen hat das 18.500 Tonnen schwere Schiff Schlagseite. Laut dem Rundfunksender NOS gelang es einem Schlepper aber, ein Kabel Frachtschiff zu befestigen, damit es nicht abdriftet und eine wichtige Schifffahrtsroute nach Deutschland blockiert.
Nach Angaben der Küstenwache wurden noch Spezialkräfte aus Rotterdam per Hubschrauber zum Löschen des Brands zu dem Frachter geflogen. Doch breitete sich das Feuer so rasch aus, dass sie nicht mehr an Bord konnten.
Wegen des Großbrandes rückte auch ein Notfallschlepper aus Deutschland aus, der am Nachmittag jedoch wieder abgezogen wurde.
Rettungskapitän: „Die waren echt in Not“
Gegen Mitternacht war das Feuer auf der „Fremantle Highway“ ausgebrochen, berichtete die Küstenwache. Die Besatzung versuchte, den Brand einzudämmen. Doch der breitete sich so schnell aus, dass die Besatzung das etwa 200 Meter lange Schiff verlassen musste. Einige Menschen mussten von Bord springen – rund 30 Meter in die Tiefe.
„Einer nach dem anderen sprang“, sagte Kapitän Willard Molenaar vom Amelander Rettungsboot, das als erstes an der Unglücksstelle war. „Die waren echt in Not, sonst springt man nicht einfach so tief.“ Sieben Menschen retteten er und seine Crew aus der See. Die übrigen wurden mit Hubschraubern von Bord geholt und in mehrere Krankenhäuser gebracht.
Lösch- und Bergungsschiffe waren schnell zur Stelle – auch aus Deutschland kam Hilfe. Doch das Feuer war nur schwer zu löschen. Vor allem die Lithium-Batterien der E-Autos erschwerten die Löscharbeiten, sagte der Sprecher der Küstenwache.
Erst kürzlich hatte der Industrieversicherer der Allianz (AGCS) vor erhöhtem Brandrisiko durch den Transport der Lithium-Ionen-Akkus auf Schiffen gewarnt. Hauptursachen für Brände, die von den Akkus ausgehen, seien Produktionsdefekte, beschädigte Batteriezellen oder Geräte sowie eine Überladung oder Kurzschlüsse, schreibt der Versicherer in seiner neuesten Schifffahrtsstudie.
Sie seien tückisch, weil sie schwer zu löschen seien und sich spontan wiederentzünden könnten. „Die meisten Schiffe verfügen weder über ausreichenden Schutz noch über ausreichende Frühwarn- oder Löschfähigkeiten, um solche Brände auf hoher See zu bekämpfen“, sagte der Schifffahrtsexperte Justus Heinrich.
Umweltorganisationen fürchten Sinken des Schiffes
Das Sinken des beschädigten Frachtschiffs dürfte fatale Folgen für die niederländische Küste haben. „Das könnte eine Umweltkatastrophe für die Nordsee und das Wattenmeer bedeuten“, sagte ein Sprecher der Stiftung De Noordzee der niederländischen Nachrichtenagentur ANP. Die Sorge ist, dass Treibstoff und die Ladung – knapp 3000 Autos – ins Meer und auf den Meeresboden gelangen könnten.
Auch der Bürgermeister von Ameland, Leo Pieter Stoel, ist besorgt, dass Müll das Wattenmeer und die Küste der Inseln verseucht. Im schlechtesten Fall könnte auch die deutsche Nordseeküste betroffen sein.
Ein Ölunfall könne etwa eintreten, wenn der Autofrachter infolge der großen Hitze instabil werde und sinke, sagte der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), Gerd-Christian Wagner, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Durch aktuell vorherrschende Westwinde könne ausgetretenes Öl im Katastrophenfall dann womöglich auch die Deutsche Bucht erreichen.
Noch gebe es aber wenig Informationen zur Lage auf dem Frachter, sagte Wagner, der auch Bürgermeister der Stadt Varel in Friesland in Niedersachsen ist. „Wichtig ist, dass diese Havarie schnellstmöglich von den Behörden in den Griff bekommen wird.“
Einige denken nun auch zurück an die Katastrophe des Containerschiffs MSC Zoe 2019. Damals hatte das Schiff in der stürmischen Nordsee auf der Fahrt nach Bremerhaven 342 Container verloren. Die meisten zerbarsten beim Aufprall auf dem Wasser, in der Folge trieb tonnenweise Müll an die Strände.
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