Ein russischer Sonderflug sorgte an diesem Samstag für Rätselraten. Offenbar waren Diplomaten an Bord. Russland spricht von „massenhafter Ausweisung“ und kündigt Rache an.
Moskau - Es war ein Flug, der für Aufsehen sorgte: Am Samstagmorgen (22. April) war eine russische Regierungsmaschine mit Sondergenehmigung von Moskau nach Berlin und zurück geflogen. Eine absolute Seltenheit, denn die EU hat seit über einem Jahr den Luftraum für alle russischen Luftfahrtunternehmen gesperrt - als Reaktion auf den Ukraine-Krieg. Kein Wunder, dass die Maschine vom Typ Iljuschin Il 96-300 am Samstag großes Interesse weckte und in den sozialen Medien rege diskutiert wurde.
Nun lieferte das Auswärtige Amt eine Erklärung dafür. Offenbar saßen Mitarbeiter russischer Botschaften in Deutschland in der Maschine, die von Berlin nach Russland gebracht wurden. „Tatsächlich führte die Bundesregierung in den vergangenen Wochen Gespräche mit der russischen Seite zur Präsenz an den jeweiligen Auslandsvertretungen, mit dem Ziel einer Reduzierung der russischen nachrichtendienstlichen Präsenz in Deutschland“, heißt es in einem Statement gegenüber RTL/ntv. Der Sonderflug stehe damit in Zusammenhang. Das Flugzeug habe eine sogenannte Diplomatic Clearance gehabt, sagte außerdem ein Sprecher der Luftwaffe auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Russland will 20 deutsche Diplomaten ausweisen - als Vergeltungsaktion
Russland reagiert auf die Aktion mit Zorn und will im Gegenzug mehr als 20 deutsche Diplomaten ausweisen. Dies kündigte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, an. Die Ausweisung deutscher Diplomaten sei eine Vergeltungsmaßnahme für die „massenhafte Ausweisung von Mitarbeitern der russischen diplomatischen Vertretungen in Deutschland“. Die Sprecherin von Außenminister Sergej Lawrow prangerte dies als neue „feindliche Handlungen“ Deutschlands gegen Russland an. Das Auswärtige Amt wies die Anschuldigungen zurück.
Ausweisung der Diplomaten: Russland wirft Deutschland Indiskretion vor
Lawrow-Sprecherin Sacharowa warf der deutschen Regierung zudem vor, die Ausweisung der Diplomaten vorab an Medien durchgestochen zu haben, obwohl es Versicherungen gegeben habe, die Sache diskret zu behandeln. Sie sagte nicht, worauf und auf welches Medium sie sich konkret bezog, wettere aber: „Wir verurteilen dieses Vorgehen Berlins aufs Schärfste, das weiter demonstrativ die gesamte Bandbreite der russisch-deutschen Beziehungen zerstört, einschließlich ihrer diplomatischen Dimension.“
Es werde eine „bedeutende Begrenzung der maximal zulässigen Zahl an Mitarbeitern der deutschen diplomatischen Vertretungen“ in Russland geben, kündigte Sacharowa als Vergeltungsmaßnahme an. Der deutsche Botschafter Géza Andreas von Geyr in Moskau sei darüber bereits Anfang dieses Monats in Kenntnis gesetzt worden.
Sei Beginn des Ukraine-Kriegs wurden hunderte Diplomaten ausgewiesen
Bereits direkt nach Beginn des Ukraine-Kriegs hatten Berlin und Moskau gegenseitig hunderte Diplomaten ausgewiesen. Auch Frankreich, Italien, Spanien und andere Staaten erklärten russisches Botschaftspersonal zu unerwünschten Personen. In einigen Fällen wurde dies explizit mit der russischen Invasion in der Ukraine begründet, in anderen Fällen ging es um Spionagevorwürfe. Russland reagierte darauf seinerseits mit der Ausweisung zahlreicher westlicher Diplomaten. (smu/dpa/AFP)
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