Verbraucher wüten über den Atomausstieg in Deutschland. Auch, weil sogar im Öffentlich-rechtlichen Halbwahrheiten verbreitet werden? Ein Blogger deckt auf.
München – Schluss mit Atomstrom! Am heutigen Samstag (15. April) gingen die letzten drei deutschen Meiler vom Netz. Es endet eine Ära. Endlich, sagen die einen. Unverantwortlich, schimpfen Kritiker. Die Kernkraftwerke seien CO₂-neutral, sicher und überhaupt viel besser als erneuerbare Energiequellen, wird auch mal argumentiert. Aber was ist wirklich dran an den Atom-Mythen, die seit Wochen durch die Medien geistern? Eine Umfrage der ARD zeigt, dass eine Mehrheit der Deutschen gegen den Atomausstieg ist.
Isar 2 produziert an manchen Tagen mehr Strom als 30.000 Windräder? RBB-Grafik entpuppt sich als falsch
„Isar 2 läuft gerade mit 70 Prozent seiner Leistung und an manchen Tagen bedeutet das, dass Isar 2 alleine mehr Strom erzeugt, als alle 30.000 Windräder in Deutschland“, sagte ARD-Autor Thomas Berbner in einer Dokumentation. „Radioeins“ von RBB packte das Zitat knackig in ein Sharepic.
Ein Meiler schlägt 30.000 Windräder? Kann doch eigentlich kaum sein, dachte sich Volksverpetzer.de und hat ganz genau auf die Fakten geschaut, die Energie-Charts von 2018 bis 2023 ausgewertet. Das Ergebnis: Isar 2 produzierte in den letzten fünf Jahren nicht an einem einzigen Tag tatsächlich mehr Energie. „Null Tage in 2018, null Tage in 2019, null Tage in 2020, null Tage in 2021, null Tage in 2022 und null Tage in 2023“, listet er plakativ auf.
Ja, es kann vorkommen, dass das Atomkraftwerk manchmal mehr Strom erzeugt als die Windanlagen. Im Extremfall sogar doppelt so viel. Tatsächlich passiert das aber fast nie. In gerade einmal fünf von 2500 Betriebsstunden, hatte Isar 2 die Nase vorn. Am 5. April von 9.15 bis 14 Uhr. Die doppelte Leistung brachte der Meiler nie.
Atom-Firma falsch verstanden: PreussenElektra vergleicht Leistung bei Windflaute
Wie kommt ARD-Mann Berbner dann zu seiner Aussage? Volksverpetzer.de glaubt, der Autor hat die Betreiberfirma falsch verstanden. „Das KKI 2 speist derzeit immer noch knapp 70 Prozent seiner Leistung ein und liefert damit stundenweise, zum Beispiel bei der Windflaute gestern, fast doppelt so viel wie alle rund 30.000 Windkraftanlagen in Deutschland zusammen“, schrieb PreussenElektra am 6. April auf Twitter.
„Radioeins“ hat den ursprünglichen Post mittlerweile angepasst und ordnet in der Beschreibung ein: „An ‚manchen Tagen‘ bezieht sich auf die Dunkelflaute, also auf Tage, an denen keine Sonne scheint und kein Wind weht.“ Eine klassische Tücke der beliebten Sharepics, in zwei Sätzen ist selten genug Platz für Vollständigkeit. Kritik hagelt es für den Sender trotzdem. „Eure ‚Dunkelflaute‘-Ergänzung ist ja nun auch nur noch ein zarter Versuch, dieses peinliche Zitat zu rechtfertigen“, schimpft ein User.
Vergleich zwischen Atomkraftwerk und Windrädern hinkt: Erneuerbare Energien funktionieren als Ganzes
Zumal der Vergleich zwischen Atom- und Windenergie sowieso hinkt, merkt Volksverpetzer.de an. Wenn wenig Wind weht, sei die Sonnenstrahlung dafür üblicherweise umso stärker. In den fünf Stunden „Dunkelflaute“ waren 27 bis 41 Gigawatt aus Wasser-, Biomasse und Solarstrom im Netz. Ein Kernkraftwerk produziert alleine etwa ein Gigawatt.
Generell klagt der Blogger über inhaltliche Fehler und Polemik in der Berichterstattung der Öffentlich-rechtlichen. Die Dokumentation „Deutschland schaltet ab – Der Atomausstieg und die Folgen“ grenze für ihn an politische Agenda. So kritisierte Doku-Autor Berbner in einem Tagesschau-Kommentar unter anderem die Grünen dafür, Deutschland in den Atomausstieg getrieben zu haben.
Union und FDP brachten Energiegesetz auf den Weg: Merkel, Ramsauer und Rösler kündigten die Wende an
Ob die Entscheidung nun richtig oder falsch ist, die Grünen haben sie nicht getroffen. 2011 brachte Schwarz-Gelb den Atomausstieg auf den Weg. Den Umstieg auf erneuerbare Energie kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf einer Pressekonferenz an. Neben ihr: Philipp Rösler (FDP) und Peter Ramsauer (CSU).
Fakt ist: Das Energiegesetz greift, die letzten drei Atomkraftwerke werden abgeschaltet und es gibt vorerst kein Zurück. Natürlich hat der Ausstieg auch Folgen für Verbraucher. Die Versorgungssicherheit sei aber nicht gefährdet, betont Robert Habeck (Grüne). Die Energiepreise könnten dennoch steigen. (moe)
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