Stand: 23.08.2022 18:27 Uhr
Im Tarifstreit über die Entlohnung der rund 12.000 Beschäftigten in den deutschen Nordseehäfen gibt es eine Einigung. Die Bundestarifkommission der Gewerkschaft ver.di hat dem Ergebnis der zehnten Verhandlungsrunde zugestimmt, nun sollen aber noch die Mitglieder gehört werden.
Ver.di hatte das Ergebnis in der Nacht zum Dienstag in Verhandlungen mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) erzielt. In der Tarifkommission der Gewerkschaft habe es am Tag danach ein "relativ eindeutiges" Stimmungsbild für die Annahme gegeben, zumal es gelungen sei, noch einmal spürbar bessere Bedingungen für die Beschäftigten herauszuholen, sagte ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth.
Finale Entscheidung am 5. September
Ganz in trockenen Tüchern ist die Vereinbarung noch nicht. Die Zustimmung der Gewerkschaft steht unter dem Vorbehalt, dass die ver.di-Mitglieder in den betroffenen Betrieben damit einverstanden sind. Am 5. September soll in der Tarifkommission die finale Entscheidung fallen. "In einer gemeinsamen Kraftanstrengung ist es uns auch mithilfe neuer Instrumente gelungen, einen Kompromiss zu finden", sagte die ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel. "Wir warten nun die weitere Entscheidungsfindung bei ver.di ab."
Tarifvertrag: Laufzeit zwei Jahre - mit Sonderkündigungsrecht
Den Angaben von ver.di zufolge sollen die Entgelte in Vollcontainerbetrieben rückwirkend ab 1. Juli um 9,4 Prozent angehoben werden. In den konventionellen und den Stückgut-Hafenbetrieben steigen die Entgelte um 7,9 Prozent. Ab 1. Juni 2023 erhöhen sich die Löhne jeweils um weitere je 4,4 Prozent. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Allerdings wurde ein Sonderkündigungsrecht für den Fall vereinbart, dass die Inflation auch im kommenden Jahr noch so hoch ist.
Weitere Streiks erstmal vom Tisch
Mit der Einigung ist ein erneuter Arbeitskampf in den Häfen mit großer Wahrscheinlichkeit vom Tisch. Zuletzt hatte ver.di Mitte Juli in allen wichtigen Nordseehäfen den Güter- und Containerumschlag für 48 Stunden weitgehend lahmgelegt. Zuvor gab es bereits Warnstreiks, die eine Schicht oder einen Tag gedauert hatten.
Containerschifffahrt aus dem Takt
Ein weiterer Ausstand hätte die ohnehin zulasten von Wirtschaft und Verbrauchern massiv gestörten Lieferketten zur Unzeit getroffen. Der globale Containerschiffsverkehr ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor zweieinhalb Jahren aus dem Takt, sodass viele Lieferungen ihr Ziel nicht rechtzeitig erreichen. Jede weitere Störung - wie zum Beispiel Arbeitskämpfe - bringt zusätzlich Sand ins Getriebe und wirkt sich auf die Pünktlichkeit der Schiffe aus.
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