Alexej Nawalny überlebte einen Mordanschlag mit Nowitschok 2020 nur knapp und erholte sich davon in Deutschland. Aus Deutschland kamen womöglich auch Substanzen, mit denen der chemische Kampfstoff, der gegen den Gegner von Kremlchef Wladimir Putin eingesetzt wurde, überhaupt hergestellt werden konnte.
Unter anderem ein Unternehmen aus Norddeutschland steht einem Medienbericht zufolge im Verdacht, Chemikalien für Kampfstoffe nach Russland geliefert zu haben. Der Betrieb aus dem niedersächsischen Lilienthal soll in mehr als 30 Fällen ohne entsprechende Genehmigung chemische Substanzen und Laborbedarf nach Russland ausgeführt haben, berichten Nord- und Westdeutscher Rundfunk sowie »Süddeutsche Zeitung«.
Wegen des Verdachts auf illegale Exporte nach Russland haben Fahnder sieben Objekte in mehreren Bundesländern durchsucht. »Es besteht der Verdacht der unerlaubten Ausfuhr von Waren nach Russland«, sagte Kai Thomas Breas von der Staatsanwaltschaft Stade über die Ermittlungen. Es gehe um den Verdacht des Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz. 50 Beamte waren im Einsatz.
Laut dem Bericht von NDR und »SZ« soll es sich unter anderem um chemische und biologische Stoffe handeln, die als Grundstoffe für die Herstellung von Kampfstoffen genutzt werden könnten. Es seien sogenannte Dual-Use-Güter, die auch für legale Zwecke exportiert worden sein könnten.
Das Unternehmen soll zudem Laborbedarf an einen russischen Chemiegroßhändler geliefert haben, welcher wiederum Speziallabors des russischen Militärs und des Geheimdiensts FSB beliefert haben soll. Die Einsatzkräfte seien in Bremen, Bremerhaven, im niedersächsischen Landkreis Osterholz und in Konstanz in Baden-Württemberg aktiv gewesen.
Das Unternehmen soll Kleinstmengen von wenigen Gramm oder Milligramm nach Russland ausgeführt haben. Diese könnten allerdings bereits für Waffenprogramme eine wichtige Rolle spielen, hieß es im Bericht unter Berufung auf Chemiewaffenexperten. Möglicherweise habe das Unternehmen Substanzen geliefert, die zur Herstellung des Nervengifts Nowitschok genutzt werden könnten. Dabei soll es sich dem Bericht zufolge um eine Firma handeln, die bereits im Frühjahr in Verbindung mit dem Kampfstoff gebracht wurde.
In den vergangenen Jahren habe auch der Verfassungsschutz den Betrieb ins Visier genommen. Grund dafür sei, dass die USA den Betrieb als Folge des Anschlags auf Regierungskritiker Nawalny auf eine Sanktionsliste gesetzt hatten. Nawalny selbst wurde im Januar 2021 bei seiner Rückkehr aus Deutschland in Moskau am Flughafen festgenommen.
Der 46-Jährige ist der prominenteste Kritiker des russischen Staatschefs Wladimir Putin und wurde durch den Aufruf zu Massenprotesten und die Enthüllung von Korruptionsfällen in Russland bekannt. Er sitzt derzeit in einer Strafkolonie eine neunjährige Haftstrafe wegen Vorwürfen der Veruntreuung ab. Die Vorwürfe bezeichnet er als politisch motiviert.
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