Stand: 24.10.2023 22:01 Uhr
Zwischen Langeoog und Helgoland sind zwei Schiffe kollidiert, der Frachter "Verity" sank. Ein Crewmitglied ist tot, vier weitere werden vermisst. Bis nach Mitternacht sollte die Suche weitergehen.
"Die Wassertemperaturen, die derzeit um zwölf Grad Celsius liegen, geben den Rettungskräften bis zu diesem Zeitpunkt die Chance, noch auf Überlebende zu treffen", teilte das Havariekommando in Cuxhaven mit. Die Behörde hat die Gesamteinsatzleitung inne. Sollte es dann weiter kein Lebenszeichen von den vier Schiffbrüchigen geben, soll die Suche eingestellt werden.
Weiterer Tauchgang zum Wrack am Abend geplant
Bei entsprechenden Bedingungen sollte es am Dienstagabend erneut einen Tauchgang zum gesunkenen Frachter in rund 30 Metern Tiefe geben. Die Retter hoffen dort auf ein Lebenszeichen der Vermissten. Ein erster Tauchgang am Nachmittag blieb ohne Erfolg, wie das Havariekommando mitteilte. Ob der zweite Tauchgang stattfand und mit welchem Ergebnis, war zunächst nicht bekannt. Die Bedingungen unter Wasser sind laut Havariekommanod schwierig. Die Sichtweite am Wrack beträgt den Angaben zufolge nur ein bis zwei Meter.
Frachter-Kollision ereignete sich vor Helgoland
Die beiden Frachtschiffe "Verity" und "Polesie" waren am Dienstagmorgen um 4.55 Uhr rund 22 Kilometer südwestlich von Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich von Langeoog kollidiert. Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist unklar. Wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger (DGzRS) mitteilte, verschwand das Signal der "Verity" um 5.20 Uhr. Es sei davon auszugehen, dass sie zu diesem Zeitpunkt gesunken ist, sagte Michael Ippich von der DGzRS. Gegen 6.30 Uhr seien dann die ersten Wrackteile entdeckt worden.
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Schwierige Bedingungen für Retter vor Ort
Laut Havariekommando waren sieben Personen an Bord der "Verity". Außer dem Toten sind den Angaben zufolge zwei Crewmitglieder lebend geborgen worden. Das Havariekommando zieht in Betracht, dass sich die vier vermissten Seeleute möglicherweise im Inneren des gesunkenen Frachters befinden. Für die Tauchgänge zum Wrack gab es nur ein enges Zeitfenster im sogenannten Stauwasser zwischen Ebbe und Flut.
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Mehrere Schiffe an Suche in der Nordsee beteiligt
In der Nacht soll laut DGzRS unterstützend mit Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräten zudem weiter an der Wasseroberfläche nach den Vermissten gesucht werden. Mehrere Schiffe sowie drei Hubschrauber sind an der Suchaktion beteiligt. Sie soll noch bis nach Mitternacht fortgesetzt werden. "Es wird alles dafür getan, dass wir die vermissten Personen noch finden", sagte Ippich.
Kaltes Meerwasser ist lebensgefährlich
Die Nordsee hat nach Angaben der DGzRS eine Temperatur von etwa zwölf Grad. Laut Ippich können Menschen erfahrungsgemäß darin rund 20 Stunden überleben. Das sei aber auch von der körperlichen Konstitution abhängig - und ob die Crewmitglieder noch einen Kälteschutzanzug oder Rettungswesten überziehen konnten, sagte er. Bei Wassertemperaturen unter 15 Grad spreche man von "kaltem Wasser", erklärte Jens Kohfahl dem NDR Niedersachsen. Er ist ein ehemaliger Arzt bei der DGzRS und Fachberater des Havariekommandos. Wenn ein Mensch bei diesen Temperaturen ohne Schutzkleidung ins Wasser stürze, beginne er zu hyperventilieren und atme dabei unter Umständen auch Wasser ein. Zudem wirke sich die Kälte direkt auf die Muskulatur aus. Es fehle an Kraft, sich selbstständig über Wasser zu halten. Nach einer halben Stunde drohe infolge der Kälte eine Bewusstlosigkeit.
"Polesie" nach Cuxhaven geschleppt
Das zweite verunglückte Schiff "Polesie" ist trotz der Kollision schwimmfähig und hatte sich zunächst noch an der Suchaktion beteiligt. Der Frachter hatte sich auf der Route von Hamburg nach La Coruña in Spanien befunden. Laut Havariekommando fuhr er am Abend aus eigener Kraft in Richtung Cuxhaven. Die 22-köpfige Besatzung soll nach bisherigen Erkenntnissen unverletzt sein, jedoch psychische Betreuung erhalten.
Gebiet ist für den Schiffsverkehr gesperrt
Der Zusammenstoß der beiden Frachter ereignete sich in einem der meistbefahrenen Seegebiete weltweit - denn in der Deutschen Bucht verlaufen zwei international eingerichtete Schifffahrtsstraßen in Ost-West-Richtung, wie eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sagte. Das Gebiet ist für den Schiffsverkehr gesperrt.
1.300 Kubikmeter Diesel an Bord der "Verity"
Laut der Seenotrettung war die "Verity" Montagabend gegen 19 Uhr in Bremen mit dem Ziel Immingham in Großbritannien ausgelaufen. Das Schiff hat Stahl, aber kein Gefahrgut geladen. Dennoch besteht eine Gefahr für die Umwelt, wie das Havariekommando mitteilte. So habe das Schiff 1.300 Kubikmeter Dieseltreibstoff an Bord, sagte Renner. Ein Mehrzweckschiff sei vor Ort, um Schadstoffe aufzunehmen. Bilder des Erkundungsschiffs "Atair" vom BSH zeigten, dass das Wrack nicht auseinandergebrochen sei, so Renner.
"Verity" viel kleiner als "Polesie"
Die "Verity" fährt unter britischer Flagge. Der 91 Meter lange und 14 Meter breite Frachter wurde im Jahr 2001 gebaut. Er hat eine Kapazität von 3.360 Tonnen. Der unter der Flagge der Bahamas fahrende Schüttgutfrachter "Polesie" ist viel größer als die "Verity": Das Schiff ist mit 190 Metern Länge und 29 Metern Breite mehr als doppelt so groß und hat eine Kapazität von mehr als 38.000 Tonnen. Die "Polesie" wurde im Jahr 2009 gebaut.
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