Der Autofrachter »Fremantle Highway« auf seinem Weg an die niederländische Küste, gezogen von zwei Schleppern – aber ohne Anzeichen von Rauch: Vor knapp einer Woche war an Bord des Schiffs ein Feuer ausgebrochen. Die Löscharbeiten waren heikel, der fast 200 Meter lange Frachter drohte anfangs zu kentern. Diese Art der Auto-Carrier seien grundsätzlich stabilitätskritisch, so Stefan Krüger, Experte für Schiffssicherheit.
Stefan Krüger, Technische Universität Hamburg:
»Wir haben viele Aufbaudecks und es schwimmt überhaupt nur, weil da riesige Ballastwasser-Mengen unten drin sind. Und wenn ich jetzt mit unheimlich viel Löschwasser auf die Fahrzeugdecks gehe, dann läuft es hin und her. Und dann ist das Risiko, dass das Schiff Stabilität verliert und kentert, anfangs als relativ groß eingeschätzt worden, weswegen man dann auch das Kühlen der Außenhaut unterlassen hat.«
Das Schiff mit rund 3800 Autos an Bord, darunter knapp 500 E-Autos, war auf dem Weg aus Bremerhaven nach Singapur. Ein Besatzungsmitglied kam ums Leben, die übrigen 22 wurden gerettet, einige von ihnen mit Verletzungen in niederländische Kliniken gebracht. Nach tagelangen Löschversuchen konnte der Frachter erst am Montag an einen vorläufigen Ankerplatz vor die Wattenmeerinseln Schiermonnikoog und Ameland gebracht werden. Droht noch immer eine Umweltkatastrophe durch Risse und auslaufendes Öl?
Stefan Krüger, Technische Universität Hamburg: »Natürlich ist es so, dass Stahl irgendwann nachgibt, die Festigkeit verliert, keine Frage. Und ich halte es auch für denkbar, dass die Decks zusammenbrechen und die Ladung dann tiefer fällt oder so etwas. Das ist alles denkbar. Aber dass der unter der Wasserlinie Risse kriegt, ist eigentlich aus technischer Sicht relativ unwahrscheinlich. Und die müsste der ja kriegen, bevor er dann versinkt. Das glaube ich eigentlich nicht.«
Öllecks sind bislang in der Tat keine entdeckt worden, und das Feuer sei deutlich zurückgegangen, die Situation laut niederländischer Behörden zurzeit stabil. Möglicherweise war die geladene Batterie eines Elektroautos in Brand geraten und hatte das Feuer an Deck ausgelöst. Nachweisen ließ sich das bislang nicht, und E-Autos geraten sogar seltener in Brand als Autos mit Verbrennermotor. Doch der Transport von E-Fahrzeugen birgt Gefahren – und ist politisch komplex.
Stefan Krüger, Technische Universität Hamburg: »Dann müsste man die aber konsequenterweise als Gefahrgut deklarieren. Und Sie können sich natürlich auch vorstellen: wenn ich als Bürger jetzt den Umweltschutz unterstützen will und mir ein E-Auto kaufe, und ich habe da ein Gerät, das Gefahrgut ist, dann fördert man damit ja auch nicht unbedingt die Akzeptanz der E-Mobilität.«
Nun müsse man ein kontrolliertes Abbrennen des Schiffs abwarten, und das kann bis zu zwei Wochen dauern. Erst danach können Inspekteure an Bord gehen und die Entsorgung von Schiff und Ladung planen. Wo genau der Frachter »Fremantle Highway« entladen und abgewrackt wird, ist daher noch offen. Im Gespräch sind das niederländische Eemshaven und Wilhelmshaven auf deutscher Seite.
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