Für einige Produkte wird die Rewe-Tochter Penny ab Montag (31. Juli) „wahre Preise“ verlangen. Der Discounter will Kundinnen und Kunden so sensibilisieren.
Kassel ‒ Penny erhöht die Preise für neun Produkte inklusive der Umweltfolgekosten. Die Discounterkette will demnach von Montag (31. Juli) bis Freitag (4. August) für neun Produkte die „wahren Kosten“ angeben, also die Preise inklusive der Kosten etwa für Umweltverschmutzung bei der Produktion. Das kündigte der Mutterkonzern Rewe jetzt an. An der Aktionswoche nehmen alle 2150 Filialen in Deutschland teil. Mit der einwöchigen Aktion wolle das Unternehmen Problembewusstsein bei Kundinnen und Kunden schaffen, zitierte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) den Penny-Manager Stefan Görgens.
Penny-Preise ab Montag (31. Juli) nahezu verdoppelt: Welche Produkte betroffen sind
Die derzeit unsichtbaren Umweltfolgekosten fallen entlang der Lieferketten zwangsläufig an, spiegeln sich aber nicht oder nur anteilig im Verkaufspreis der Produkte, Dienstleistungen und Lebensmittel wider, wie Rewe laut AFP erläuterte. „Ob, wann, wie, wo und vom wem diese ausgeglichen werden, das ist intransparent.“
Diese neun Produkte werden bei Penny deutlich teurer:
Produkt | neuer Preis in Euro | alter Preis in Euro |
Mozzarella San Fabio | 1,55 | 0,89 |
Fruchtjoghurt Bio Naturgut | 1,56 | 1,19 |
Maasdamer Käse (300 Gramm) | 4,84 | 2,49 |
Vegane Schnitzel | 2,83 | 2,69 |
Fruchtjoghurt Zukunftsbauer | 1,44 | 0,99 |
Maasdamer Käse Bio (200 Gramm) | 3,70 | 2,19 |
Mühlenhof Wiener Würstchen | 6,01 | 3,19 |
Wiener Würstchen Bio Naturgut | 5,36 | 3,29 |
Bio Mozzarella Naturgut | 1,92 | 1,29 |
Quelle: Penny |
Penny arbeitet für die Aktionswoche mit der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald zusammen. Gemeinsam wollen sie „die Grundlage schaffen, um die Diskussion über Lebensmittelpreise breiter zu fassen“. Dabei würden die Faktoren Klima, Wasser, Boden und Gesundheit mitberechnet.
Im Fall der Wienerwürstchen von Mühlenhof setzt sich die Rechnung laut dem Lebensmitteldiscounter wie folgt zusammen:
- Normaler Verkaufspreis: 3,19 Euro
- + Klima: 0,94 Euro
- + Wasser: 0,09 Euro
- + Boden: 1,17 Euro
- + Gesundheit: 0,62 Euro
- Summe: 6,01 Euro Verkaufspreis mit „wahren“ Kosten
„Wahre Kosten“ ab Montag (31. Juli): Penny-Produkte werden bis zu 94 Prozent teurer
Der Preisaufschlag durch Einbeziehung der versteckten Umweltkosten ist nicht bei allen der neun Produkte gleich. Deutlich geringer als bei Wiener Würstchen oder auch Joghurt fällt die Steigerung mit nur fünf Prozent bei einem veganen Schnitzel aus. Generell sei der notwendige Aufschlag bei rein pflanzlichen Produkten wegen der geringeren Umweltbelastung am niedrigsten, erklärte der Umweltökonom Tobias Gaugler von der Technischen Hochschule Nürnberg, der das Projekt begleitet hat. Deutlich höher sei der Preisaufschlag bei Milchprodukten und am höchsten bei Fleisch. Denn die Produkte vom Käse bis zum Wiener Würstchen werden dadurch um bis zu 94 Prozent teurer, wie die Handelskette jetzt mitteilte.
Penny ist die Teuerung für die Verbraucher laut einem dpa-Bericht durchaus bewusst, die Discounterkette will aber trotzdem ein Zeichen setzten. „Wir sehen, dass viele unserer Kunden unter den unverändert hohen Lebensmittelpreisen leiden. Dennoch müssen wir uns der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise unserer Lebensmittel, die entlang der Lieferkette anfallen, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln,“ so Stefan Görgens. Penny machte 2022 nach eigenen Angaben allein in Deutschland mit annähernd 2.150 Filialen und rund 30.000 Mitarbeitenden einen Umsatz von rund neun Milliarden Euro.
Risiken des Experiments für Penny überschaubar
Fragt sich nur, ob die Verbraucherinnen und Verbraucher bei diesem Experiment von Penny mitmachen werden. Viele von ihnen leiden nach wie vor an den hohen Preisen beim Einkaufen in Supermärkten und Discountern. Erst im Juli sind die Preise für Nahrungsmittel mit elf Prozent überdurchschnittlich im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Damit sind Molkereiprodukte, Zucker, Marmelade, Gemüse, Fisch und Getreideerzeugnisse die kräftigsten Preistreiber für die Verbraucherinnen und Verbraucher hierzulande.
Ein Marketing-Experte der Wirtschaftshochschule (WHU) Düsseldorf glaubt jedenfalls nicht, dass Penny viel von diesen Produkten verkaufen wird. Aber darum gehe es dem Unternehmen laut Martin Fassnacht auch gar nicht. Es wolle Bewusstsein für Nachhaltigkeit schaffen und gleichzeitig die eigene Marke aufwerten, ist der Branchenkenner überzeugt. Die Risiken des Experiments hält der Experte für den Discounter für überschaubar – nicht zuletzt, weil die Aktion zeitlich befristet und auf wenige Produkte begrenzt sei. „Auch wenn die hohe Inflation zu großer Verunsicherung bei den Verbrauchern geführt hat: Ich glaube nicht, dass das die Aktion die Kunden vor den Kopf stößt – solange sie die Wahl haben, zu anderen Produkten zu greifen.“
Bei Aldi wurden hingegen viele Preise zuletzt deutlich gesenkt. (AFP/dpa/sthe)
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