Für viele Stadtbewohner ist das Freibad der Ort, um sich an den heißen Sommertagen abzukühlen, zu schwimmen und zu entspannen. Doch in Großstädten wie Berlin wird das immer schwieriger. Junge Männer mit zu viel Testosteron und meist mit Migrationshintergrund ignorieren die Ordnung im Bad, legen sich mit Bademeistern und Sicherheitsleuten an und versuchen, ihre eigenen Macho-Regeln durchzusetzen. Neu ist das Problem in der Hauptstadt Berlin nicht, doch jetzt ist die Debatte darüber wieder entbrannt.
Nachdem es im Sommerbad Neukölln, auch Columbiabad genannt, mehrfach zu Zwischenfällen mit Gruppen junger Männer kam, hat das Bad geschlossen. Der offizielle Grund: Zu viele Mitarbeiter haben sich krankgemeldet. In einem Brandbrief vom 13. Juni, der erst jetzt öffentlich wurde, hatten sich Mitarbeiter gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen gewandt. Die Hausordnung werde „vorsätzlich missachtet“, Frauen, Minderheiten, besonders Transpersonen oder queeren Menschen, werde Gewalt angedroht. „Verbale Attacken, das Spucken oder Pöbeln“ sei üblich, heißt es in dem Brief, aus dem der Berliner „Tagesspiegel“ zitierte.
Columbiabad vorübergehend gesperrt
Meist seien es Jugendliche aus arabischen Familien, teils auch Tschetschenen, die als Mob aufträten und sich von den Bademeistern nichts sagen ließen. Das Personal, unter ihnen viele Menschen mit Migrationshintergrund, werde „bewusst psychisch terrorisiert“. Einem Mitarbeiter sei gesagt worden: „Ich weiß, wo du um 21 Uhr Feierabend machst, und dort warte ich auf dich.“ Die Sicherheitsleute seien überfordert, sie könnten Hausverbote nicht durchsetzen und zum Teil wegen unzureichender Sprachkenntnisse auch keine Strafanzeigen stellen. Anfang Juni habe es einen sexuellen Übergriff gegeben, einem Mädchen sei auf der Rutsche das Oberteil heruntergerissen worden. Die Mitarbeiter fordern für die Hauptbadezeit nur Zugang für Familien mit Kindern, zudem Onlinetickets mit namentlichem Einlass, besser qualifiziertes Sicherheitspersonal und dauerhaft Polizei in den Bädern.
Das Columbiabad war vor gut drei Wochen, noch nach dem Verfassen des Brandbriefs, vorübergehend gesperrt worden, als rund 50 Jugendliche die Rutsche gestürmt hatten und es Tumulte gegeben hatte. Am Sonntag wurde das Bad nun wegen Rangeleien von der Polizei geräumt und ist seitdem geschlossen.
„Polizisten sind keine Bademeister“
Mittlerweile hat die Debatte selbst die Bundespolitik erreicht. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, der Rechtsstaat müsse in öffentlichen Schwimmbädern gegen Gewalt vorgehen. „Das heißt auch: Polizeipräsenz. Ich will das ganz deutlich sagen“, so Faeser. Die Berliner Polizei sieht das allerdings anders. Sie steht zwar mit mobilen Wachen vor „Problembädern“ wie etwa dem Prinzenbad in Kreuzberg. Dort wurde am Dienstag ein 20 Jahre alter Mann mit multiplen Gesichtsverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem er von einer Gruppe zusammengeschlagen worden war. Zuvor hatte sich ein 14 Jahre altes Mädchen von ihm belästigt gefühlt, ihr 17 Jahre alter Bruder hatte dann mit mehreren Männern den Zwanzigjährigen angegriffen.
Abseits solcher Taten seien für die Sicherheit im Bad die Bäderbetriebe und die Bezirke zuständig, wendet die Polizei ein. Sie bei Straftaten zu alarmieren sei richtig, schreibt Benjamin Jendro, Berliner Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Aber Polizisten sind keine Bademeister, und wir können bei all den Aufgaben und mit Blick auf die Temperaturen nicht noch Einsatzhundertschaften an die Schwimmbecken stellen.“ Er empfiehlt den Bädern Einlasskontingente, professionelle Sicherheitsdienste, Taschenkontrollen und Alkoholverbote.
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