Zwei Menschen sind bei einem Brand in einem Flensburger Mehrfamilienhaus gestorben, neun weitere wurden verletzt. Neben Helfern tummelten sich auch viele Gaffer vor dem Haus, um das Feuer zu filmen und die Videos in sozialen Netzwerken zu teilen.
Bei dem Großbrand in der Harrisleer Straße in Flensburg sind nach Angaben der Polizei und der Stadt Flensburg am Donnerstag ein Kind und eine erwachsene Person ums Leben gekommen. Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein handelt es sich dabei um eine Frau. Ein Augenzeuge berichtete, dass die Frau am Fenster verbrannt sei, während Ersthelfer versucht hätten, sie zu retten. Ihm zufolge konnte ein Mann über eine Leiter das brennende Haus verlassen, andere seien aus den Fenstern gesprungen. Laut Feuerwehr wurden insgesamt neun Menschen verletzt und kamen ins Krankenhaus. Nach Angaben von Wehrführer Carsten Herzog hatten einige Anwohner Rauchgase eingeatmet, andere seien bei der Flucht verletzt worden. Um kurz vor 17 Uhr war das Feuer in dem Dachstuhl des dreistöckigen Mehrfamilienhauses den Angaben zufolge ausgebrochen. Am späten Donnerstagabend war es gelöscht, die Nachlöscharbeiten dauerten an.
Menschen in der Umgebung sollen Fenster und Türen geschlossen halten
"Es sind 40 Personen in dem Haus gemeldet", sagte ein Polizeisprecher. Es sei aber nicht bekannt, wie viele von ihnen sich bei Ausbruch des Feuers in dem Haus aufhielten. Erst war von bis zu 25 Verletzten die Rede gewesen, was laut Feuerwehr der unübersichtlichen Lage geschuldet war. Etwa Rettungswagen und Notärzte waren vor Ort. Der Bereich wurde großräumig abgesperrt. Menschen in Flensburg Nord und Klues wurden anfangs gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Die Feuerwehren kamen zunächst nicht gut an das Mehrfamilienhaus heran, weil Angehörige und Schaulustige teils den Weg versperrten, wie Einsatzleiter Marco Litzkow von der Berufsfeuerwehr Flensburg erklärte. "Die Straßen waren teilweise blockiert von Betroffenen sowie Schaulustigen. Wir brauchten umfangreiche Unterstützung von der Polizei, um uns erst mal den Weg freizuräumen zum Einsatzobjekt", so Litzkow. Um Opfer und Angehörige vor Blicken zu schützen wurden ein Sichtschutz aufgebaut und ein Linienbus als Aufenthaltsort zur Verfügung gestellt.
Treppenhaus stürzt während Löscharbeiten zusammen
Unklar ist nach Angaben der Feuerwehr, wie sich der Brand am Tag so schnell ausbreiten konnte. Vor Ort konnte die Feuerwehr nach kurzer Zeit schon nicht mehr im Inneren löschen, da die Treppe nicht mehr begehbar war. Während der Löscharbeiten stürzte das Treppenhaus nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein zusammen. Die Einsatzkräfte löschten von außen, unter anderem mit zwei Drehleitern. Am Donnerstagabend sicherte das Technische Hilfswerk (THW) das Gebäude und baute Stützen ein.
Teile des Gebäudes drohen einzustürzen. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk sichern es ab.
Zur Brandursache lagen nach Polizeiangaben am Abend noch keine Informationen vor. Brandermittler nahmen nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein in der Nacht ihre Ermittlungen auf.
Oberbürgermeister äußert sich betroffen
Flensburgs Oberbürgermeister Fabian Geyer (parteilos) äußerte sich am Donnerstagabend auf einer Pressekonferenz betroffen über den Großbrand. Er habe davon während der Ratsversammlung erfahren. Der Leiter der Berufsfeuerwehr, Carsten Herzog, sagte, er habe in den vergangenen 15 Jahren noch keinen so heftigen Brand erlebt.
Polizei mahnt, Gaffervideos nicht zu teilen
Laut Polizeisprecherin Sandra Otte wurden von dem brennenden Haus Videos gemacht. "Wir können nur dazu aufrufen, diese Videos nicht zu teilen. Es sind Menschen betroffen, die natürlich trauern. Wir werden auch strafrechtliche Schritte prüfen", sagte Otte NDR Schleswig-Holstein. Oberbürgermeister Geyer sagte, er empfinde die filmenden Gaffer als "widerlich".
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 04.05.2023 | 20:00 Uhr
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