Überraschung für die Bürgerinnen und Bürger von Bad Münstereifel – der Ort im nordrhein-westfälischen Kreis Euskirchen war 2021 mit am schwersten von der „Jahrhundert-Flut“ getroffen worden: Nun kam am Dienstag die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Besuch.
Offiziell angekündigt hatte sie ihre Visite am Dienstag nicht. Entsprechend reagierten Zaungäste auf der Straße, als der prominente Besuch etwa den Laden „Frauenzimmer – Schöne Hände und Tüdelü“ betrat.
Merkel machte sie sich in Begleitung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) ein Bild vom Wiederaufbau. Die 68-Jährige traf Bürger, besuchte Geschäfte und informierte sich im Rathaus über die Fortschritte der Instandsetzung.
Als damalige Bundeskanzlerin war Merkel im Juli 2021 in den verwüsteten Ort gereist und hatte versprochen, wiederzukommen – auch wenn sie dann nicht mehr im Amt sei.
Wir werden Sie nicht nach Kurzem vergessen, sondern wir werden uns immer wieder ein Bild darüber machen, wie es mit dem Wiederaufbau steht.
Angela Merkel, ehemalige Bundeskanzlerin (CDU) im Juli 2021 in Bad Münstereifel
Vor zwei Jahren hatte Merkel sich angesichts der Zerstörungen erschüttert gezeigt. Viele der insgesamt 49 allein in NRW durch die Katastrophe ums Leben gekommenen Menschen waren in Bad Münstereifel gestorben. In Rheinland-Pfalz waren mindestens 135 Menschen ums Leben gekommen. Die materiellen Schäden lagen im zweistelligen Milliardenbereich.
Die Kanzlerin hatte den kommunalen Spitzen damals zugesagt: „Wir werden Sie nicht nach Kurzem vergessen, sondern wir werden uns immer wieder ein Bild darüber machen, wie es mit dem Wiederaufbau steht.“ Es sei sehr klar, „dass wir hier einen sehr langen Atem brauchen werden“.
2021 war Merkel vom damaligen Ministerpräsidenten Armin Laschet begleitet worden. Der CDU-Politiker hatte bei einem anderen Termin im Flutgebiet mit seinem Lachen während einer Rede des Bundespräsidenten bundesweit für Empörung gesorgt.
Am Nachmittag wurde Merkel mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Der 1986 gestiftete Staatspreis ist die höchste Auszeichnung des Bundeslandes. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der Rennfahrer Michael Schumacher, der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer, der Gründer des Circus Roncalli, Bernhard Paul, und die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) begründete die Zuerkennung des Preises damit, dass Merkel Deutschland erfolgreich durch viele Krisen gesteuert habe. Außerdem nannte er „ihre außergewöhnlichen humanitären Leistungen und ihre herausragenden Verdienste um das Ansehen Deutschlands in der Welt“.
Im Vorfeld hatte Wüst die Auszeichnung verteidigt. „Das ist keine Heiligsprechung“, sagte er im Deutschlandfunk. „In all diesen Krisen gibt es Situationen, wo die allerschönste, die beste, die paradiesischste Lösung nicht zu finden ist“, sagte der CDU-Politiker. Vielmehr müsse man in der praktischen Politik oft unter Druck entscheiden.
Ausdrücklich verteidigte Wüst Merkels Entscheidung von 2015, Tausende Migranten, die von Ungarn her unterwegs waren, nach Deutschland zu lassen. Es sei richtig gewesen zu vermeiden, dass an innereuropäischen Grenzen Gewalt angewendet werde.
Der Staatspreis für Merkel sei eine „Anerkennung von Führung und Verantwortung in enorm schwierigen Zeiten“, sagte Wüst. Außerdem sei Merkel „gar nicht darauf aus, dass man ihr nur Honig um den Bart schmiert“. Sie selbst beanspruche ja gar nicht, „dass man da alles nur aufpoliert“. Im April war Merkel bereits mit der höchstmöglichen Stufe des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet worden. (dpa)
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