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Journalist über Raketenangriffe auf Ukraine: Eskaliert die Lage jetzt? - t-online

Was, glauben Sie, will Kriegsherr Putin mit den Angriffen erreichen?

Ich denke, Putin will vor allem bei radikalen und nationalistischen Russen punkten. Nach mehreren Niederlagen auf dem Schlachtfeld ist die Stimmung unter den Kriegsbefürwortern ja ziemlich schlecht. Vielleicht hofft er auch darauf, dass der Widerstand der Ukrainer bricht und sie gegen ihre eigene Regierung protestieren. Aber das wird nicht passieren. Die Ukrainer haben in diesem Krieg schon so viele Tragödien erdulden müssen und werden sich auch von diesen Angriffen nicht unterkriegen lassen. Die Haltung ist eher: Jetzt erst recht.

Der Kreml hat zuletzt immer wieder mit Atomangriffen auf die Ukraine gedroht, fürchten Sie, dass Putin die Lage noch weiter eskalieren könnte?

Die Atomdrohungen muss man natürlich ernst nehmen, aber man darf darüber nicht in Angst verfallen. Ich halte einen Atomangriff für unwahrscheinlich, weil er auch für Russland problematisch wäre und keinen bedeutenden militärischen Nutzen hätte. Bemerkenswert finde ich, dass Russland heute über 80 Raketen abgefeuert hat, das ist enorm. Ihre Langstreckenraketen haben die Russen zuletzt, anders als zu Beginn des Krieges, eher geschont. Mit den Angriffen heute haben sie ihre Reserven weiter ausgeschöpft, auch wenn die Angriffe auf die zivile Infrastruktur wohl weitergehen werden.

In den kommenden Tagen soll das erste Flugabwehrsystem vom Typ Iris-T aus Deutschland in der Ukraine eintreffen. Reicht das Engagement der Bundesregierung aus?

Ich weiß nicht, wie viele Iris-T-Systeme Deutschland schicken kann, aber es gibt die klare Erwartung in der Ukraine, dass Deutschland eine größere Rolle bei der Unterstützung des Landes spielt, gerne auch im Verbund mit anderen Ländern. Unabhängig von den Angriffen heute wächst das Unverständnis dafür, dass die Lieferung von Kampfpanzern wie dem Leopard 2 weiterhin als Tabu gilt. Es wäre wirklich wichtig, dass sich die Bundesregierung da bewegt. Russland muss auf dem Schlachtfeld besiegt werden, eine Feuerpause oder einen Scheinfriedensvertrag würde der Kreml nur ausnutzen, um seine Kräfte für einen neuen Angriff zu sammeln.

Herr Trubetskoy, vielen Dank für das Gespräch.

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