Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat erneut Anklage gegen zwei Ex-Vorstände der Elsflether Werft erhoben. Es ist bereits die dritte Anklage gegen die beiden Ex-Chefs Klaus W. und Marcus R., wie die Staatsanwaltschaft dem SPIEGEL mitteilte.
Verdächtigt werden W. und R. wegen des gewerbsmäßigen Betrugs in einem besonders schweren Fall. Es geht um die Sanierung des Segelschulschiffs »Gorch Fock«.
Die beiden Männer sollen zwischen den Jahren 2014 und 2018 dafür verantwortlich gewesen sein, dass die Werft Leistungen von Subunternehmen »systematisch« falsch beim Marinearsenal in Wilhelmshaven abgerechnet habe, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Der Marine, der das Segelschulschiff gehört, soll ein Schaden von gut 7,2 Millionen Euro entstanden sein. Zuerst hatte das Nachrichtenportal »The Pioneer« über die Anklagen berichtet. Auch der NDR berichtet darüber.
Seit Jahren ermittelt die Anklagebehörde im Fall der Sanierung des Segelschulschiffs. Im Januar teilte sie mit, die zwei Ex-Vorstände der Elsflether Werft, Klaus W. und Marcus R., wegen Vorteilsgewährung, Untreue, unerlaubter Bankgeschäfte und Insolvenzverschleppung anzuklagen. Auch gegen Mitarbeiter der Werft, einen zivilen Mitarbeiter der Marine in Wilhelmshaven sowie Subunternehmer wurde ermittelt. Viele Verfahren wurden gegen Geldauflage eingestellt.
Die kleine Werft an der Unterweser war Hauptauftragnehmerin bei der Sanierung der »Gorch Fock«. Die Kosten dafür vervielfachten sich von zehn Millionen Euro auf 135 Millionen Euro. In der Diskussion über die hohen Kosten geriet auch das Geschäftsgebaren der Werft in den Fokus. Im Februar 2019 meldete sie Insolvenz an. Die Bremer Lürssen-Werft übernahm die Fertigstellung des Segelschiffs und gab es im Herbst 2021 an die Marine zurück.
Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft soll die Elsflether Werft von Subunternehmern Preisnachlässe in Form von Gutschriften gefordert haben, die der Marine dann vorenthalten worden seien. Die jeweiligen Projektleiter sollen dazu gebracht worden sein, die Gutschriften einzufordern und dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter des Marinearsenals nicht davon erfuhren. Die Gutschriften, in der Regel 15 Prozent der Auftragssumme, sollten demnach mit der Schlussrechnung gewährt, aber auf Wunsch der beiden Manager weder im schriftlichen Angebot noch in der Rechnung ausgewiesen werden.
Die Anklageschrift umfasst laut Staatsanwaltschaft elf Instandsetzungsprojekte der Werft, darunter die der »Gorch Forck«. Bei ihr sollen jeweils Gutschriften nicht an die Marine gegangen oder zu hohe Zahlungen des Marinearsenals an die Werft veranlasst worden sein. Einer der Angeschuldigten soll zudem die Mitarbeiter angewiesen haben, falsche Stundensätze abzurechnen. Die Gesamtschäden für die Marine summieren sich den Angaben zufolge auf rund 7,2 Millionen Euro, die Schadenssummen für die einzelnen Projekte liegen zwischen 48.000 Euro und etwa 1,6 Millionen Euro. Im Falle der »Gorch Fock« belaufe sich der Schaden auf 247.317,28 Euro.
Die Ermittler durchleuchten seit Dezember 2018 das Beziehungsgeflecht zwischen Werft, Subunternehmern in der Region und der Marine. Im Falle einer Verurteilung drohe Klaus W. und Marcus R. eine Strafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Einem der Männer werde lediglich vorgeworfen, die Abrechnungspraxis nicht beendet zu haben, obwohl er davon wusste. Das Landgericht Oldenburg müsse nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden – es sei die letzte große Anklage aus dem Ermittlungskomplex »Gorch Fock«.
https://ift.tt/PCAV4rz
Deutschland
Bagikan Berita Ini
0 Response to "Gorch Fock«: Staatsanwaltschaft Osnabrück erhebt Anklage gegen zwei Ex-Werft-Vorstände - DER SPIEGEL"
Post a Comment