Stand: 16.08.2022 12:13 Uhr
Noch immer kommt es in Deutschland zu vielen Fällen von Diskriminierung. Bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gingen 2021 mehr als 5600 Meldungen ein. Die Zahl sei alarmierend, sagte die Bundesbeauftragte Ataman.
Diskriminierung ist nach jüngsten offiziellen Daten in Deutschland nach wie vor weit verbreitet. So wurden der Antidiskriminierungsstelle des Bundes im vergangenen Jahr 5617 Fälle gemeldet. Das ist den Angaben zufolge der zweithöchste Wert seit Gründung der Stelle im Jahr 2006.
Der mit 37 Prozent höchste Anteil der gemeldeten Fälle bezog sich auf rassistische Diskriminierung. Das geht aus dem Jahresbericht der Stelle für das Jahr 2021 hervor, den die neue Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman in Berlin vorstellte.
Pandemie bedingte Rückgang
Neben rassistischen Fällen hatte es die Anlaufstelle, die an das Bundesfamilienministerium angegliedert ist, im vergangenen Jahr vor allem mit Diskriminierung aufgrund von Behinderung und chronischen Krankheiten zu tun (32 Prozent). Diskriminierung aufgrund des Geschlechts lag demnach 20 Prozent der Anfragen zugrunde.
Rund neun Prozent bezogen sich auf den Merkmalsbereich Religion und Weltanschauung und vier Prozent auf die sexuelle Identität. Über die meisten Diskriminierungserfahrungen klagten die Betroffenen beim Zugang zu privaten Dienstleistungen (33 Prozent) und im Arbeitsleben (28 Prozent), hieß es weiter. An die Antidiskriminierungsstelle können sich Menschen wenden, die benachteiligt wurden. Die Stelle klärt, ob das auch rechtlich gesehen der Fall ist.
Im Vergleich zum Vorjahr, als die Antidiskriminierungsstelle noch 6383 Fälle erfasste, sank die Zahl der Meldungen zwar um gut zwölf Prozent. Dieser Rückgang sei aber "auf weniger Anfragen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, insbesondere zur Maskenpflicht, zurückzuführen", hieß es. Die Anzahl der Beratungsanfragen zu allen anderen Diskriminierungen blieb den Angaben zufolge unverändert hoch.
Ataman will Schutz stärken
"Die Zahl der uns geschilderten Diskriminierungsfälle ist alarmierend", sagte die Beauftragte Ataman, die das Amt seit Juli innehat. Sie zeige aber auch, dass sich viele Menschen nicht mehr damit abfinden, benachteiligt worden zu sein. Ataman appellierte an alle Menschen, die Ausgrenzung aufgrund unterschiedlicher Merkmale erfahren, dagegen vorzugehen - notfalls vor Gericht.
Sie appellierte an die Bundesregierung, Betroffenen bessere Möglichkeiten zur Durchsetzung ihrer Rechte an die Hand zu geben. Die bisherige Rechtslage "legt Betroffenen Steine in den Weg, wenn sie ihre Rechte durchsetzen wollen", sagte die Beauftragte. Die deutschen Regelungen müssten endlich internationalen Standards entsprechen. Ataman kündigte an, den Schutz vor Diskriminierungen zu stärken.
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