Hans-Christian Ströbele
Foto: Rolf Zoellner / epd / IMAGODer langjährige Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele ist gestorben. Das wurde dem SPIEGEL aus Parteikreisen bestätigt. Zunächst hatte die Zeitung »taz« über den Tod ihres Mitbegründers berichtet.
Ströbele war als RAF-Anwalt und einflussreicher Grünenpolitiker bekannt geworden. Mit 28 Jahren hatte er als Justizreferendar bei dem bekannten Anwalt Horst Mahler angeheuert. Zwei Jahre später gründete er mit ihm und Klaus Eschen das Erste Sozialistische Anwaltskollektiv. Ströbele verteidigte erfolgreich den Kommunarden Dieter Kunzelmann, seinen Kollegen Mahler, der sich der RAF angeschlossen hatte, und schließlich auch die führenden Figuren der Terrorgruppe, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof.
1978 gründete er mit anderen die linke Tageszeitung »taz«, für die Grünen saß er ab 1998 durchgehend fünf Legislaturperioden im Bundestag. 2002 gewann mit Ströbele erstmals ein Kandidat der Grünen ein Direktmandat für den Bundestag. Das Mandat in Berlin-Kreuzberg verteidigte der Politiker anschließend vier Legislaturperioden lang.
Linke Symbolfigur
Der Sohn eines Chemikers aus Halle an der Saale war eine Symbolfigur vor allem des linken Flügels der Grünen und scheute Auseinandersetzungen auch mit den eigenen Parteifreunden nie – etwa mit dem früheren Außenminister und Vizekanzler Joschka Fischer. So war Ströbele gegen die deutsche Beteiligung am Kosovo-Krieg, den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr und die Hartz-IV-Reformen. Im Parlament stimmte er immer wieder gegen die Linie seiner Fraktion.
In den letzten Jahren im Bundestag hatte Ströbele sich unter anderem intensiv dem Thema Geheimdienste gewidmet und mit einem Besuch bei US-Whistleblower Edward Snowden in Moskau Schlagzeilen gemacht.
2017 musste er sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Bundestag zurückziehen. Seine letzten Jahre waren von schweren Krankheiten bestimmt.
Ströbeles Rechtsanwalt Johannes Eisenberg schrieb in einer Mitteilung: »Er hat selbst entschieden, dass er den langen Leidensweg, den ihm seine Erkrankungen zugemutet hat, nicht mehr fortsetzen wollte und lebenserhaltende Maßnahmen reduziert. Er war bis zuletzt bei vollem Bewusstsein. Nicht der Geist, der Körper wurde ihm zur Qual und hat ihn am 29. August 2022 verlassen.«
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