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Notfallplan Gas: So reagieren bayerische Betriebe und Kommunen - br.de

Die Bundesregierung stellt sich auf eine Verschlechterung der Gasversorgung wegen eines möglichen Lieferstopps aus Russland ein. Wirtschaftsminister Robert Habeck rief am Mittwoch die Frühwarnstufe des sogenannten Notfallplans Gas aus - diese bringt für Wirtschaft und Verbraucher im Moment noch keine Einschränkungen.

Erst in der dritten und letzten Notfallstufe müsste vor allem die Industrie mit Einschränkungen rechnen. In einem solchen Fall würde die Bundesnetzagentur entscheiden, wer noch mit Gas versorgt wird und wer nicht - private Verbraucher gelten jedoch als geschützte Kunden.

Betriebe sind auf Gas angewiesen

In vielen Betrieben wächst dagegen die Angst vor den Folgen eines möglichen Versorgungsengpasses. "Wenn wir kein Gas haben, können wir zumachen!" Meint etwa Achim Gernert, Juniorchef von Jungpflanzen Gernert in Albertshofen bei Kitzingen.

Gernert produziert 50 Millionen Gemüse-Jungpflanzen pro Jahr in Gewächshäusern unter Glas - mit einer Gesamtfläche von neun Hektar. Sein Gartenbaubetrieb braucht pro Jahr fast eine Million Kubikmeter Gas. Schon jetzt wolle einer seiner beiden Energielieferanten die Gas-Verträge für 2023 nicht verlängern.

"Ich weiß momentan nicht, was wir machen sollen", sagt Gernert dem BR. Denn auch eine Umstellung der großen Heizungsanlage auf Öl, wie früher, wäre für ihn purer Aktionismus. Gernert hofft derzeit nur, dass sein Betrieb bei einem möglichen Gas-Liefer-Boykott aus Russland als privilegierter Betrieb weiter mit Gas beliefert wird - "weil wir ja Lebensmittel produzieren", betont er.

Neumarkt bereitet sich auf weitere Warnstufen im Notfallplan vor

Auch in der Oberpfalz ist man alarmiert. Die Stadtwerke Neumarkt bereiten sich auf weitere mögliche Warnstufen vor. Das Unternehmen bestätigte dem BR, es habe Adressenlisten angelegt. Die "geschützten Kunden" würden bei Gasmangel aber bevorzugt versorgt. Dazu gehören Privathaushalte und bestimmtes verarbeitendes Gewerbe, etwa die Lebensmittelproduktion. Größere Betriebe und die Industrie gehören laut einer Sprecherin nicht zu den geschützten Kunden.

Derzeit sei die Gasversorgung in Neumarkt aber gesichert, die aktuelle Ausrufung der Warnstufe Eins von drei habe deshalb keine Auswirkungen auf die Kunden, so die Stadtwerke Neumarkt. Allerdings wurde in Neumarkt bereits eine Abschaltreihenfolge bei Gasmangel festgelegt. Sollte tatsächlich kein Gas mehr aus Russland kommen, würden Fachbehörden und Fachverbände die Kriterien der Reihenfolge auf Bundesebene anpassen. Denn die bestehenden Kriterien galten bislang nur für eine kurzfristige, witterungsbedingte Mangellage.

Bei einer Gasmangellage würden bestimmte Bereiche kein oder weniger Gas geliefert bekommen, so die Sprecherin. Weil es sich beim Heizen und Warmwasser um Grundbedürfnisse handle, werde die Versorgung der Privatverbraucher auch bei Gasknappheit aufrechterhalten. Die mit der Vorwarnstufe verbundenen Vorbereitungen seien abgeschlossen. Jetzt müsse man die weitere Entwicklung abwarten, heißt es von den Neumarkter Stadtwerken.

Stadtwerke in Schwaben und Unterfranken beruhigen

Beschwichtigend äußern sich dagegen Stadtwerke aus Schwaben und Unterfranken. Laut der Sprecherin der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, Gudrun Fischer, bestehe aktuell kein Grund zur Sorge für Bestandskunden - dennoch nehme man die Situation sehr ernst, auch wenn noch keine Mangellage vorhanden sei.

Man bereite sich derzeit laut Mitteilung auf sämtliche Szenarien vor und stimme sich mit Verbänden und Lieferanten ab. Die Neukundenakquise sei im Augenblick eingestellt. Auch von den Stadtwerken Augsburg wird Entwarnung signalisiert: Gas sei noch vorrätig, so Unternehmenssprecher Jürgen Fergg.

Auch die Schweinfurter Stadtwerke teilen dazu heute in einer Pressemitteilung mit, dass die Versorgung mit Gas bis auf Weiteres gesichert sei. Die Energiewirtschaft verfüge über ein breites Instrumentarium an Vorsorgemaßnahmen, um auf Herausforderungen bei der Gasversorgung reagieren zu können.

vbw fordert Energiepreis-Entlastungen für Unternehmen

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) fordert in diesem Zusammenhang wegen des Anstiegs der Energiepreise zusätzliche finanzielle Entlastungen der Unternehmen durch die Bundesregierung. Die Energiepreise seien zunehmend existenzbedrohend für bayerische Unternehmen, sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt am Donnerstag.

Zum Entlastungspaket gehören sollten laut vbw ein "umfassendes Belastungsmoratorium, das temporäre Aussetzen der Energiesteuer und des nationalen CO2-Preises sowie die Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtliche Minimum".

Hintergrund ist die Ankündigung Russlands, Gas und Öl als Reaktion auf die westlichen Sanktionen wegen des Einmarsches in die Ukraine nur noch gegen Zahlung in Rubel zu liefern. Aus Moskau gab es Signale, die darauf hindeuten könnten, dass ein Lieferstopp nicht unmittelbar bevorsteht. Doch in Berlin ist man skeptisch. Im vergangenen Jahr entfielen 55 Prozent der deutschen Gaseinfuhren auf Russland.

Bundesregierung kündigt Krisenprogramm an

Unterdessen machten Bundespolitiker der Glasindustrie in Oberfranken Hoffnung auf staatliche Unterstützung. Dies war Inhalt eines Treffens des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen), und Bundestagsabgeordneten aus der Region, bei Heinz Glas in Kleintettau. Die Hilfen seien auf Grund der drastisch gestiegenen Energiekosten dringend notwendig, so Firmenchefin Carletta Heinz. Ohne Energie könne das Unternehmen nicht arbeiten, die Schmelzöfen seien auf Strom und Gas angewiesen. Staatssekretär Kellner, sprach davon, diese Industrie zu unterstützen und zu erhalten. "Wir arbeiten gerade an einem Krisenprogramm für hohe Energiepreise, mit dem wir auch energieintensiven Unternehmen helfen können." Auch mittelfristig soll es Förderprogramme hin zu grünem Strom geben, so Kellner. Diese Programme sollen "auch für die Glasindustrie geöffnet werden."

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