Stand: 20.02.2022 07:49 Uhr
Orkantief "Zeynep" hat auch Hamburg auf Trab gehalten. Die Feuerwehr rückte seit Freitagnachmittag zu 1.475 Einsätzen aus. Es wurden Windstärken zwischen 9 und 11 gemessen. Die Hansestadt erlebte erstmals seit 2013 wieder eine sehr schwere Sturmflut mit mehr als 3,5 Metern über dem mittleren Hochwasser.
Der Wasserstand am Pegel St. Pauli erreichte gegen 5.30 Uhr 3,75 Meter über dem mittleren Hochwasser, das entspricht etwa 5,90 Metern über Normalhöhennull. Dadurch wurden nicht wie üblich nur der Fischmarkt, sondern auch die Große Elbstraße sowie Teile der Hafencity überflutet. Ab 3,50 Metern über dem mittleren Hochwasser spricht man vor einer sehr schweren Sturmflut. Laut Sturmflutwarndienst sind die Hochwasserschutzanlagen bis zu einer Höhe von 7,30 Metern über Normalhöhennull ausgelegt.
Hochwasser: Zwei Personen gerettet
In den von der Sturmflut überspülten Gebieten mussten trotz der Warnungen einzelne Fahrzeuge geborgen werden. In der Hafencity trieben nach Angaben der Feuerwehr Autos im über die Ufer getretenen Elbwasser. Einsatzkräfte konnten am Sandtorkai mit einem Schlauchboot zwei Männer aus einem Fahrzeug retten, sie kamen mit Unterkühlungen in ein Krankenhaus. Laut Feuerwehrsprecher Martin Schneider waren das die einzigen Verletzten.
Zahlreiche Einsätze für die Feuerwehr
Insgesamt hinterließ "Zeynep" weniger Schäden als befürchtet. Unter anderem mussten die Einsatzkräfte nach Eilbek, weil sich ein Teil der Verblendfassade eines mehrstöckigen Wohnhauses gelöst hatte und abgestürzt war. Verletzt wurde aber niemand. Zuvor war die Feuerwehr gerufen worden, weil ein Baum auf die Gleise der S-Bahn-Strecke zwischen Blankenese und Sülldorf gefallen war und die Weiterfahrt blockierte. Im gesamten Stadtgebiet musste die Feuerwehr umgestürzte Bäume und abgerissene Äste beseitigen. Auch umgestürzte Zäune, Fahnenmasten oder Werbeplakate forderten die Einsatzkräfte, ebenso Dach- und Fassadenteile von Gebäuden, die in Folge der starken Böen beschädigt wurden. In Bahrenfeld stürzte am Freitagnachmittag ein Baum auf zwei parkende Autos, dabei wurde ein Kind auf einem Fahrrad leicht verletzt.
Warnung vom Bezirksamt Bergedorf
Am Sonnabend kam vom Bezirksamt Bergedorf eine weitere Warnung: Für den Zeitraum zwischen Samstag- und Sonntagabend könne es in unmittelbarer Ufernähe in tiefer liegenden Bereichen von Gose- und Dove-Elbe zu Überschwemmungen kommen. Dort blieb die Lage aber entspannt.
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Bahn: Wetter bringt Nah- und Fernverkehr durcheinander
Im Nah- und Fernverkehr wirbelte das Wetter die Fahrpläne durcheinander. Nachdem die Deutsche Bahn den Zugverkehr in Norddeutschland am Freitagnachmittag eingestellt hatte, kam er auch am Sonnabend nicht wieder zum Laufen. Im Norden Deutschlands und in Nordrhein-Westfalen sei er bis mindestens Montagnachmittag stark beeinträchtigt, teilte das Unternehmen am Nachmittag mit. Hunderte umgestürzte oder beschädigte Oberleitungsmasten müssten erneuert werden. Nördlich von Dortmund, Hannover und Berlin verkehren weiterhin keine Fernverkehrszüge. Die Bahn riet Fahrgästen, Reisen insbesondere nach Hamburg und Bremen zu vermeiden. Reisende sollten sich auf bahn.de, im DB Navigator oder bei der kostenlosen Sonderhotline unter 08000 99 66 33 informieren. Fahrgäste, die ihre für den Zeitraum vom 17. bis 21. Februar 2022 geplante Reise verschieben möchten, können ihr bereits gebuchtes Ticket für den Fernverkehr bis einschließlich 28. Februar entweder flexibel nutzen oder kostenfrei stornieren.
Auch der Metronom-Zugverkehr wurde zwischenzeitlich eingestellt und erst am Sonnabendnachmittag teilweise wieder aufgenommen. Das Unternehmen teilte mit, dass die Strecken zwischen Lüneburg und Harburg und zwischen Bremen und Harburg wieder freigegeben seien. Ab Harburg bestehe Anschluss an die S-Bahn bis Hamburg Hauptbahnhof. Es seien allerdings weniger Züge als sonst im Einsatz.
U- und S-Bahnen fahren wieder
Die Hamburger Hochbahn hatte ab Freitagabend vorsichtshalber den U-Bahn-Verkehr auf die Tunnelbereiche beschränkt. Am Sonnabend wurden die Verbindungen Stück für Stück wieder aufgenommen. Auch die U1 fährt seit dem Nachmittag wieder komplett durch. Bei der S-Bahn kam es wegen umgestürzter Bäume zu vielen Ausfällen. Im Laufe des Sonnabends wurden immer weitere Streckenabschnitte wieder freigegeben. Seit dem Nachmittag fahren laut S-Bahn die S1, S21 und S31 wieder planmäßig. Die S3 verkehrt zwischen Pinneberg und Buxtehude, zwischen Buxtehude und Stade wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
Wenige Flugausfälle am Flughafen
Am Hamburger Flughafen hielten sich die Auswirkungen des Sturms bis Freitagabend nach Angaben einer Sprecherin in Grenzen. Es seien nur wenige Flüge gestrichen worden, der Airport sei stets geöffnet gewesen. Am Sonnabendmorgen fielen mehrere Abflüge aus.
A7 überschwemmt - Sperrung verschoben
Starkregen überflutete die Autobahn 7 am Freitagnachmittag südlich des Elbtunnels teilweise so stark, dass eine Spur gesperrt wurde. Die eigentlich geplanten Bauarbeiten, für die die A7 übers Wochenende gesperrt werden sollte, wurden wegen des Sturms verschoben.
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Umweltbehörde warnt vor Betreten der Wälder
Angesichts des Sturms warnt die Hamburger Umweltbehörde vor dem Betreten der Wälder. Vorsicht sei geboten, da manche von Bäumen ausgehende Gefahren nur schwer erkennbar seien. "So können sie aufgrund des aufgeweichten Bodens oder bereits angeknackster Stämme schon bei leichtem Wind umkippen. Auch können immer wieder Äste aus den Kronen fallen", hieß es in einer Mitteilung. Die Wälder sollten erst wieder betreten werden, wenn die Schadensbeseitigung abgeschlossen sei.
Spielabsagen im Hamburger Amateurfußball
An diesem Wochenende haben Hamburgs Amateurfußballerinnen und -fußballer spielfrei. Grund für die Absage aller Spiele durch den Hamburger Fußball-Verband (HFV) ist die Wetterlage. Das teilte der HFV am Donnerstag mit. Nicht betroffen sind allerdings Partien des Norddeutschen Fußball-Verbandes und des DFB. Die Sportanlagen in der Hansestadt sind von den zuständigen Bezirksämtern gesperrt worden
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