
ICE im Bahnhof von Hannover: Im Nah- und Fernverkehr geht derzeit vielerorts nichts
Foto: Julian Stratenschulte / dpaSturmtief »Zeynep« ist gen Osten abgezogen, doch der Bahnverkehr in Deutschland bleibt massiv eingeschränkt. »Nördlich von Dortmund, Hannover, Berlin können keine Fernzüge fahren, auch nicht zwischen Berlin und Halle-Leipzig«, sagte Bahn-Sprecher Achim Stauß am Mittag in Berlin. Ebenso könne weiterhin der Regionalverkehr im Norden Deutschlands »flächendeckend nicht stattfinden«. Noch mindestens für den gesamten Tag werde es Zugausfälle geben.
Durch die Stürme der vergangenen Tage seien »mehr als tausend Bahnkilometer in Deutschland stark betroffen und beschädigt«, sagte Stauß weiter. Rund 2000 Einsatzkräfte seien »rund um die Uhr« dabei, Strecken von umgestürzten Bäumen oder herabgefallenen Ästen zu befreien oder beschädigte Oberleitungen zu reparieren. Auch Hubschrauber seien im Einsatz, »um Strecken zu erkunden und festzustellen, ob ein sicherer Bahnbetrieb wieder möglich ist«.
Einen vollständigen Überblick über den Umfang der Schäden gebe es gleichwohl noch nicht, sagte der Sprecher. »Wir tun alles dafür, um den Zugverkehr so schnell wie möglich Schritt für Schritt wieder aufzunehmen.« Schon jetzt sei klar, »dass viele Strecken im Norden auch heute im Laufe des Tages noch nicht wieder befahrbar sein werden«, schränkte Strauß aber ein.
BER-Passagiere können nur mit Handgepäck fliegen
Die Deutsche Bahn forderte erneut alle Fahrgäste auf, geplante Reisen in die Unwetterregionen »wenn möglich zu verschieben«. Auch Reisende außerhalb dieser Regionen müssten sich auf Störungen einstellen und sollten sich vor Fahrtantritt über die gewählte Verbindung informieren. Der Sprecher verwies auf Kulanzregelungen, wonach bereits gekaufte Fahrkarten kostenlos storniert oder noch bis Ende kommender Woche flexibel genutzt werden können.
Auch am Berliner Flughafen BER gab es am Samstag weiter Verzögerungen bei der Abfertigung. »Wegen des Sturms abgesagte Flüge gab es nicht, teilweise gab es Flugverspätungen«, sagte ein Flughafensprecher. »Und es gibt immer noch Probleme im Abfertigungsbetrieb.«
Es sei wegen der hohen Windgeschwindigkeiten immer noch so, dass das Gepäck häufig nicht aus den Flugzeugen aus- und auch nicht eingeladen werde. »Die Passagiere fliegen nur mit Handgepäck.«
Zwei Tote in NRW
Vielerorts blieb es jedoch nicht bei Verkehrsbehinderungen. Mehrere Menschen in Deutschland starben, es gab Verletzte und hohe Sachschäden. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) geht von zwei Sturmtoten in seinem Bundesland aus. Wie eine Sprecherin mitteilte, handle es sich zum einen um einen Autofahrer auf der Bundesstraße 54 in der Nähe von Altenberge im Kreis Steinfurt, dessen Wagen von einem Baum getroffen worden war.

»Zeynep« tobt über Deutschland
Das zweite Sturmopfer sei nach vorläufigen Erkenntnissen ein 17 Jahre alter Beifahrer, der mit zwei Gleichaltrigen in Hopsten im Kreis Steinfurt unterwegs gewesen war. Der Fahrer war nach Polizeiangaben möglicherweise einem Ast ausgewichen und dadurch von der Fahrbahn abgekommen.
In der niedersächsischen Gemeinde Wurster Nordseeküste starb in der Nacht auf Samstag nach Polizeiangaben ein Mann, der während des Sturms das beschädigte Dach eines Stalls reparieren wollte. Der 68-Jährige sei durch das Dach gebrochen und rund zehn Meter in die Tiefe gestürzt.
Historische Windmühle zerstört
»Zeynep« hat auch die höchstgelegene Bockwindmühle Deutschlands umgeweht. Bei der historischen Windmühle im Weimarer Land brach in der Nacht zum Samstag der mittige Hausbalken, auf dem das Mühlenhaus stand, wie die Bürgermeisterin der Gemeinde Klettbach, Franziska Hildebrandt, sagte. »Die Mühle ist unser Wahrzeichen. Diese Situation schafft erst mal ein bisschen Sprachlosigkeit.«
Bockwindmühlen sind der älteste Windmühlentyp in Europa. Das gesamte Mühlenhaus steht auf einem einzigen mittigen Pfahl, auf dem die Mühle in den Wind gedreht werden kann. Dieser Balken ist nun gebrochen.
»Antonia« könnte Deutschland am Montag treffen
Die Serie schwerer Stürme reißt vorerst nicht ab. »Bereits ab Sonntag nimmt die Sturmserie mit Annäherung des nächsten Sturmtiefs ›Antonia‹ wieder deutlich an Fahrt auf«, sagt Adrian Leyser von der Wettervorhersagezentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Auch der Montag bleibt noch stürmisch, erst ab Dienstag beruhigt sich das Wetter etwas.
In der Nacht zum Sonntag kommt von Nordwest nach Südost zunächst etwas Regen. Teilweise kann sich auch noch etwas Schnee daruntermischen, bevorzugt im Bergland. Auch der Wind frischt vor allem in der Mitte und im Süden in Böen wieder stark bis stürmisch auf.
»Antonia« soll am Sonntag bereits das Seegebiet zwischen Schottland und Island erreichen – und in der Nacht zum Montag die Nordsee und Südschweden. Das Sturmfeld befindet sich an der Südflanke des Tiefs und erfasst von Westen her allmählich ganz Deutschland.
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