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Vor dem Spitzengespräch von Bund und Ländern zur weiteren Corona-Strategie am Montag kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder Lockerungen an. "Bayern wird in der Ministerpräsidentenkonferenz keine Verschärfungen mittragen, sondern die Regeln an einzelnen Stellen anpassen", sagte der CSU-Chef der "Augsburger Allgemeinen". In der Kultur, beim Sport und in der Jugendarbeit werde dann wieder mehr Teilhabe möglich.
Der entscheidende Maßstab sei die Belastung des Gesundheitssystems, sagte Söder. "Und dank der konsequenten Maßnahmen der vergangenen Wochen sowie der milderen Verläufe bei Omikron sind die Zahlen bei den belegten Intensivbetten insgesamt erfreulicherweise gesunken", so der Ministerpräsident.
Kanzler Scholz: "Keine Kurskorrektur"
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dagegen sieht derzeit keinen Anlass für ein Umsteuern bei den Corona-Maßnahmen. "Es ist jedenfalls sicher nicht angebracht, mitten in der Omikron-Welle auf breiter Front die Regeln zu lockern", sagte er in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" mit Blick auf die anstehenden Corona-Beratungen am Montag. "Wir brauchen keine Kurskorrektur."
Scholz sagte, das Land sei auf dem richtigen Weg. Die seit November eingeführten strengen Regeln hätten dazu geführt, dass die Omikron-Welle Deutschland später erreicht habe als die europäischen Nachbarn. Er verwies etwa auf die vor gut zwei Wochen beim letzten Bund-Länder-Gipfel vereinbarte 2G-plus-Regel für Restaurants.
Wüst: "Keine Lockerungen"
Unterstützt wird das Beibehalten geltender Regelungen vom Corona-Expertenrat der Regierung. Das Gremium forderte in einer neuen Stellungnahme wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante aber auch Vorbereitungen für mögliche weitere Schritte.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst warnte vor der Ministerpräsidentenkonferenz ebenfalls vor Lockerungen. "Wir werden morgen sehr genau hinhorchen, was der Expertenrat uns da empfiehlt. Die Kernaussage ist jetzt: keine Lockerungen", sagt der CDU-Politiker und Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz zu RTL und ntv.
Vorlage: PCR-Tests auf Risikogruppen konzentrieren
Bund und Länder werden am Montag voraussichtlich auch beschließen, dass PCR-Tests künftig nur noch eingeschränkt zum Einsatz kommen. Dies geht auf einen Vorschlag von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zurück. Da die Labor-Kapazitäten angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Variante knapper werden, will Lauterbach diese besonders exakten Tests im Wesentlichen für Beschäftigte in sensiblen Gesundheitseinrichtungen vorhalten. Die Gesundheitsminister der Länder hatten sich bereits für eine solche Regelung ausgesprochen.
Infektiologe: Regionale Lockdowns beibehalten
Von ärztlicher Seite wird die Beibehaltung der bisherigen Corona-Regeln gefordert. So hält der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner bei hohen Infektionszahlen Einschränkungen weiter für notwendig und plädiert für ein Beibehalten der Regelung zu regionalen Lockdowns ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 1.000. Er halte es für sinnvoll, "dass der 1.000er-Wert eingehalten wird", sagte der Chefarzt der München Klinik Schwabing der Deutschen Presse-Agentur.
"Ich würde schon sagen, dass wir angesichts extrem steigender Neuinfektionen in diesen Tagen und voraussichtlich auch in den nächsten Wochen weitere Kontaktbeschränkungen benötigen", meinte der Corona-Experte. Es müsste versucht werden, die Infektionszahlen nicht zu extrem werden zu lassen, um die Kliniken nicht zu überlasten. Das gelte auch mehr und mehr für die Normalstationen, die stärker in den Blick genommen werden müssten.
Leichte Entspannung bei den Intensivbetten
Am Wochenende war die Sieben-Tage-Inzidenz in Bayern weiter gestiegen auf knapp 864 am Sonntag. Am Freitag lag der Wert laut Robert Koch-Institut noch bei 755. Der Wert im Freistaat war damit am Wochenende deutlich höher als der Bundesdurchschnitt: Deutschlandweit erreichte die Sieben-Tage-Inzidenz am Sonntag einen Wert von 807.
Trotz dieser hohen Zahlen entspannte sich die Situation in den Kliniken weiter etwas. Laut dem Intensivregister Divi lagen am Sonntag 332 erwachsene Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen in Bayern - dies waren elf weniger als noch am Freitag.
Virologe: "Brandgefährlich", wenn man Omikron unterschätzt
Der Münchner Virologe Oliver Keppler warnte dennoch vor erneut sehr hohen Zahlen von Corona-Patienten in den Krankenhäusern. Die Wucht der Infektionswelle werde sich dort niederschlagen. "Eine Verharmlosung von Omikron wäre daher fatal, die häufig zu lesende Einordnung als 'mild' halte ich für brandgefährlich", sagte der Leiter der Virologie an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.
Auch die Schulen spüren die Entwicklung der Fallzahlen. Laut Kultusministerium fehlen in Bayern immer mehr Schülerinnen und Schüler wegen Corona-Infektionen oder Quarantäne im Unterricht. Stand Freitag waren es 3,8 Prozent. Das sind mehr als doppelt so viele wie kurz nach den Weihnachtsferien am 11. Januar. Und auch bei Kindergärten, Krippen und Horten sind inzwischen sehr viele Einrichtungen vom Infektionsgeschehen betroffen.
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