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Impfzentren: Spahn will sie wieder eröffnen – Länder wettern dagegen - BILD

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Zoff um Impfzentren Länder wettern
gegen Spahn-Plan

++ Noch-Gesundheitsminister Spahn will Impfzentren wieder öffnen und einen Bund-Länder-Booster-Gipfel ++ Viele Länder schimpfen: Kein Bedarf! ++

Nicht alle Länder wollen sich noch mal mit dem geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn treffen
Nicht alle Länder wollen sich noch mal mit dem geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn treffenFoto: POOL/REUTERS

Wir müssen unsere Impfungen schnell auffrischen – doch wie?

Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn (41, CDU) will dafür die Impfzentren wieder öffnen!

Doch von den Ländern kommt knallharter Gegenwind.

Spahn: „Um möglichst vielen möglichst schnell eine Auffrischungsimpfung zu ermöglichen, sollten die Länder die Impfzentren, die sie seit Ende September in Stand-by bereithalten, nun wieder startbereit machen“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Montag).

Twitterte seine Booster-Impfung am 28. Oktober: Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn
Twitterte seine Booster-Impfung am 28. Oktober: Noch-Gesundheitsminister Jens SpahnFoto: @jensspahn/Twitter

Der Stand heute: Sobald die letzte Impfung mehr als sechs Monate her ist, sollen Menschen über 70 und solche, die mit Johnson & Johnson geimpft wurden, laut Empfehlung der Ständigen Impfkommission auffrischen. Denn die Wirkung der Impfung lässt nach. Außerdem halten die Gesundheitsminister die Booster-Impfung auch schon für alle Über-60-Jährigen für sinnvoll.

Hamburg: Booster-Gipfel mit Spahn „überflüssig“

Spahn will außerdem bei einem Treffen zwischen Bund und Ländern über die Auffrischungsimpfungen sprechen, ein Bund-Länder-Booster-Gipfel sozusagen. Doch auch zu diesem Gipfel-Plan äußern sich manche Länder skeptisch.

Schon bei einer Gesundheitsministerkonferenz in dieser Woche in Lindau soll etwa über das Einladungsmanagement für Über-60-Jährige gesprochen werden.

Hamburgs Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) hält einen neuen Bund-Länder-Gipfel für überflüssig. Es habe ja gerade erst eine Ministerpräsidentenkonferenz gegeben.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) zeigte sich am Sonntagabend im ZDF ebenfalls skeptisch. „Wenn wir dort nicht zum Plaudern zusammenkommen wollen, dann frage ich, was wollen wir denn verabreden, und was bietet uns der Bundesgesundheitsminister an?“

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Anders Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Er würde eine Corona-Abstimmung von Bund und Ländern begrüßen. „Mit Blick auf die durchaus besorgniserregende Corona-Lage wäre das dringend geboten“, sagte ein Regierungssprecher. Dies könne mit einem Bund-Länder-Gipfel erfolgen oder in einer Ministerpräsidentenkonferenz.

Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) sagte am Sonntagabend in der ARD, wenn es notwendig erscheine, dass Bund und Länder sich treffen, dann solle das auch gemacht werden.

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Patientenschützer beklagt Planlosigkeit in der Pandemie

„Niemals war das Hin und Her in der Pandemie größer als zurzeit“, sagte Patientenschützer Eugen Brysch (Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz) dazu. „Denn ein Corona-Radar fehlt. So steuern Bund und Länder die Pandemie-Maßnahmen im Blindflug“, sagte der Stiftungsvorstand. „Da ist es kein Zufall, dass mit widersprüchlichen Vorschlägen Deutschland gerade planlos in die nächste Welle rutscht.“

Wie viele Impfzentren gibt’s? Regierung weiß es nicht

Allerdings hat die Bundesregierung gar keinen Überblick über die Zahl der noch betriebenen Impfzentren in Deutschland. „Dazu liegen mir keine Zahlen vor, da die Bundesländer die Impfzentren in eigener Zuständigkeit betreiben“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Montag in Berlin. Einige Länder hätten ihre Impfzentren weiter in Betrieb, andere hätten sie auf Standby geschaltet. „Wie viele jetzt in Betrieb sind, kann ich nicht sagen“, so der Sprecher.

Ärztepräsident unterstützt Spahn-Plan

Ärztepräsident Reinhardt sagte am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“, es sei „gut und richtig“, die Impfzentren zu reaktivieren, um dort entsprechend der Altersgruppen die Booster-Impfungen geregelt vorzunehmen. „Das ist ein Baustein, um die Pandemie weiter zu bekämpfen“, fügte er hinzu. „Das hat bei den Erstimpfungen auch gut geklappt“, sagte er.

Rückblick: Zu Beginn der Corona-Impfungen sollten die Impfzentren den ordnungsgemäßen Gebrauch des Impfstoffs sowie die Priorisierung bei der Vergabe der damals noch knappen Dosen sicherstellen. Doch mit der Einbeziehung der Arztpraxen in die Corona-Impfungen verloren sie aber allmählich an Bedeutung.

Niedersachsen: Spahn hat doch die Zentren geschlossen

Die niedersächsische Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) zeigte sich irritiert. Es sei Spahn gewesen, der die Finanzierung der Impfzentren und die Belieferung der Länder mit Impfstoff zum 30. September eingestellt habe.

Nun sei eine neue Struktur geschaffen worden, die bei Bedarf noch ausgebaut werden könne, begründete sie ihre Irritation über die Forderung, Impfzentren wieder zu öffnen. Zudem sei ihr die Impfdynamik derzeit zu gering, sagte Behrens.

BaWü: Impfzentren öffnen „nicht das richtige Mittel“

Um schnell mehr Menschen für die Erst- und die Boosterimpfung zu erreichen, ist eine Wiedereröffnung von Impfzentren nach Auskunft des grün geführten baden-württembergischen Gesundheitsministeriums in Stuttgart nicht das richtige Mittel.

Denn: Die Zeit dränge. In der Verantwortung stünden die niedergelassenen Ärzte, die auch bei der Boosterimpfung eine Schlüsselstellung hätten, sagte eine Sprecherin am Montag.

Spahns Vorschlag zu den Impfzentren sei überraschend gekommen, da diese erst vor wenigen Wochen geschlossen worden seien, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.

Noch in dieser Woche sollen weitere 50 mobile Impfteams in der Fläche eingesetzt werden, um mit den Impfungen schnell weiter voranzukommen. Dies könne zum Beispiel in Form von niedrigschwelligen Popup-Impfungen der Fall sein. „Für die Wiederöffnung von Impfzentren würden wir einen wesentlich längeren Vorlauf benötigen“, sagte die Sprecherin.

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Bremen: Kleinere Impfstellen sollen offen bleiben

Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) will nach eigener Aussage für die Auffrischungsimpfungen zumindest kleinere in der Stadt verteilte Impfstellen weiter offen halten. Offensichtlich könne der niedergelassene Bereich nicht so viele Impfungen vornehmen, wie angekündigt und erwartet.

Anders sieht es der Sprecher der niedersächsischen Ärztekammer, Thomas Spieker. Die niedergelassenen Ärzte hätten in den vergangenen Monaten „in hervorragender Weise“ bewiesen, dass sie die anstehenden Booster-Impfungen bewältigen könnten, sagte er.

Sachsen: Impfangebote eh nicht ausgelastet

Sachsens Landesregierung plant derzeit nicht, Corona-Impfzentren für Auffrischungs-Impfungen wieder zu öffnen. „Wir haben die Impfzentren geschlossen, weil es keinen Bedarf mehr gab“, erklärte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Montag in Dresden. Es werde aber intensiv geprüft, ob es trotzdem Versorgungslücken gebe.

„Wenn dies der Fall ist, werden wir zusätzliche feste Impfmöglichkeiten einrichten, insbesondere dort, wo die Impfquoten niedrig sind“, erklärte Köpping. Es müsse alles getan werden, um den Menschen das Impfen so einfach wie möglich zu machen. Impfangebote in Sachsen seien aber derzeit nicht ausgelastet.

Sachsen-Anhalt: Ärzte machen die Booster-Impfungen

Grünen-Landesvorsitzende Susan Sziborra-Seidlitz forderte wie Spahn eine Reaktivierung der Zentren. „Der Turbo, der jetzt beim Impfen nötig ist, ist durch Haus-, Kinder- und Betriebsärzt*innen kaum zu schaffen“, schrieb sie auf Twitter.

Doch vonseiten der Landesregierung ist derzeit keine Wiederöffnung der Impfzentren geplant.

„Es gibt viele Möglichkeiten, sich eine Corona-Schutzimpfung geben zu lassen. Vorrangig erfolgen die Corona-Schutzimpfungen und damit auch die Auffrischungsimpfungen über die niedergelassenen Ärzte“, sagte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Unterstützend seien auch weiterhin mobile Impfteams in den Landkreisen und kreisfreien Städten im Einsatz. „Die Impfquoten müssen jetzt schnell erhöht werden. Das Angebot dafür ist vorhanden“, so Grimm-Benne weiter.

Berlin: Sind bei Boostern schon auf dem richtigen Weg

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci sieht die Hauptstadt beim Thema Auffrischungsimpfungen auf dem richtigen Weg. „Wir sind bei den Auffrischimpfungen in Berlin sehr weit, weil wir jeden, der Anspruch hat, anschreiben“, sagte die SPD-Politikerin am Montag im „Frühstart“ von RTL und ntv.

Beim Impfen sei das von Anfang an Praxis gewesen. „Das haben wir konsequent durchgezogen. Und deswegen haben wir in Berlin zum Beispiel bei den Auffrischimpfungen über 70 Prozent mehr als Bundesdurchschnitt.“

Zu der Frage, ob ein Wiederhochfahren der Impfzentren überlegt werde, wollte die Gesundheitsverwaltung am Montag keine Stellung nehmen. In Berlin sind von ursprünglich sechs Impfzentren noch zwei in Betrieb.

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind aktuell zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland vollständig gegen Corona geimpft. Das sind 55,5 Millionen Menschen. Von den 24,1 Millionen Menschen, die über 60 Jahre alt sind, sind den Angaben zufolge gut 85 Prozent vollständig geimpft. Zwei Millionen Menschen haben dieser Statistik zufolge bislang eine Auffrischungsimpfung erhalten.

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