Drittimpfungen: Hausärzte zweifeln an Sinn von Booster-Impfungen für alle - DER SPIEGEL
Rund 15 Millionen Menschen sollten laut Stiko bis Ende des Jahres eine Booster-Impfung erhalten. Die Hausärzte sehen sich für diese Herausforderung gerüstet – und fordern mehr Rückhalt in der Politik.
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) geht davon aus, dass die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte die Herausforderung der Booster-Impfung im Herbst bewältigen können – jedoch nur, wenn die äußeren Bedingungen stimmen. »Die Praxen können bezüglich der Coronaimpfungen Enormes leisten, das haben sie bereits gezeigt«, sagte Andreas Gassen bei der Bundespressekonferenz in Berlin. »Es ist möglich, wir können das, aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen und dürfen sich nicht alle paar Wochen ändern.«
Er deutete an, dass Unterstützung durch die Politik oder durch die Krankenkassen hilfreich wäre: »Etwa ein geordnetes Einladungsverfahren, damit diejenigen, die jetzt dran sind, auch wissen, dass sie dran sind«, sagte er. Seit die Ständige Impfkommission (Stiko) die Booster-Impfung für Ältere und Risikogruppen empfohlen habe, sei die Zahl der Impfstoff bestellenden Praxen auf mehr als 30.000 angestiegen, so Gassen. »Wir brauchen aber kürzere Bestellfristen, derzeit liegen sie bei etwa 14 Tagen.« Weiterhin brauche man klare Vorgaben, was man mit übrig gebliebenen Impfdosen machen solle, damit diese nicht weggeschmissen werden müssten.
Auf die Frage, was er von der Booster-Impfung für alle halte, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ins Gespräch gebracht hatte, sagte Gassen: »Wir haben immer noch eine relativ hohe Quote von Ungeimpften, jetzt Booster-Impfungen für alle anzubieten, ergibt keinen Sinn.« Die Politik sollte entweder eine Impfpflicht anordnen oder sich der Empfehlung von Ärzten fügen und diese annehmen.
Rund 15 Millionen Menschen bräuchten nach den Stiko-Empfehlungen bis Ende des Jahres eine Booster-Impfung. »Ja, das kriegen wir geordnet hin in den Praxen«, sagte Gassen. Zu der Debatte über die Wiedereröffnung der Impfzentren sagte er: »Das Dezentrale der Praxen ist das bessere Setting für die Auffrischimpfungen als die Impfzentren.«
Praxen am Limit
Sein Stellvertreter Stephan Hofmeister pflichtete ihm bei, dass die niedergelassenen Ärzte die anstehenden Booster-Impfungen bewältigen können. »Wir sind zuversichtlich, dass wir mit diesem Winter den schwersten Teil der Pandemie überwunden haben«, sagte er. »Die letzten eineinhalb Jahre waren ein gewaltiger Kraftakt, immer wieder bekommen wir Berichte von Praxen, die am Limit ihrer Belastungsgrenze arbeiten.« Das müsse man berücksichtigen. Doch man sehe auch, was die niedergelassenen Ärzte in dieser Zeit geleistet hätten.
Um das zu schaffen, bräuchte man »einen klaren Fahrplan und verlässliche Ansagen, etwa, wann und für wen die Booster-Impfung sinnvoll ist«, so Hofmeister. Auch Informations- und Werbekampagnen wie Anfang des Jahres seien hilfreich. »Anstatt den Praxen jetzt Vorwürfe zu machen, könnte durch Bürokratieabbau und durch Anpassung der Rahmenbedingungen die Arbeit der Praxen erleichtert werden«, sagte Hofmeister.
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Auch der Stiko-Präsident Thomas Mertens sprach auf der Bundespressekonferenz am Dienstag. »Wir brauchen die Drittimpfungen vor allem für die Menschen, deren Immunsystem nicht gut funktioniert«, sagte er. »Und wir brauchen sie für die über 70-Jährigen, weil wir wissen, dass in dieser Altersgruppe der Impfschutz am stärksten nachlässt.«
Auch Personen, die mit dem Mittel von Johnson & Johnson geimpft worden seien, sollten sich nun boostern lassen. »Aber diejenigen, die grundimmunisiert sind und sonst gesund, können davon ausgehen, dass sie ausreichend Schutz vor schwerer Erkrankung haben.« Dabei müsse man bedenken, dass das Ziel der Impfung sei, schwere Verläufe zu verhindern und nicht Ansteckungen. Die Zahl der Impfdurchbrüche, die man derzeit beobachten könne, sei von vornherein erwartbar gewesen.
Mertens betonte, es gelte auch, die noch klaffenden Impflücken bei Erwachsenen im Alter von 18 bis 59 Jahren zu schließen. Die Impfquoten seien hier unzureichend.
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