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UN-Klimagipfel startet mit Appellen - und einem Dämpfer - Süddeutsche Zeitung - SZ.de

Mit Appellen zu mehr Klimaschutz und eindringlichen Warnungen vor den fatalen Folgen der Erderhitzung hat die Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow begonnen. Die Klimachefin der Vereinten Nationen, Patricia Espinosa, sagte am Sonntag vor dem Plenum, ein Weiter-so beim Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase komme einer "Investition in unsere eigene Auslöschung" gleich. "Entweder wir setzen auf eine schnelle und großangelegte Reduzierung der Emissionen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Oder wir akzeptieren, dass die Menschheit einer düsteren Zukunft auf diesem Planeten entgegenblickt."

In den kommenden zwei Wochen ringen in Glasgow rund 200 Staaten darum, wie die Erderwärmung auf ein noch erträgliches Maß eingedämmt werden kann. Die bisherigen Pläne der Staaten reichen zur Abwendung der drohenden Klimakatastrophe bei weitem nicht aus.

Ein herber Dämpfer kam jedoch bereits zu Beginn der Klimakonferenz vom G20-Gipfel aus Rom: Die großen Wirtschaftsmächte scheiterten daran, ein starkes Signal für mehr Klimaschutz nach Glasgow zu senden. Es gibt weiter kein klares Zieldatum für die wichtige Kohlendioxidneutralität und den Ausstieg aus der Kohleverstromung.

Der britische Präsident der COP26, Alok Sharma, sagte vor dem Plenum, das Fenster, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, schließe sich. Glasgow müsse halten, was Paris versprochen hat. "Diese COP ist unsere letzte große Hoffnung, 1,5 Grad im Rahmen des Möglichen zu halten. Diese internationale Konferenz muss liefern."

Auch der Papst ermutigte die Staaten zu mehr Klimaschutz. "Beten wir, dass der Schrei der Erde und der Schrei der Armen gehört werden", sagte Franziskus vor zahlreichen Menschen auf dem Petersplatz in Rom. Die geschäftsführende Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) äußerte die Hoffnung, dass die Konferenz "eine neue Phase der internationalen Klima-Zusammenarbeit" einläuten wird.

Unter den rund 25 000 Menschen, die in Glasgow erwartet werden, sind auch zahlreiche Aktivistinnen und Aktivisten, die auf den Straßen für eine ehrgeizigere Klimapolitik protestieren wollen. Die deutsche Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer kritisierte, keiner der reichen Industriestaaten halte bisher seine Klima-Zusagen ein. Seit dem als historisch gefeierten Abkommen von Paris seien sechs Jahre vergangen - und die Emissionen heute höher denn je. "Diese Konferenz muss der Moment sein, in dem dieser Trend umgekehrt wird", sagte die 25-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. (31.10.2021)

Johnson knüpft Klima-Investitionen an Wirtschaftswachstum

Der britische Premierminister Boris Johnson macht angekündigte Investitionen in den Klimaschutz davon abhängig, dass die Wirtschaft seines Landes wächst wie erwartet. Großbritannien wolle bis 2025 eine Milliarde Pfund (rund 1,18 Mrd Euro) mehr in die Finanzierung von Klimamaßnahmen stecken, kündigte Johnson zum Auftakt des Weltklimagipfels COP26 in Glasgow an. Das gilt aber nur für den Fall, dass die Konjunktur wie prognostiziert zulegt. Bislang hatte Großbritannien vorgesehen, zwischen 2021 und 2026 insgesamt 11,6 Milliarden Pfund für ärmere Länder im Kampf gegen die Klimakrise locker zu machen.

Die nun angekündigte zusätzliche Milliarde soll aus dem Topf für internationale Entwicklungshilfe kommen, für den im Haushaltsjahr 2024/25 - im Fall einer sich entsprechend erholenden Wirtschaft - wieder 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes vorgesehen sind.

Die britische Regierung hatte diesen Topf wegen der wirtschaftlichen Belastungen durch die Corona-Pandemie für die nächsten Jahre auf 0,5 Prozent der Wirtschaftsleistung gekürzt und dafür massive Kritik von humanitären Organisationen, aber auch von Abgeordneten aus den eigenen Reihen erhalten.

Die Klimafinanzierung ist ein besonders strittiges Thema bei den Verhandlungen in Glasgow: Bereits einige Tage vor Beginn der COP26 hatten die Industriestaaten eingeräumt, das Ziel von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für weniger entwickelte Staaten erst 2023 erstmalig zu erreichen - und damit drei Jahre später als geplant.

Greta Thunberg verteidigt radikale Proteste

Zum Auftakt der Weltklimakonferenz wurden die verheerenden Überschwemmungen im Juli in Deutschland prominent als Beispiel für die Folgen des Klimawandels erwähnt. "Die Überschwemmungen in Deutschland und Belgien, die wären ohne den Einfluss des Klimawandels nicht möglich gewesen", sagte der Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas, am Sonntag bei einer Pressekonferenz. Das gelte ebenfalls für die Hitzewellen im Sommer im Westen Kanadas und der USA.

Umweltaktivistin Greta Thunberg hat radikale Protestformen im Kampf für mehr Klimaschutz verteidigt. Manchmal sei es eben notwendig, einige Menschen zu verärgern, um auf Themen aufmerksam zu machen, sagte die Schwedin am Sonntag der BBC zum Auftakt des UN-Klimagipfels COP26 in Glasgow. "Die Schulstreik-Bewegung wäre nie so bekannt geworden, wenn es keine Reibungen gegeben hätte, wenn einige Leute nicht angepisst gewesen wären", sagte Thunberg. Wichtig sei aber natürlich, dass niemand bei den Demonstrationen verletzt werde.

In Großbritannien hatten zuletzt Klimaaktivisten, die eine flächendeckende Isolierung von Häusern fordern, mehrfach wichtige Autobahnen blockiert und so Staus ausgelöst. Die Regierung erwirkte einstweilige Verfügungen gegen die Gruppe und kritisierte deren Vorgehen scharf.

Thunberg war am Samstag in Glasgow angekommen. Zahlreiche Klimaaktivisten, die ebenfalls mit dem Zug in die schottische Großstadt reisten, empfingen die 18-Jährige begeistert. Polizisten mussten Thunberg abschirmen. Nach eigenen Angaben wurde sie nicht offiziell zur COP26 eingeladen. In Glasgow will sie deshalb einen Klimaprotest anführen.

Thunberg warf COP-Gastgeber Großbritannien vor, Klimaschutz nicht ernst genug zu nehmen. "Wenn man ein Muster politischer Entscheidungen sieht, die stets vermeiden, echte Maßnahmen zu ergreifen, kann man aus diesem Muster Schlussfolgerungen ziehen. Nämlich, dass Klimaschutz derzeit wirklich nicht die höchste Priorität hat", sagte sie. Kürzlich hatte die britische Regierung angekündigt, Abgaben auf Inlandsflüge zu senken. Außerdem hält die Regierung von Boris Johnson trotz Protesten am Ausbau eines neuen Ölfelds in der Nordsee fest. (31.10.2021)

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