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Sturm Ignatz live: Tornado in Schleswig-Holstein, 50.000 Menschen im Osten ohne Strom - WELT

Umgestürzte Bäume und herabfallende Äste haben Stromleitungen beschädigt und so für einen Stromausfall gesorgt. Etwa 50.000 Kunden seien ohne Strom, teilte ein Sprecher der Mitteldeutschen Netzgesellschaft Strom am Nachmittag mit. Der Ausfall betreffe Teile Brandenburgs, Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringen. „Alle Mitarbeiter (...) sind im Einsatz, um die Stromversorgung schnellstmöglich wiederherzustellen“, teilte der Sprecher mit.

In Schwentinental bei Kiel hat ein Tornado schwere Schäden angerichtet. Feuerwehr-Einsatzleiter Kai Lässig berichtete, er habe den Rüssel des Wirbelsturms selbst gesehen. Der Sturm habe im Ort eine „Schneise der Verwüstung“ auf etwa 100 Metern Breite hinterlassen.

Mehrere Häuser seien schwer beschädigt worden, berichtete Lässig weiter. Bäume seien umgestürzt und hätten Autos unter sich begraben. Verletzte gab es nach seinen Angaben nicht. Der Sturm sei gegen 7.30 Uhr aus Richtung Kiel durch den Ort gezogen. Er habe unter anderem Gartenhäuser, Wintergärten und Gewächshäuser zerstört.

Ein von der Feuerwehr geräumter Baum liegt auf einem Parkplatz in Klausdorf, einem Stadtteil von Schwentinental bei Kiel. Dort gab es einen Tornado
Ein von der Feuerwehr geräumter Baum liegt auf einem Parkplatz in Klausdorf, einem Stadtteil von Schwentinental bei Kiel. Dort gab es einen Tornado
Quelle: dpa/Frank Molter

Das Sturmtief „Ignatz“ begann am frühen Donnerstagmorgen seinen Zug über Deutschland. Der erste kräftige Herbststurm des Jahres brachte vielerorts heftige Böen mit sich, teils auch Gewitter und Regen.

Im Laufe des Donnerstags rechnete der Deutsche Wetterdienst (DWD) in einem Streifen über die Mitte bis in den Osten und Nordosten Deutschlands mit schweren Sturmböen und teilweise orkanartigen Böen von bis zu 105 Kilometern pro Stunde. Der DWD rechnet für Mecklenburg-Vorpommern mit Windstärken von 85 bis 110 Kilometern die Stunde – an der Ostseeküste wird es besonders stürmisch.

Ausfälle und Verspätungen im Bahnverkehr

Der Sturm hat am Donnerstag im Südosten Deutschlands zur Einstellung weiter Teile des Zugverkehrs geführt. In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt sei der Regioverkehr bis auf Weiteres eingestellt, teilte die Deutsche Bahn mit. Zunächst war die Höchstgeschwindigkeit auf allen Strecken in Thüringen auf 80 Kilometer pro Stunde gesenkt worden.

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Quelle: Infografik WELT

In Nordrhein-Westfalen wurde der Fernverkehr in Teilen wieder aufgenommen, nachdem er wegen Sturmschäden am Donnerstagmorgen komplett eingestellt worden war. Wie die Deutsche Bahn am Mittag mitteilte, werde der Zugverkehr auf ersten Strecken nach und nach wieder aufgenommen. Es komme jedoch weiter zu Ausfällen und Verspätungen in weiten Teilen Deutschlands. Wie lange die Behinderungen andauerten, sei noch nicht abzusehen.

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Besonders betroffen, hieß es zuvor, seien auch das Saarland, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern. „Hunderte Mitarbeitende sind im Einsatz, um Bäume und andere Hindernisse aus den Gleisen zu räumen, Oberleitungen zu reparieren und Schäden aufzunehmen“, sagte eine Sprecherin.

Fahrgäste, die aufgrund des Unwetters ihre Reise verschieben wollen, könnten ihr gebuchtes Ticket ab sofort bis einschließlich sieben Tage nach dem Ende der Störungen einlösen.

Norddeutschland

In Hamburg-Ohlsdorf stürzte am Donnerstagmorgen ein etwa 15 Meter hoher Baum auf ein Auto und ein vierstöckiges Mehrfamilienhaus. Die Feuerwehr sei mit einem Kran und einem Drehleiterfahrzeug vor Ort, um den Baum von oben nach unten abzutragen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Verletzt wurde niemand.

Feuerwehrmänner stehen vor zwei umgestürzten Bäumen im Stadtteil Ohlsdorf
Feuerwehrmänner stehen vor zwei umgestürzten Bäumen im Stadtteil Ohlsdorf
Quelle: dpa/Steven Hutchings

Auf der Bahnstrecke von Hamburg nach Kiel fiel am Morgen ein Baum auf eine Oberleitung. Die Meldung sei gegen 7.30 Uhr eingegangen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Die Oberleitung zwischen Neumünster und Rendsburg musste repariert werden. Es kam zu Verspätungen.

Im niedersächsischen Delmenhorst war am Mittwochabend ein Mann von einem herabstürzenden Ast getroffen, aber nur leicht verletzt worden, wie die Polizei mitteilte.

In der Nordhälfte Deutschlands warnte der Wetterdienst vor ostwärts ziehenden Gewittern, bei denen orkanartige Böen mit bis zu 105 Kilometern pro Stunde wehen könnten. Auch hier seien die sogenannten „kurzlebigen Tornados“ nicht ausgeschlossen, hieß es.

Westdeutschland

Im Bahnverkehr in NRW kam es am Morgen bereits zu Einschränkungen. Die Bahn informierte Pendler via Twitter mit den Worten „Baum auf der Strecke“ über eine gesperrte S-Bahn-Strecke zwischen Dortmund-Kley und dem Bochumer Hauptbahnhof. In beiden Richtungen werde ohne Zwischenhalt umgeleitet, es gebe Verspätungen und Teilausfälle. Für die Eurobahn RE13 zwischen Hamm Hauptbahnhof und Venlo wurden im Bereich Düsseldorf bis Venlo Verspätungen wegen der „aktuellen Wetterlage“ gemeldet.

Die Polizeien in NRW meldeten zunächst nur vereinzelte kleine Einsätze. In Köln hieß es bei der Polizei: „Bei uns nichts Größeres.“ Vor allem im Oberbergischen seien ein paar Bäume umgekippt. Für den Rhein-Sieg-Kreis meldete die Polizei einen leichten Verkehrsunfall und weitere „zwei, drei Einsätze“ – ebenfalls wegen Bäumen oder Ästen, die herabgestürzt seien. Und in Bielefeld sagte ein Polizeisprecher: „Außer umgekippten Mülltonnen haben wir nichts.“

Auf der Rheinbrücke der A61 bei Speyer in Rheinland-Pfalz steht ein Lastwagen quer, die Fahrbahn wurde in beide Richtungen gesperrt
Auf der Rheinbrücke der A61 bei Speyer in Rheinland-Pfalz steht ein Lastwagen quer, die Fahrbahn wurde in beide Richtungen gesperrt
Quelle: dpa/Rene Priebe

In Hessen sorgte Sturmtief „Ignatz“ für viele Einsätze von Feuerwehr und Polizei. Vor allem im Kreis Fulda gingen am frühen Morgen zahlreiche Meldungen bei der Polizei ein. Verschiedene Sprecher der Polizei berichteten von umgestürzten Bäumen, herumfliegenden Sonnenschirmen oder einem weggeflogenen Trampolin. Vereinzelt kam es zu kleinen Sachschäden. Berichte über Verletzte gab es am Morgen und in der Nacht nicht.

Auf der Mosel bei Koblenz wurde ein Passagierschiff mit 137 Gästen und 43 Besatzungsmitgliedern durch eine starke Böe gegen einen Brückenpfeiler gedrückt und beschädigt. Auch die Brücke wurde in Mitleidenschaft gezogen, wie die Polizei in der rheinland-pfälzischen Stadt mitteilte. Das Schiff konnte demnach aber weiterfahren, von Verletzten wurde nichts berichtet.

In mehreren Orten in der Pfalz sowie in Koblenz fiel am Vormittag der Strom aus, wie die Pfalzwerke sowie die Feuerwehr berichteten. Auf die Autobahn 643 bei Mainz sei ein Baum gestürzt, der von der Feuerwehr jedoch rasch beseitigt worden sei, teilte die Stadt mit. Auch das Saarland wurde von dem Sturm getroffen. Unterführungen wurden überflutet, in Riegelsberg deckte der Sturm ein Dach ab.

In Ludwigshafen wurde die Feuerwehr im Zeitraum zwischen 5:00 und 11:00 zu insgesamt 56 Einsätzen gerufen. Einsatzschwerpunkt waren lose Dachteile, abgebrochene Äste und umgestürzte Bäume, die teilweise auf parkende Fahrzeuge fielen.

Süddeutschland

Die Integrierten Leitstellen in Unterfranken meldeten am Donnerstagmorgen Dutzende Einsätze, meist wegen umgestürzter Bäume, umgefallener Bauzäune oder von Dächern gewehter Dachziegel. Teilweise kam es zu Stromausfällen und gesperrten Zugstrecken. In Würzburg wurde ein Baugerüst an einer Rettungswache des Roten Kreuzes umgeweht. Menschen kamen ersten Informationen zufolge nicht zu Schaden.

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Für das Allgäu und den nördlichen Teil von Franken sagt der DWD zudem örtlich Starkregen voraus. Schwere Sturmböen seien auch hier nicht ausgeschlossen. Am Nachmittag soll sich der Wind deutlich abschwächen.

Ostdeutschland

In Berlin rief die Feuerwehr am Morgen den Ausnahmezustand Wetter aus. Einsatz-Notrufe werden damit nach Priorität bearbeitet, wo Menschen in Gefahr sind, teilte die Feuerwehr mit. Das Sturmtief hat die Berliner Feuerwehr nach eigenen Angaben „nahezu ans Limit“ gebracht. Am Mittag waren die Retter an mehr als 250 Einsatzstellen im Einsatz, sagte ein Sprecher. Zwischen 8.00 Uhr und 12.00 Uhr rückte die Feuerwehr demnach zu 164 wetterbedingten Einsätzen aus. Nach Angaben des Sprechers wurde eine Frau in Prenzlauer Berg von herabfallenden Ästen leicht verletzt. Auch gab es erhebliche Sachschäden an parkenden Autos. In Pankow sei ein Baum in eine Hausfassade gefallen.

Ein im Sturm umstürzender Baum hat im Harz einen 59-jährigen Autofahrer schwer verletzt. Der Baum habe am Morgen den Wagen des Mannes bei Elend (Sachsen-Anhalt) unter sich begraben, sagte ein Sprecher der Polizei. Der eingeklemmte Fahrer wurde anschließend von der Feuerwehr aus dem Auto befreit und mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Der ostdeutsche Netzbetreiber Mitnetz meldete um die Mittagszeit herum Stromausfälle in den Landkreisen Leipzig, Mittelsachsen, Saalekreis, Wittenberg, Altenburger Land, Anhalt-Bitterfeld, Mansfeld-Südharz, Burgenlandkreis, Vogtlandkreis, Görlitz, Spree-Neiße und Bautzen. Betroffen waren rund 50.000 Haushalte.

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