Search

Protest gegen LNG-Terminal: Gleise und Kanal blockiert - NDR.de

Stand: 31.07.2021 22:34 Uhr

Das Bündnis "Ende Gelände" ruft in Brunsbüttel zum Protest gegen ein geplantes LNG-Terminal auf. Die Aktionen richten sich aber vor allem gegen die Chemieunternehmen in der Nachbarschaft.

Seit Sonnabendmorgen sind Hunderte Demonstranten auf den Straßen in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) und rund um die Kleinstadt unterwegs. Ihr Protest richtet sich nach Angaben der Organisatoren gegen den Plan, an der Elbe in Brunsbüttel das erste deutsche Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) zu bauen. Sie fordern aber auch die Abkehr von allen fossilen Energieträgern. Ihre Proteste richteten sich am Sonnabend vor allem gegen Unternehmen aus dem Brunsbüttler Industriegebiet. Bis zum Abend hielten mehrere Hundert Menschen die beiden Bahnstrecken zu Chemiefirmen besetzt. Bis auf vereinzelte Rangeleien mit der Polizei verliefen die Demonstration bis zum Abend aber grundsätzlich friedlich, hieß es von Seiten der Polizei.

Polizei drängt Kanufahrer ab

Eine kleine Gruppe von Demonstranten schaffte es am Sonnabendnachmittag, mehrere Stunden lang den Schiffsverkehr auf dem Nord-Ostsee-Kanal zu stoppen. Sie fuhren in Höhe Hochdonn mit Kanus und Kajaks auf der viel befahrenen Wasserstraße. Die Polizei drängte sie mit mehreren Booten zur Seite und brachte einige Kanus und Kajaks zum Umkippen. "Die polizeilichen Maßnahmen waren zwingend erforderlich. Es galt gefahrenabwehrend zu handeln", teilte die Polizei am Abend mit. Ein Sprecher sagte auf Nachfrage, dass die großen Schiffe auf dem Kanal kaum Möglichkeiten hätten, rechtzeitig zu bremsen oder auszuweichen. Nach seinen Angaben wurden gegen die Teilnehmer strafrechtliche Ermittlungsverfahren wegen Nötigung eingeleitet.

Videos

NDR Reporterin Laura Albus.

1 Min

Ein externer Sicherheitsmitarbeiter von Yara hat die Demonstranten beworfen. NDR Reporterin Laura Albus mit Einzelheiten. 1 Min

Sicherheitsdienst wirft mit Steinen

Einen weiteren Zwischenfall gab es am Werkszaun des Chemiekonzerns Yara: Auf einem Video auf Twitter ist zu sehen, wie Männer vom Firmengelände aus Steine über den Zaun werfen. Die Aufnahmen liegen NDR Schleswig-Holstein vor. Eine Sprecherin von Yara teilte auf Nachfrage mit, es handele sich um "das individuelle Fehlverhalten eines einzelnen Mitarbeiters eines externen Dienstleisters". Der Mitarbeiter wurde nach Angaben von Yara unmittelbar nach dem Vorfall abgezogen und von seinen Aufgaben entbunden. "Das Verhalten dieses externen Mitarbeiters, so wie es in dem Video zu sehen war, entspricht in keiner Weise den Richtlinien unseres Unternehmens", hieß es von dem Unternehmen. Die Kriminalpolizei Itzehoe ermittelt in der Sache und bittet Geschädigte sowie Zeugen, sich zu melden.

Unternehmen verstärken Sicherheitsmaßnahmen

Insgesamt waren sechs Demonstrationen und Kundgebungen in und rund um Brunsbüttel angemeldet. Neben dem Bündnis "Ende Gelände" hatten mehrere Bürgerinitiativen, Umweltschutzorganisationen, Klimagruppen - darunter die Fridays-for-Future-Bewegung - und weitere Jugendverbände dazu aufgerufen.

In der Vergangenheit hatten sich Teilnehmer unter anderem an Toren oder Zäunen angekettet. Die Betriebe im Brunsbütteler Industriegebiet haben vorab nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein ihre Schutzmaßnahmen erhöht. Sie befürchten, dass Demonstranten in die Unternehmen eindringen und versuchen könnten, den Betrieb lahmzulegen.

Die Polizei ist nach eigenen Angaben mit mehreren Hundert Polizisten aus Schleswig-Holstein, anderen Bundesländern sowie von der Bundespolizei im Einsatz. Vor Ort waren unter anderem Polizeiwagen aus Nordrhein-Westfalen und Thüringen zu sehen. Über den Industrieanlagen kreiste stundenlang ein Hubschrauber.

Menschen demonstrieren auf einer Straße.
Die ersten Demonstranten waren am Vormittag aus dem Camp gestartet. Forderung: Kein Bau eines LNG-Terminals

Nach eigenen Angaben waren bereits am Freitag rund 2.000 Teilnehmer in der Kleinstadt eingetroffen, die an der Demonstration gegen das geplante Terminal für Flüssig-Erdgas teilnehmen wollen. Am Freitagmorgen hatten die Veranstalter in den Sozialen Medien gebeten, nicht mehr anzureisen - nach eigenen Angaben ist das Camp schon voll. Die Polizei vor Ort hatte am Freitagnachmittag von etwa 1.000 Teilnehmern gesprochen. Sie übernachten im sogenannten Klima-Camp im Brunsbütteler Bürgerpark. Das Bündnis "Ende Gelände" fordert in Brunsbüttel vor allem einen sofortigen Gas-Ausstieg. Die Begründung: Erdgas stoße neben CO2 auch noch klimaschädlicheres Methan-Gas aus.

LNG-Terminal soll Flüssiggas von Schiffen aufnehmen und verteilen

VIDEO: Flüssiges Erdgas - was ist eigentlich LNG? (4 Min)

Das Flüssigerdgas-Terminal soll in der Nähe eines Chemie-Parks in Brunsbüttel entstehen. Das verflüssigte Erdgas, auch LNG (Liquefied Natural Gas) genannt, soll nach den Vorstellungen der Firma German LNG Terminal per Schiff angelandet und über das Terminal verteilt werden - unter anderem an Schiffe, aber auch an Industrieunternehmen und ins Erdgasnetz.

Betreiber will Austausch mit Interessierten - und Kritikern

Eine Sprecherin von German LNG Terminal teilte auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein schriftlich mit: "Die German LNG Terminal GmbH steht seit Beginn an für einen Austausch mit allen Interessierten (…) - auch mit Kritikern (…), und wir rufen jeden auf, sich daran konstruktiv zu beteiligen. Bereits in der Vergangenheit haben wir uns für den Austausch mit unseren Kritikern eingesetzt. (…) Darüber hinaus führen wir Informations- und Diskussionsveranstaltungen zu unseren Plänen für ein Terminal in Brunsbüttel auf lokaler Ebene und darüber hinaus durch."

Weitere Informationen

Joli Schröter von "Ende Geländer" im Interview. Hinter der Klimaaktivistin stehen einige weiße Versorgungszelte des Protestcamps.

2 Min

Die Aktivisten des Bündnisses "Ende Gelände" errichten im Bürgerpark ein Protestcamp - und die Resonanz ist groß. 2 Min

Der Elbehafen in Brunsbüttel aus der Luft © Brunsbüttel Ports GmbH / SCHRAMM group GmbH & Co. KG

Die Deutsche Umwelthilfe hat ein neues Gutachten zu einem geplanten LNG-Terminal in Brunsbüttel vorgestellt. Demnach ist das Terminal aufgrund der Nähe zum AKW nicht genehmigungsfähig. mehr

Das Industriegebiet Stade-Bützfleth vor den Toren Hamburgs liegt am seeschifftiefen Wasser und ist somit der ideale Standort für ein LNG-Terminal. © NORD-LUFTBILDER.de Foto: Martin Elsen

Die Deutsche Umwelthilfe will ein umweltfreundliches Flüssiggas-Terminal unbedingt verhindern. Ein Grund: die Umwelt. mehr

Der LNG-Frachter "CMA CGM Jacques Saadé" fährt in den Hamburger Hafen.

Das LNG-Containerschiff "CMA CGM Jacques Saadé" ist rund 400 Meter lang und bietet Platz für etwa 23.000 Boxen. mehr

Gas-Pipeline der Nord Stream 2. © imago/ZUMA Press Foto: Nord Stream Ag

Von den Grünen kommt Kritik an möglichen Plänen der Bundesregierung, weitere Milliarden in fossile Energien zu stecken. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 31.07.2021 | 19:30 Uhr

NDR Logo

Adblock test (Why?)

Artikel von & Weiterlesen ( Protest gegen LNG-Terminal: Gleise und Kanal blockiert - NDR.de )
https://ift.tt/3zUP0sZ
Deutschland

Bagikan Berita Ini

Related Posts :

0 Response to "Protest gegen LNG-Terminal: Gleise und Kanal blockiert - NDR.de"

Post a Comment

Powered by Blogger.