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„Große Zeit der Pandemie vorbei“? Bei Plasberg schränkt Lauterbach eigenes Zitat ein - WELT

Seit 14 Monaten belastet die Corona-Pandemie Deutschland und die Welt. Das Virus wird den Menschen wohl noch lange begleiten –  bleiben solange auch die Freiheitsbeschränkungen? Nach ein bisschen mehr Normalität sehnt sich wohl jeder. Impfungen und Tests sollen sie ermöglichen. Nun steht der zweite Sommer unter Corona-Bedingungen bevor. Vollständig geimpft sind derzeit 9,3 Millionen Deutsche, die Covid-19-Fallzahlen gehen aktuell runter. Kommt jetzt also ein entspannter Sommer für alle?

Das fragte Frank Plasberg seine Gäste im ARD-Talk „Hart aber fair“. Im Studio saßen der SPD-Gesundheitspolitiker und Epidemiologe Karl Lauterbach, die Restaurantbesitzerin Cornelia Poletto, die Medizinethikerin und Ethikratsvorsitzende der Europäischen Kommission Christiane Woopen, die „Zeit“-Redakteurin Anna Mayr und Ute Dallmeier vom Deutschen Reise-Verband. Aus Spanien zugeschaltet wurde Natalia Bachmayer, Leiterin des ARD-Fernsehstudios Madrid.

Kommt ein Sommer mit weniger Corona?

„Ich glaube, die große Zeit der Pandemie ist vorbei“, zitierte Plasberg eine Interview-Aussage des Corona-Dauermahners Karl Lauterbach. Der schränkte im Polittalk ein: Das gelte für Deutschland – wenn überhaupt. „Wenn man die Welt betrachtet, sind wir gerade mittendrin“, sagte Lauterbach.

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Für Deutschland ergäben das schnelle Impfen – nach einem holprigen Impfstart – und das Sinken der Fallzahlen eine derzeit glückliche Situation. Und ein Vorteil des Sommers stehe bevor: Die Leute verbringen mehr Zeit im Freien, weniger in Innenräumen. Damit ist die Ansteckungsgefahr niedriger. „Wenn wir uns vorsichtig verhalten, dann könnte das ein Sommer werden, wo wir den Schrecken der Pandemie weitestgehend hinter uns lassen“, sagte Lauterbach.

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Gleichzeitig mahnte er, die Leute würden nun anfangen, sich wieder in größeren Gruppen zu treffen. Das könne zu mehr Infizierten und sogar einer neuen Welle führen.

Ist Deutschland im Generationenkonflikt?

Die Politikjournalistin Anna Mayr, selbst 28 Jahre alt, vermisst den Blick der Politik auf die Jüngeren in Deutschland. Viele in ihrem Alter rechnen mit einem Impftermin erst am Ende des Jahres. Eine Debatte um Urlaub gehe an den Wünschen der Bevölkerung vorbei.

„Wir sollten darüber reden, wann die Schulen wieder ganz geöffnet werden und wann Kinder geimpft werden können, ob noch vor den Sommerferien“, sagte Mayr. Das Impfen junger Menschen müsse schnell beginnen. Ältere sollten sich jetzt solidarisch verhalten – also auf mögliche Freiheiten verzichten –, bis auch die jungen Menschen geimpft seien. Impfneid könne damit vermieden werden.

Mehr Spanien wagen?

TV-Korrespondentin Natalia Bachmayer forderte: „Mehr Spanien wagen.“ Dort herrsche der Konsens, die Älteren und Risikopatienten zuerst zu impfen. Auch die Schulen seien seit Schuljahresbeginn im September durchgehend geöffnet gewesen. Ausnahmen seien einzelne Klassen gewesen, die wegen Corona-Fällen nach Hause geschickt wurden.

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Einen Konflikt zwischen Jung und Alt, Geimpften oder Nicht-Geimpften gebe es in Spanien nicht. Zudem seien Cafés, Restaurant und Geschäfte in Spanien die meiste Zeit geöffnet gewesen. Viele junge Menschen träfen sich wieder zum Feiern, weil sie über Corona denken würden: ‚Das Biest tobt sich aus, wie es will, deshalb können wir ruhig feiern.‘

Vier-Säulen-Impfstrategie statt Aufhebung der Priorisierung

Die Priorisierung bei der Corona-Impfung wird ab dem 7. Juni aufgehoben. Ab dann können alle Bürger ab 16 Jahren einen Impftermin vereinbaren. Medizinethikerin Christiane Woopen kritisierte den Schritt und forderte als Impfstrategie ein Vier-Säulen-Modell.

Die Priorisierung solle weiterlaufen (erste Säule), weil viele Menschen aus den ersten Gruppen noch nicht geimpft seien. Zugleich sollten die Haus-, Betriebs- und Privatärzte stärker einbezogen werden und geeignete Patienten impfen (zweite Säule). In sozial prekären Vierteln sollten Impfmobile eingesetzt werden (dritte Säule). Die junge Generation müsse zudem jetzt geimpft werden (vierte Säule), damit Schule, Studium und Ausbildung nach dem Sommer weitergehen könnten.

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„Wenn es im Juni viel mehr Impfstoff gibt, wird das natürlich einfacher“, sagte Woopen. Aber schon jetzt könne man diese vier Säulen mit den verfügbaren knappen Impfmitteln gleichzeitig impfen.

Gelber Impfausweis aus Papier vs. digitales Zertifikat

In Deutschland hält jeder Bürger nach seiner zweiten Corona-Impfung einen gelben Impfausweis in den Händen. Digitalisiert sind die Daten aber nicht. Das soll sich mit einem digitalen Impfpass europaweit ändern. Doch Deutschland hängt zurück, laut Spahn wegen des Datenschutzes.

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Länder wie Frankreich, Dänemark und Belgien haben vorgesorgt und die Impfdaten aus den Pässen direkt digitalisiert. Der digitale Pass soll kommen. Was bedeutet das für alle bereits Geimpfte? Karl Lauterbach: „Die bereits Geimpften werden wohl zum Nachtragen in die App zum Hausarzt oder ins Impfzentrum müssen.“ Zudem werde gerade die Möglichkeit vorbereitet, die Corona-Impfdaten in Apotheken zu digitalisieren.

Für Medizinethikerin Christiane Woopen hapert die Digitalisierung im Gesundheitswesen generell. Für die Europäische Union komme im Sommer zudem der digitale Ausweis, das Covid-19-Zertifikat. Die Unterscheidung zum Begriff Impfpass sei wichtig, weil in der europäischen Version die drei Gruppen Genesene, Geimpfte und negativ Getestete in der App einen „grünen Haken“ bekommen.

Wann machen die Restaurants auf?

In Freiburg dürfen Gäste (getestet, geimpft oder genesen) wieder ins Restaurant, an der Nordsee ist die Außengastronomie erlaubt. Restaurantbesitzerin Cornelia Poletto wünscht sich eine schnelle Öffnung der Gastrobetriebe. „Die Restaurantbetreiber haben große Disziplin bewiesen. Wir haben ein Jahr lang alles getan, mit Sicherheitskonzepten“, sagte sie. An Lauterbach gewandt fragte sie direkt: „Warum können wir die Öffnung nicht zulassen?“

Lauterbach: „Es wird ja auch bald so sein, dass wir die Restaurants für die Innenbereiche öffnen.“ Für Geimpfte, Genesene und Getestete. Ein Antigentest sei aber nicht gut genug, um infektiöse Menschen sicher zu identifizieren. „In 40 Prozent der Fälle wird ein Positiver, Ansteckender nicht erkannt.“ Da wäre im geschlossenen Raum mit Gästen schnell eine Virusverbreitung möglich.

Reisebüroinhaberin Ute Dallmeier legte die Lage auf dem Tourismusmarkt dar. Fernreisen würden derzeit vermehrt nachgefragt, aber für den typischen Zeitraum Herbst und Winter.

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Und im Sommer? „Deutschland ist ein Reiseland, was bei den Deutschen auch vor Corona beliebt war“, sagte Dallmeier. „Deshalb ist auch schon gut gebucht.“ Einige würden aber noch zögern, weil viele Hotels nicht geöffnet hätten. Derzeit gebe es nicht die große Auswahl, aber Bundesländer wie Schleswig-Holstein böten schon Urlaubsmöglichkeiten. Und Bayern mache zu Pfingsten auf.

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