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Bühler Profibergsteiger Dujmovits sorgt sich um den Tourismus in Nepal - BNN - Badische Neueste Nachrichten

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Vor 30 Jahren erster Achttausender-Gipfelerfolg

Nicht nur in einem Schneesturm auf einem Achttausender wird es finster. Auch das Corona-Jahr 2020 lässt die Zukunft der Trekkinganbieter in Nepal düster aussehen. Der Bühler Bergsteiger Ralf Dujmovits glaubt, dass sich die Branche noch lange nicht erholt haben wird.

Jubiläumstour: Der Höllental-Klettersteig an der Zugspitze gewährt faszinierende Tiefblicke (unten ist der Eibsee zu sehen). Anlässlich des 200. Jahrestages der Erstbesteigung des höchstens Berges Deutschlands führte Ralf Dujmovits ein Team auf den Gipfel. Foto: Ralf Dujmovits

Die Beschäftigten von Thamserku Trekking können wohl trotz schwieriger Zeiten einigermaßen beruhigt in die Zukunft blicken. Denn das nach einem Sechstausender benannte Unternehmen in Nepals Hauptstadt Kathmandu, mit dem der Bühler Profibergsteiger Ralf Dujmovits seit 1988 zusammenarbeitet, hat seinen Mitarbeitern eine Lohnfortzahlung zugesichert und auf Entlassungen verzichtet.

Aber ansonsten sieht es düster aus im Corona-Jahr 2020: Viele Expeditions- und Trekkinganbieter leben von der Hand in den Mund. „Viele kleinere Agenturen werden das wohl nicht überstehen“, befürchtet Dujmovits.

Der Bühler Bergsteiger rechnet nicht damit, dass sich die Tourismusbranche im Himalaja und Karakorum angesichts der Corona-Pandemie vor dem Herbst 2021 auch nur ansatzweise erholen wird. „Das ist verheerend für die Länder“, sagt er mit Blick darauf, dass viele Menschen dort von den Gästen leben - ob als Touren-Veranstalter, Sherpas oder Betreiber von Lodges an den Trekkingrouten.

Komplette Saison fiel in Nepal und Pakistan dem Virus zum Opfer

Eine komplette Saison fiel in Nepal und Pakistan bereits dem Virus zum Opfer, und angesichts steigender Corona-Fallzahlen und dadurch bedingter Einreisebeschränkungen wird es laut Einschätzung von Dujmovits in der Herbstsaison auch nicht besser.

Dujmovits kennt die Himalaja- und Karakorumregion wie seine Westentasche von zig Aufenthalten und Expeditionen. Der 58-jährige Bühler ist der 16. Mensch und bisher einzige Deutsche, der alle 14 Achttausender bestiegen hat, manche davon mehrfach. 2015 wurde er von der Regierung Nepals zum Sonderbotschafter für den Nepalischen Tourismus ernannt.

Vor 30 Jahren stand er erstmals auf einem Achttausender-Gipfel (Dhaulagiri) und erlebte bei diesem Aufenthalt in Nepal hautnah die Demonstrationen mit, in deren Folge sich das Land zwischen Tibet und Indien von der Monarchie zur Demokratie entwickelte. Die Expedition damals, zusammen mit seinem Mentor Michael Dacher unter denkbar einfachen Bedingungen, ist laut Dujmovits nicht mehr vergleichbar mit heutigen Unternehmungen.

Das Höhenbergsteigen ist sehr stark kommerzialisiert worden.

Ralf Dujmovits, Profibergsteiger

„Das Höhenbergsteigen ist sehr stark kommerzialisiert worden“, sagt er, um gleich anzufügen: „Ich bin daran nicht ganz unschuldig.“ Denn 22 Jahre leitete er das Expeditions-Unternehmen Amical alpin, das er im 2012 in die Hände von Dominik Müller (Oberstdorf) übergab. Seither ist Dujmovits vor allem wieder privat beim Bergsteigen und Klettern unterwegs.

Dujmovits suchte sich teils noch nicht bestiegene Siebentausender

Heute sind die Achttausender weitgehend erschlossen, sagt Dujmovits, und die junge Bergsteigerszene sucht sich andere Ziele: schwierige, teils noch nicht bestiegene Sechstausender und Siebentausender. Doch sei es fast unmöglich, dafür Sponsoren zu finden.

Der Bühler Extrembergsteiger selbst hat seine für dieses Jahr geplante Expedition in den Hindukusch auf 2021 vertagt und musste aufgrund der Corona-Lage auch sämtliche Firmenvorträge aus dem Terminkalender streichen. Dennoch sieht er keinen Grund zum Klagen: „Wir sind viel und gerne unterwegs und genießen einen Sommer voller Alpenunternehmungen.“

Urlaub heimatnah

Der Tourismus wird sich nachhaltig verändern, ist Ralf Dujmovits überzeugt. Zwar werde es an Bergen wie dem Mount Everest sicher wieder bergauf gehen, aber andere touristische Ziele würden künftig nicht mehr die bislang gewohnten Besucherzahlen erreichen. Allgemein hätten Fernreisen nicht mehr den Stellenwert. Eine Folge von Corona sei: „Die Leute machen heimatnah Urlaub.“

Wie sehr der Tagestourismus in den Alpen boomt, aber auch welche Folgen er mit sich bringt, zeigte sich aktuell an der Zugspitze, deren Erstbesteigung sich am 27. August zum 200. Mal jährte. Dujmovits, der Deutschlands höchsten Berg und das Wettersteingebirge seit seiner Jugend kennt, war anlässlich des Jubiläums zum Festvortrag nach Garmisch-Partenkirchen eingeladen („Eine ganz besondere Ehre für mich als Badener“) und führte außerdem eine Klettersteig-Tour durch das Höllental auf den 2.962 Meter hohen Gipfel. Während sich das kleine Team 2200 Höhemeter nach oben kämpfte, drängten sich an der Seilbahnstation schon die Massen, um von dort zum Gipfelkreuz zu gelangen. Dujmovits: „Dass so viele unterwegs sind, habe ich mir nicht vorstellen können.“

Für die Betreiber der Zugspitzbahn sei der Besucheransturm erfreulich, für die Anwohner aber mit Problemen verbunden. Sie demonstrierten daher gegen den massiven Ausflugsverkehr im bayerischen Oberland.

Mit seiner Ehefrau, der kanadischen Bergsteigerin Nancy Hansen, will er bereits in den nächsten Tagen wieder vom heimatlichen Bühl aus zum Klettern aufbrechen: je nach Wetterlage in die Dolomiten, ins Mont-Blanc-Gebiet, ins Wettersteingebirge oder in den Rätikon.

Voraussichtlich im Februar will er beim Alpenverein in Baden-Baden erstmals seinen neuen Vortrag über Sportklettertouren in Südeuropa zeigen. Und die ganz hohen Berge? Der Bühler Profibergsteiger schließt nicht aus, nochmals an einen Achttausender zu gehen. Aber den Mount Everest, den höchsten Berg der Erde, auf dessen Gipfel er bereits1992 stand, hat er seit langem abgehakt.




September 06, 2020 at 08:00PM
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