Deutschland soll als Forschungsstandort im medizinischen Bereich und als Produktionsort für Arzneimittel anziehender werden. Dafür will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mehrere Gesetze auf den Weg bringen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will deutlich mehr Forschung für den verstärkten Kampf gegen Krebs, Infektionen und andere schwere Krankheiten nach Deutschland holen. Ein neues Medizinforschungsgesetz solle dazu noch vor Weihnachten auf den Weg kommen, sagte Lauterbach. Deutschland sei bei Pharma-Innovationen in den vergangenen Jahren stark zurückgefallen.
So gebe es in Großbritannien zehnmal so viele Patente wie in Deutschland und 20 Mal so viele Ansiedlungen einer tatsächlichen Produktion. Das Ziel sei daher eine "Reindustrialisierung in Deutschland" in dem Bereich. "Hier sind wir zurückgefallen." Durch verstärkte Forschung solle auch mehr im Anschluss stattfindende Produktion neuer Medikamente nach Deutschland geholt werden. "Wo geforscht wird, findet auch die Produktion statt", sagte Lauterbach.
Schnelle Genehmigungen
Gesetzespläne sehen eine ganze Reihe von Neuerungen vor. Lauterbach sagte: "Wir werden hier eine Aufholjagd bei den klinischen Studien machen." Konkret ist Bürokratieabbau geplant: So sollen unter anderem bestimmte klinische Studien künftig nur noch bei einer Stelle beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragt werden müssen. Innerhalb von 25 Tagen soll der Genehmigungsprozess abgeschlossen werden. Insbesondere vorgeschriebene Prüfungen zu Fragen der Ethik, des Strahlen- und des Datenschutzes sollten vereinfacht werden.
Ziel ist es auch, den Forscherinnen und Forschern mehr Zugang zu Gesundheitsdaten zu eröffnen. Dazu sollen nach Angaben Lauterbachs drei Gesetze, die derzeit erarbeitet würden, zusammenwirken - neben dem nun angekündigten Medizinforschungsgesetz auch ein Gesetz über eine breitere Nutzung von Gesundheitsdaten sowie das geplante Digitalgesetz für die Einführung einer elektronischen Patientenakte für alle Versicherten. Diese Gesetze würden den Pharma-Forschungsstandort Deutschland "deutlich verstärken", sagte der Minister.
Mehr Daten und mehr Förderung
Daten, die bei der Abrechnung von Behandlungen anfielen, sollen künftig bundesweit zusammengeführt werden, wie Lauterbach sagte. Auf diese Weise solle die Forschung sie besser nutzen können. Hierfür gebe es Kooperationen, etwa mit den USA und Großbritannien.
Dem Aufbau neuer Pharma-Produktionsstätten in Deutschland sollten zudem "gezielte Förderinstrumente" dienen, schreibt das Gesundheitsministerium in einem Strategiepapier. Diese würden gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium geprüft. So sollten Start-up-Unternehmen mit steuerlichen Anreizen für Ansiedlungen gewonnen werden. Lauterbach zeigte sich hier trotz der aktuellen Haushaltskrise optimistisch. Das Wirtschaftsministerium habe "hier kluge Ideen".
Im Einklang seien die Pläne für eine Stärkung des Pharmastandorts mit den Ergebnissen eines Spitzengesprächs bei Bundeskanzler Olaf Scholz. Bei dem sogenannten Pharmagipfel hatten unter anderem Spitzenvertreter der Pharmaindustrie, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger teilgenommen. Ergebnisse waren nicht mitgeteilt worden.
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