Nach den Hinweisen auf mögliche Anschlagspläne auf den Kölner Dom haben Spezialeinheiten eine Wohnung in Wesel durchsucht und fünf Männer vorläufig festgenommen. Einer der Männer, ein 30-jähriger Tadschike, sei "zur Gefahrenabwehr" bis zum 7. Januar in Gewahrsam genommen worden, teilte die Polizei in Köln mit. Gegen ihn liegen demnach staatsschutzrelevante Erkenntnisse vor. Die übrigen vier kamen wieder frei. Das Amtsgericht Oberhausen bestätigte dies.

Kripo-Chef Michael Esser sagte: "Wir schöpfen alle rechtlichen Möglichkeiten aus, um die Menschen, den Dom und die bevorstehenden Silvesterfeierlichkeiten zu schützen." Zu den Hintergründen der Ingewahrsamnahme werde die Polizei wegen aktuell laufender Ermittlungen bis auf Weiteres keine Auskünfte erteilen.

Kölner Dom bleibt für Touristen geschlossen

In Köln bleibt der Dom bis auf Weiteres für Touristen geschlossen. "Alle liturgischen Angebote finden statt, touristischer Besuch ist leider nicht möglich", sagte der Sicherheitschef des Doms, Oliver Gassen, der Nachrichtenagentur dpa. "Zwischen den Gottesdiensten wird der Dom geschlossen." Normalerweise werde der Dom von Weihnachten bis Neujahr von mehr als 100.000 Menschen besucht.

Die Sicherheitsbehörden hatten nach dpa-Informationen Hinweise auf einen möglichen Anschlagsplan einer islamistischen Gruppe auf den Kölner Dom und eine Kirche in Wien erhalten. Nach Angaben der Kölner Polizei bezogen sich die Hinweise auf Silvester, die Sicherheitsvorkehrungen wurden aber bereits für die Weihnachtsfeierlichkeiten erhöht.

Polizisten kontrollieren seit Heiligabend die Besucher des Doms. Am Samstagabend hatte die Polizei die Kathedrale bereits mit Spürhunden durchsucht, nach eigenen Angaben jedoch nichts Auffälliges gefunden. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bedankte sich bei den Gottesdienstbesuchern, dass sie sich trotz der Lage "nicht haben ängstigen und erschrecken lassen, sondern dass sie mutig hergekommen sind".

Drei Verdächtige in U-Haft in Wien

Auch in Wien erhöhte die Polizei die Sicherheitsmaßnahmen. In Österreich hatte der Verfassungsschutz am Samstag vier Menschen festgenommen. Unter anderem würden seitdem Datenträger ausgewertet, die bei den Durchsuchungen sichergestellt worden waren, sagte Staatsanwältin Nina Bussek der dpa. Für zwei Männer und eine Frau wurde Untersuchungshaft angeordnet, wie eine Gerichtssprecherin der österreichischen Nachrichtenagentur APA sagte. Gegen sie wird wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung in Verbindung mit terroristischen Straftaten ermittelt.

Gegen eine vierte Person werde nicht wegen Terrorverdachts ermittelt, sagte Bussek weiter. Die Person war bei der Festnahme der drei Verdächtigen zufällig anwesend. Sie wurde wegen Verstoßes gegen fremdenrechtliche Bestimmungen gesucht und deshalb festgenommen.

Nach dpa-Informationen könnte es bei der verdächtigen Gruppe einen Bezug zur Terrorgruppe "Islamischer Staat Provinz Khorasan" (ISPK) geben. Dabei handelt es sich um einen Ableger des Terrornetzwerks "Islamischer Staat", das in Afghanistan schon seit Jahren gegen die militant-islamistischen Taliban kämpft. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien wollte sich dazu nicht äußern.

Verfassungsschutz hat IS-Ableger im Visier

Das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz hatte im April betont, dass die IS-Terrormiliz als Ganzes noch lange nicht zerschlagen sei – auch wenn sie in Syrien und im Irak als weitestgehend besiegt gelte. Behördenchef Thomas Haldenwang sagte damals: "Unter den verschiedenen Ablegern des IS sticht besonders der 'Islamische Staat Provinz Khorasan', kurz ISPK, hervor."

Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober gibt es Befürchtungen, dass es auch in Deutschland zu Anschlägen kommen könnte. In Österreich ist die Terrorwarnstufe nach Angaben der dortigen Polizei nach wie vor erhöht. Die zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen dienten der Aufrechterhaltung der allgemeinen Sicherheit in Österreich.